Man kann dem Deutschen Institut für Normung (DIN) nun wirklich nicht vorwerfen, dass sie dort auf der faulen Haut sitzen. Seit Jahrzehnten bemüht sich der Verein, Klarheit ins Leben der Menschen zu bringen - das gilt auch für die Sprache. Freilich ist auch eine altgediente Institution gegen so berühmt-berüchtigte Wortsalate wie die "Grundstücksverkehrsgenehmigungszu-ständigkeitsübertragungsverordnung" oder das nur wenig harmlosere "Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz" machtlos. Aber immerhin hat es das DIN nun geschafft, nach nur 76 Jahren neue Vorschläge für die Buchstabiertafel zu erarbeiten, die in den Dreißigerjahren von den Nazis ideologisch angepasst wurde, indem sie alle jüdischen Namen tilgten.
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Fast ein durchschnittliches Menschenleben später also hat sich das DIN dazu entschlossen, ganz von den Vornamen abzurücken, um der "Lebensrealität" besser zu entsprechen, nicht zuletzt, weil bislang kaum Frauennamen zum Buchstabieren beitragen durften. Auch wenn es all den Bertas, Doras und Idas dieses Landes leid tun wird, sollen nun Städtenamen zum Zuge kommen, und zwar vornehmlich solche, die auf dem Autokennzeichen nur einen Buchstaben haben. München ist also zum Glück mit dabei, Berlin natürlich auch und - wie könnte man beim Digrafen Qu nicht sofort daran denken: das schöne Quickborn. Weitere Ideen würden noch angenommen, vermeldet die Deutsche Presseagentur.
Da liegt es natürlich auch nahe, sich auf die Regionalität zu besinnen und ein paar Vorschläge speziell für Münchner anzubieten. Die Ida ließe sich perfekt durch Isar ersetzen, die Dora durch Donnersbergerbücke und die Berta durch Berg am Laim. Heiße Kandidaten wären ganz sicher auch G wie Gentrifizierung und W wie Wohnungsnot. Und weil es ein Wort ist, das außerhalb Münchens (nicht mal in Quickborn) kaum ein Mensch kennt, darf natürlich das K wie Kreisverwaltungsreferat nicht fehlen. Fraglich ist übrigens, ob zum Beispiel O wie Oktoberfest noch zukunftsweisend wäre wegen A wie Absage, die schon zwei Mal erfolgte wegen C wie - naja, Sie wissen schon.