Fünf für München:Doppelgänger, Farbenpracht und Sprachgewalt

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Manche sagen, Andreas "Karl" Ravens sei ein Doppelgänger von Oskar von Miller, Gründer des Deutschen Museums. Einmal schlüpfte er für die Kamera schon in dessen Rolle. (Foto: Deutsches Museum)

Andreas "Karl" Ravens dreht im Deutschen Museum Videos, Bumillo vertraut seinen Texten und Stella Nyanzi ist in Sicherheit - die Münchnerinnen und Münchner der Woche.

Von Michael Bremmer, Sabine Buchwald, Martina Scherf und Julia Schriever

Welt der Technik

Wer mit Andreas "Karl" Ravens durchs Deutsche Museum geht, sieht das Haus mit anderen Augen. Der Mann scheint alles zu wissen über Flugzeuge, Schiffe, Kraftmaschinen. Im Lockdown begannen er und seine Kollegen, Videos zu drehen, in der Länge einer "Kaffeepause", damit Museumsfreunde nicht ganz auf den Besuch verzichten müssen. Ravens spricht vor der Kamera so frei und flüssig, als hätte er nie was anderes gemacht. Der studierte Verfahrenstechniker erklärt, was ein Speigatt am Schiff ist und wie die 40 Meter lange U1, die übrigens nie im Kriegseinsatz war, nach München kam. Sein Video über das U-Boot wurde schon 260 000 mal geklickt. Beim Segelschiff Maria, das 70 Jahre auf der Nordsee fuhr, erzählt der gebürtige Niedersachse nicht nur, wie der schwere Zweimaster gesteuert wurde (unter anderem mit dem Hintern), wie unter Lebensgefahr die Fischernetze eingeholt wurden, und was ein Macker ist. Man kriegt auch das Rezept für Scholle "Finkenwerder Art". So macht Museum Spaß. Und natürlich war "Karl" auch im berühmten Bergwerk. Er erzählt, wie sich die Menschen auf der Suche nach Blei, Kupfer und Silber immer tiefer in die Harzer Berge gruben, erklärt, was ein Stürzer ist, welches Zubrot es brachte, wenn der Bergmann den Kübel mit den Ausscheidungen der Kumpel nach oben beförderte, und zitiert nebenbei Heinrich Heine ( www.museumsfernsehen.de/tag/m-com-kaffeepause). Manche sagen, der stattliche Mann mit dem Kinnbart sei ein Doppelgänger des Museumsgründers Oskar von Miller. Einmal schlüpfte er für die Kamera schon in dessen Rolle. Sie steht ihm perfekt.

Welt der Bühne

Bumillo, Poetry-Slammer und Kabarettist, hat die Corona-Pandemie hart getroffen. Jetzt möchte er aktuelle Texte und Lieder veröffentlichen. (Foto: Alessandra Schellnegger)

So etwas ist bitter. Am 10. März 2020 hatte die Soloshow "Es muss rauschen" des Kabarettisten Bumillo, bürgerlich Christian Bumeder, Premiere, drei Tage später mussten alle Bühnen wegen Corona schließen. Nicht mal 30 Auftritte hatte Bumillo mit seinem Programm. Jetzt will er die Texte und Lieder als Album veröffentlichen und hat dafür ein Crowdfunding gestartet. Warum man Bumillo unterstützen sollte? Weil, wie er schreibt, komödiantische Nischen wichtig sind. "Beim Wiederaufbau der Kabarettszene will ich mit dabei sein und anpacken. Wer Hausmann kann, kann auch Trümmerfrau."

Bessere Welt

Die 1981 von Karlheinz Böhm initiierte Stiftung "Menschen für Menschen" hat zwei neue Stiftungsräte aus München: Matthias Siebeck und Peter Schwarzenbauer. Siebeck, 68, ist Mitgründer des Center for International Health an der LMU und als Professor am Institut für Ausbildungsforschung in der medizinischen Fakultät der Universität tätig. 2001 kam er am LMU-Klinikum als Oberarzt mit der Stiftung erstmals in Berührung, als die Organisation anfragte, ob die LMU ein Krankenhaus an der Jimma-Universität in Äthiopien unterstützen könnte. Aktuell beschäftigt ihn die Verbesserung der Gesundheitssysteme in Äthiopien und in Subsahara-Afrika. Peter Schwarzenbauer, 62, Betriebswirt und ehemaliger Vorstand der BMW AG, bringt mehr als 30 Jahre Management-Erfahrung mit internationalen Automobilmarken mit. 2017 gründete er "Make The Planet Great Again" - eine Initiative, die weltweit Projekte fördert, um mit innovativen Ideen und Eigeninitiative die Lebensbedingungen auf unserem Planeten zu verbessern.

Welt der Worte

Stella Nyanzi ist neue Stipendiatin des Writers-in-Exile-Programms des deutschen PEN-Zentrums. (Foto: Konrad Hirsch)

Das PEN Zentrum Deutschland stellt regelmäßig Autorinnen und Autoren, die in ihrem Heimatland verfolgt werden, eine möblierte Wohnung und ein monatliches Stipendium zur Verfügung. Seit Februar gibt es einen Wechsel in der Münchner Wohnung: Die eritreische Schriftstellerin Yirgalem Fisseha Mebrahtu zieht aus. Ihr Stipendium ist zu Ende, sie hat eine neue Wohnung in München gefunden. Stella Nyanzi, 47, aus Uganda zieht ein. Sie ist Wissenschaftlerin, Aktivistin und Dichterin. In ihrer Arbeit schreibt sie über die Auswirkungen von Patriarchat, Frauenfeindlichkeit und Homophobie in Uganda. Sie nutzt dabei die "radikale Unhöflichkeit", vergleicht schon mal den Präsidenten mit einem "Paar Arschbacken". Im April 2017 wurde sie wegen eines Gedichts verhaftet. Sie kritisierte darin den ugandischen Präsidenten Yoweri Museveni, der erst das Wahlversprechen gab, Aufklärung und kostenlose Damenbinden in Schulen anzubieten, und das Versprechen nach der Wahl nicht hielt - angeblich wegen Geldmangels. Weil Stella Nyanzi sich weiter für die Rechte von Frauen und Bedürftigen einsetzte, bekam sie Morddrohungen und wurde weitere Male verhaftet. Unter anderem 2020: In der Coronakrise stiegen in Uganda die Lebensmittelpreise. Zugleich wurde es verboten, Essensspenden an Bedürftige zu verteilen. Stella Nyanzi demonstrierte dagegen, kam drei Tage in Haft. Seit Kurzem ist sie in München. Sie sagt, es sei ein Traum, hier keine Angst vor Bestrafung haben zu müssen. "Jetzt, da ich außer Landes bin, habe ich eine größere Verantwortung (...) zu schreiben und zu sprechen und meine Stimme zu benutzen."

Welt der Farben

Kira Beitz hat in Indien hochqualifizierte Kunsthandwerkerinnen kennengelernt. Jetzt will sie mit ihnen zusammenarbeiten. (Foto: Marina Abadjiff)

Als Kira Beitz, Gründerin und Designerin von "Fish and the Gang", 2012 in Indien die Muster und Stoffe der Saris entdeckte, war sie begeistert von dieser Handarbeit. Da sie aber auch schreckliche Geschichten über das Leid der Frauen mitbekam, wuchs der Wunsch zu helfen. "Ich habe es mir zur Herzensaufgabe gemacht, die indischen Frauen zu unterstützen und ihnen ein familiäres Arbeitsumfeld mit fairen Bedingungen zu schaffen", sagt sie. Aktuell sammelt sie bei einem Crowdfunding Geld, um mit ihrem Modelabel "Hippie Fish" eine Zusammenarbeit mit "Saheli Women" eingehen zu können.

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