Coronavirus in München:Stadt will mobile Impf-Teams losschicken

Lesezeit: 2 min

Da lang: Ein Schild am Straßenrand weist den Besuchern, die mit dem Auto anreisen, den Weg zum Impfzentrum bei der Messe Riem. Bald soll es zusätzliche Impf-Möglichkeiten in den Stadtvierteln geben. (Foto: dpa)

Sie sollen Senioren direkt in den Stadtvierteln versorgen - dezentral und damit nahe am Wohnort der Menschen.

Die Stadt will mobilitätseingeschränkte Seniorinnen und Senioren möglichst schnell dezentral und damit nahe an ihrem Wohnort impfen. "Das Gesundheitsreferat ist bereits in der Planung, um zu diesem Zweck mobile Impfteams beispielsweise in die Alten- und Servicezentren schicken zu können", sagt Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Neben dem Transport und der Lagerung bei Minusgraden besteht laut Reiter noch das Problem, dass "die bayernweite Online-Terminvergabe hierzu noch entsprechend angepasst werden muss". Bisher sieht das System dezentrales Impfen nicht vor. Grundsätzlich will der Oberbürgermeister jedoch weg von der Organisation mit einem Impfzentrum. "Langfristig ist geplant, dass auch Hausärztinnen und Hausärzte Impfungen gegen das Coronavirus anbieten können."

Das Konzept für dezentrale Impfungen stehe bereits, sagt Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek (SPD). Wann die Software soweit sei, dass ein geordneter Ablauf möglich sei, könne man noch nicht auf den Tag oder die Woche genau sagen. "Es ist mein ausdrücklicher Wunsch, dass wir das noch in diesem Quartal auf die Reihe bringen", sagt Zurek. Die Logistik und die Durchführung sollen die mobilen Impfteams übernehmen, die "bereits in den vollstationären Pflegeeinrichtungen" tätig gewesen seien, heißt es aus ihrem Haus.

Riem
:Warten, frieren, bangen vor dem Impfzentrum

Aus Angst, sie könnten ihren Termin verpassen, kommen viele Senioren deutlich früher als sie müssten zum Impfzentrum in der Messe - das führt zu Gewusel und Ärger. Die Organisatoren wollen nun reagieren.

Von Ekaterina Kel

Mit dem Sozialreferat werde nun abgestimmt, welche ASZ in Bezug "auf Standort, räumliche Voraussetzungen und Einzugsgebiet" als Basis für mobile Impfteams geeignet seien. Schlangen vor dem Impfzentrum an der Messe, frierende Seniorinnen und Senioren, eine umständliche Anfahrt - die Situation zu Beginn dieser Woche war für alle Beteiligten unbefriedigend.

"Nach dem Desaster mit dem fehlenden Impfstoff nun ein zweites Desaster vor dem Impfzentrum, so kann es nicht weitergehen", ärgert sich etwa CSU-Fraktionsvize Hans Theiss. Seine Partei forderte früh im Januar mehrere Impfzentren. Mit der Sorge um die Senioren steht die CSU nicht alleine da. Mitte Januar hatte auch die SPD bereits gefordert, dass "in unseren Alten- und Servicezentren und in Seniorenwohnanlagen" geimpft werden soll.

Der Druck, schnellstmöglich dezentral zu impfen, wächst

Ein Service mit mobilen Teams sei "wesentlich praktikabler" als mehrere Impfzentren über die Stadt verteilt, sagt Fraktionschefin Anne Hübner. Die Grünen können sich mobile Impfteams ebenfalls vorstellen, setzen aber auch auf Busse, die Senioren in den Vierteln abholen und in das Impfzentrum nach Riem bringen, sagt Angelika Pilz-Strasser, Gesundheitssprecherin ihrer Fraktion. Der Corona-Krisenstab befürwortet die Impfung in Alten- und Service-Zentren (ASZ) ebenfalls.

An den 32 Einrichtungen werde es nicht scheitern, ist Kai Weber, Leiter des ASZ in Sendling, überzeugt. Die meisten seien bereit, Räume zur Verfügung zu stellen, und der Bedarf sei groß. Wenn man wolle, dass sich möglichst viele Senioren impfen lassen, müsse man dafür sorgen, dass der Impfstoff zu ihnen kommt und nicht umgekehrt, sagt Weber. Er und seine Mitarbeiter telefonierten täglich mit Senioren aus ihrem Stadtviertel. Was viele umtreibt, ist der weite, umständliche Weg nach Riem. Fast alle seien auf Begleitung durch Angehörige oder Freunde angewiesen. Jedoch habe etwa ein Drittel von ihnen niemanden, der sie begleiten könnte. "Wir haben es nicht im Kreuz, sie alle zu bringen."

Der Druck, schnellstmöglich dezentral zu impfen, wächst auch durch unmissverständliche Forderungen vieler Bezirksausschüsse. Die Gremien in Allach-Untermenzing, Pasing-Obermenzing und in Aubing-Lochhausen-Langwied verlangten zum Beispiel eine zweite Anlaufstelle im Münchner Westen. Aber auch der im Osten gelegene Bezirksausschuss Bogenhausen will Senioren lieber im örtlichen ASZ als im Impfzentrum in der Messe in Riem impfen lassen.

© SZ vom 11.02.2021 / anna, czg, eda, heff, kel, ole - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusArbeitserlaubnis
:"Anrufen können Sie vergessen, da erreichen Sie eh keinen"

Schlange stehen um drei Uhr morgens, verschwundene Dokumente, versandete Anträge: Wer in München auf ein Visum angewiesen ist, hat oft ein Problem: Die Ausländerbehörde ist überfordert - und schreckt damit auch dringend benötigte Spitzenkräfte ab.

Von Julian Hans

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: