Erster Schultag:"Dieses Schuljahr in Präsenz ist ganz wichtig"

Lesezeit: 2 min

Ministerpräsident Söder und Bildungsminister Piazolo besuchen das Wilhelmsgymnasium - dort treffen sie auf maskenmüde Siebtklässler die wissen wollen, wie ihr Schulalltag in der Pandemie nun aussehen wird.

Von Heike Nieder

Hinten in der Ecke links brummt ein Kühlschrank. Oder ist es ein Getränkeautomat? Auch nicht. Bei dem etwa zwei Meter hohen weißen Kasten handelt es sich um ein Lüftungsgerät, das die Luft von schädlichen Aerosolen befreien soll. Der "AirPurifier" steht in einem Oberstufenraum des Wilhelmsgymnasiums, in dem am ersten Schultag nach den Ferien aber ausnahmsweise die Klasse 7d sitzen darf. Der Grund: Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und sein Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) sind am Anfang der ersten Stunde zu Gast.

Im Schlepptau haben sie Journalisten und Fotografen und auf den Bildern für Zeitungen und Fernsehen soll außer den Politikern und Schülern auch der große, weiße Kasten zu sehen sein. Obwohl Söder und Piazolo genau genommen gar nichts mit der Beschaffung dieses Geräts zu tun haben. Das hat nämlich bereits vor einem halben Jahr der Förderverein der Schule gekauft. Wann die mit Fördergeldern des Kultusministeriums finanzierten Luftfilter kommen, weiß beim Staatlichen Wilhelmsgymnasium niemand.

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Dennoch ist der weiße Kasten im Hintergrund wichtig für die Politiker, schließlich soll er für die passenden Bilder zu dem Satz sorgen, den Söder gleich zu Beginn seines Besuchs in den Klassenraum wirft: "Wir wollen, dass es euch gut geht!" Und Piazolo schiebt hinterher: "Dieses Schuljahr in Präsenz ist ganz wichtig." Die Schule sei schließlich nicht nur ein Ort zum Lernen, sondern "der Ort, an dem man seine Freunde sieht".

Die mobilen Lüftungsgeräte, mit denen die Stadt München bis spätestens Weihnachten alle Unterrichtsräume der Klassen 1 bis 6 ausstatten möchte, egal ob städtisch oder staatlich, sind nur ein Baustein, um "die Wahrscheinlichkeit eines möglichst umfassenden Präsenzunterrichtes" zu gewährleisten, wie es das Referat für Bildung und Sport formuliert. Weitere Bausteine sind an weiterführenden Schulen die Selbsttests, die Schüler drei Mal in der Woche vor dem Unterricht machen müssen, und das Tragen von medizinischen Masken - bis vorerst 1. Oktober verpflichtend auch am Platz im Klassenzimmer.

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Letzteres stößt einigen Kindern der 7d auf. Der zwölfjährige Andreas Gliwitzky findet die Maske "anstrengend beim Denken", er bekomme davon oft Kopfschmerzen. Er wünscht sich, "dass die Maskenpflicht schnell vorbei ist". Söder erklärt, gerade jetzt am Anfang des Schuljahres seien Masken besonders wichtig, um Ansteckungen zum Beispiel von Urlaubsrückkehrern zu vermeiden: "Das ist wie beim Fußball: Das Wichtigste ist der Saisonstart."

Was den Siebtklässlern auch unter den Nägeln brennt: "Darf man irgendwann nur noch mit Impfung zur Schule?" Die Ständige Impfkommission empfiehlt seit Mitte August eine Impfung gegen das Coronavirus für alle Jugendlichen ab 12 Jahren. Söder sagt, es werde keine Impfpflicht geben. Aber: "Meine beiden Söhne sind geimpft." Er könne die Impfung nur empfehlen. "Es gibt schöneres im Leben als eine Spritze, aber das ist auch das einzig Unangenehme." Piazolo ergänzt: "Es wird bald auch an Schulen ein Angebot geben, dass sich Schüler vor Ort impfen lassen können." In Deutschland sind bereits gut 26 Prozent aller 12- bis 17-Jährigen vollständig geimpft. Knapp 37 Prozent haben eine Erstimpfung erhalten.

© SZ vom 15.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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