Infektionskrankheit:Neuer Corona-Fall in München

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Bis zu 30 Betten könnte das Klinikum Schwabing im Notfall für erkrankte Coronavirus-Patienten bereitstellen. (Foto: Getty)
  • In Bayern sind am Wochenende insgesamt sieben neue Coronavirus-Fälle bestätigt worden, seit Sonntag gibt es auch in München einen neuen Fall.
  • Es gilt als wahrscheinlich, dass die Zahl der Infizierten in der Stadt in den nächsten Tagen steigen wird.
  • Im Notfall könnte die Klinik in Schwabing Kapazitäten aufstocken.

Von Martin Bernstein, München

In München gibt es einen neuen Coronavirus-Fall. Das hat das bayerische Gesundheitsministerium am Sonntagnachmittag bestätigt. Details zu dem Patienten, zu möglichen Infektionswegen und Kontaktpersonen wollte ein Sprecher des städtischen Referats für Umwelt und Gesundheit (RGU) nicht nennen.

Unter den mindestens sieben neuen Fällen in Bayern, die am Wochenende gemeldet wurden, sind drei weitere aus dem Großraum München - aus den Landkreisen Freising, Ebersberg und Starnberg. Diese Patienten befinden sich in häuslicher Quarantäne oder in örtlichen Kliniken. Die Gesundheitsbehörden ermitteln laut Ministerium mögliche Kontaktpersonen sowie Zusammenhänge zu bislang bekannten Fällen.

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Das Robert-Koch-Institut schätzt die Gefahr, sich in Bayern an dem neuartigen Coronavirus zu infizieren, derzeit als gering bis mäßig ein. Schulen und Kindertagesstätten sind geöffnet. Wie die Stadt München am Sonntagabend aber informierte, sollten Kinder und Jugendliche, die innerhalb der vergangenen 14 Tage in einem offiziell benannten Risikogebiet waren, - unabhängig von Symptomen - unnötige Kontakte vermeiden und nach Möglichkeit zu Hause bleiben. Die Schule sei darüber in Kenntnis zu setzen, heißt es in der Mitteilung der Stadt. In diesem Fall sei die Nichtteilnahme am Unterricht entschuldigt. Als Risikogebiete gelten unter anderem die Lombardei und die Stadt Vo in der Provinz Padua in Venetien. Zudem hat die Stadt Dienstanweisungen erlassen, denen zufolge städtische Beschäftigte, die in den vergangenen 14 Tagen in einem Risikogebiet waren und keine Krankheitssymptome haben, ebenfalls unnötige Kontakte vermeiden und nach Möglichkeit zu Hause bleiben sollten. Die Betroffenen müssten sich telefonisch mit ihrer Dienststelle in Verbindung setzen. Städtische Lehrkräfte allerdings blieben unter denselben Voraussetzungen, wie es heißt, im Dienst. Ausnahmen seien möglich, wenn dadurch kein Unterricht ausfalle. Reisen in Risikogebiete sollten unterbleiben. Derweil hat die Messe München die Cyber-Sicherheitsmesse "Command Control" abgesagt, die am Dienstag und Mittwoch in Riem geplant war. Die Brautmesse ABC und die Münzmesse Numismata im MOC sollten dagegen stattfinden. Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) wies allerdings nach einer ersten Sitzung des Coronavirus-Kristenstabs des Freistaats am Sonntagabend auf eine geänderte Risikobewertung gerade bei Großveranstaltungen hin. Der Schutz der Bevölkerung gehe auf jeden Fall vor, sagte sie. Als wahrscheinlich wird angesehen, dass auch in München die Zahl der Infizierten in den nächsten Tagen steigt. So wohnen in der Stadt etliche Mitarbeiter eines 52-jährigen Geschäftsmanns aus dem Landkreis Ebersberg, der beruflich Kontakte nach Italien unterhält und bei dem das Coronavirus am Freitag nachgewiesen wurde, ohne dass bei ihm Symptome festzustellen waren. Sie stehen ebenso unter häuslicher Quarantäne wie der Mann selbst sowie dessen Ehefrau und Tochter, die vor den Ferien eine Münchner Schule besuchte. Bei allen Kontaktpersonen seien Rachenabstriche durchgeführt worden, heißt es von den Behörden aus dem Nachbarlandkreis. Die Untersuchungsergebnisse standen am Sonntag aber noch aus.

Im Notfall könnte die Klinik in Schwabing Kapazitäten aufstocken, teilt das Gesundheitsreferat mit. Bis zu 30 Betten stünden dann für die Versorgung von Coronavirus-Patienten zur Verfügung. "Wer hohes Fieber hat, hat mit sehr großer Wahrscheinlichkeit eine normale Erkältung oder Grippe", zitiert die Behörde Chefarzt Clemens Wendtner.

© SZ vom 02.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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