Kaffee, der ein bisschen nach Thymian schmeckt. Oder nach Zitrusfrüchten und Holunder. Aromen von Bratapfel oder Oolong-Tee, weinartige Säuren. Solche besonderen Kreationen bekommt man bei den Stray Coffee Roasters. Ursprünglich nur eine Rösterei in Obersendling, seit April dieses Jahres auch ein Café im Westend.
Die Kaffeemühle brummt, aus Boxen tönt experimentelle Musik, eine Mischung aus Yoga-Gongs und Jazz. Kaffee-Nerds fachsimpeln über Grammzahlen und die Anzahl der Sekunden, in der die braune Brühe aus der Siebträgermaschine läuft. Rechts an der Wand hängt ein silbernes Ungetüm, eine Filtermaschine, die das Wasser von fast allen Mineralien befreit. Das gefilterte Wasser wird dann wieder mit Leitungswasser gemischt - der Mix soll den Kaffee besonders lecker machen.

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Keine Sorge, auch Menschen mit ungeübten Gaumen dürfen hier einen Cappuccino bestellen. Auf den ersten Blick scheint die Karte tatsächlich eher unspektakulär: Flat White, Filterkaffee, Cold Brew. Doch die Profis unter den Gästen kommen an die Theke und fragen nach einer bestimmten Kaffeesorte. Diese wechseln ständig. Es gibt zum Beispiel "Tesfaye Bekele": samtig süß, mit einer eleganten Säure, so soll sie schmecken. Die Baristas freuen sich, ihr Nischenwissen vorführen zu können und beraten ausführlich.
Die Kaffeebohnen importieren die Betreiber Ilan Bachl und Matthias Feldmeier zum Beispiel aus Äthiopien, Costa Rica oder Vietnam und rösten diese dann in Obersendling. Die Bohnen kann man vor Ort im Café kaufen, online im Shop bestellen oder sich als Abo nach Hause liefern lassen.


Bachl und Feldmeier legen Wert auf einen fairen Umgang mit ihren Geschäftspartnern. Deswegen tragen die Kaffees immer die Namen der Produzentinnen und Produzenten. Auf den Verpackungen und online sind zudem alle Kosten entlang der Lieferkette aufgelistet und man erfährt, wer den Kaffee wie anbaut. Diese "radikale Transparenz" sei ihr Alleinstellungsmerkmal, sagt Feldmeier.
Was gibt es und was kostet es?
Ein üppiges Frühstücksangebot darf man nicht erwarten - der Fokus liegt hier auf dem Kaffee. Dazu gibt es Croissants. Der Cappuccino kostet 3,40 Euro, ein Espresso 2,40 Euro. Einen Affogato bekommt man für 5,50 Euro. Es gibt aber auch Tee. "Verurteilt mich nicht!", sagt ein Gast, als er einen bestellt.


Der Cappuccino mit Bohnen aus Costa Rica soll nach Marzipan und Kirsche schmecken und damit an eine Schwarzwälder-Kirschtorte erinnern. Zugegeben, vielleicht muss man erst lernen, solche Noten zu erahnen, schmecken tut das Ganze trotzdem gut.
Wen trifft man hier?
Das helle, minimalistisch eingerichtete Café ist ein Ort, der Hipster anzieht: Schnurrbärte, Tattoos und Tennissocken, die aus weißen Turnschuhen lugen, muss man hier nicht lange suchen. 90 Prozent sei Stammpublikum, das Stray sei ein Nachbarschaftskaffee, sagt Feldmeier. Eine Mischung aus jungen Eltern mit Kindern, Studierenden mit Rennrädern und digitalen Nomaden mit Laptops. Wlan gibt es allerdings keins.
Vor der großen Glasfront sitzt man auf Barhockern, hier kann man ungestört lesen oder sich bei gutem Wetter draußen auf der Bank verabreden.
Aktuell planen Bachl und Feldmeier Renovierungsarbeiten, denn sie wollen die Inneneinrichtung neu gestalten, die sie vom Vorgänger-Café übernommen haben. Um das nötige Geld dafür zusammenzutreiben, vergeben sie "Genussrechte". Die Gäste können in ihr Lokal investieren und bekommen dafür Zinsen und Kaffee. Gemeinschaftlich soll das Stray so zu einem noch schöneren Ort werden.
Stray Coffee Roasters , Gollierstraße 30, 80339 München, Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 8 bis 17 Uhr