Solarzellen auf zwölf Quadratmetern:Ein Bus tankt Sonne

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Buszug mit Kraftwerk auf dem Dach: Die MVG und Sono Motors - hier Sono-Motors-Chef Laurin Hahn (links) mit seinem Chefentwickler Mathieu Baudrit - starten den Probebetrieb. (Foto: Catherina Hess)

Im Münchner Linienbetrieb ist der erste Bus mit einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach unterwegs. Pro Jahr und Fahrzeug könnte das 2500 Liter Diesel einsparen.

Von Berthold Neff

Alles Gute kommt von oben: Mit Solarzellen auf dem Dach startet ein Buszug-Anhänger der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG ) nun zu einem Pilotprojekt im Linieneinsatz. Die Energie aus der Sonne, die mit Photovoltaik-Modulen auf einer Fläche von etwa zwölf Quadratmetern auf dem Fahrzeugdach eingefangen wird, unterstützt die elektrisch betriebenen Systeme im Bus, unter anderem die Klimaanlage und die Bildschirme an Bord. "Das ist ein wichtiger Baustein hin zur klimafreundlichen Mobilität", sagte Münchens zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne) am Donnerstag bei der Präsentation auf dem Gelände des MVG-Busbetriebshofs an der Hans-Thonauer-Straße.

Die Sonne, die den ganzen März über geradezu verschwenderisch vom Himmel gestrahlt hatte, versteckte sich zwar an diesem Vormittag hinter grauen Wolken, aber für die Module auf dem Dach reicht auch ein diffuses Licht, um Strom zu produzieren. Der Test im Linienbetrieb soll zeigen, wieviel Energie die Solarzellen produzieren können, abhängig auch von der Verschattung, die auf manchen Strecken aufgrund der hohen Gebäude am Straßenrand auch gegeben sein kann.

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Veit Bodenschatz, Geschäftsführer und Bereichsleiter Bus der MVG, wies darauf hin, dass die Klimaanlage im Anhänger besonders an heißen Sommertagen mehr Strom verbrauche, als das Zugfahrzeug über die Batterie liefern könne. Die Solarzellen könnten deshalb entscheidend für Entlastung sorgen. Erwartet wird, dass die Photovoltaik auf dem Anhängerdach pro Jahr und Fahrzeug etwa 2500 Liter Dieselkraftstoff vermeiden hilft.

2023 startet die Produktion eines Autos mit Solarzellen an der Karosserie

Entwickelt hat die Photovoltaik-Anlage für den Betrieb im öffentlichen Personennahverkehr das Münchner Start-up Sono Motors. Sono-Chef Laurin Hahn sagte bei der Präsentation, es sei angesichts der Klimakatastrophe wichtig, alles zu tun, um fossile Energieträger zu vermeiden. Sono Motors ist eines der erfolgreichsten Münchner Start-ups und wird mit 1,7 Milliarden Euro bewertet, vor einem halben Jahr schaffte das Unternehmen mit inzwischen 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den Sprung an die Börse. Von 2023 an soll der "Sion", das Auto mit Solarzellen an der Karosserie, in Schweden produziert werden.

Laurin Hahn, der vor neun Jahren in einer Garage im Münchner Süden zusammen mit seinem Schulfreund Jona Christians begonnen hatte, an einem alten Twingo herumzuschrauben, ihm Solarzellen und einen Elektromotor verpasste, sprach nun von einem "Meilenstein auf der Mission, jedes Fahrzeug mit Solarzellen auszustatten". Die Solar-Technologie im Verkehr habe hohes Potenzial. Zum ersten Mal in der noch jungen Geschichte des Unternehmens werde diese Technik nun im Nahverkehr eingesetzt und werde helfen, den Ausstoß am klimaschädlichen Kohlendioxid zu verringern.

Den Pilotversuch im laufenden Betrieb bezuschusst die Stadt im Rahmen des "Integrierten Handlungsprogramms zur Förderung von Elektromobilität in München". Das Geld dürfte gut angelegt sein, findet Mathieu Baudrit, Solar-Entwicklungschef bei Sono Motors: "Wir zapfen so die billigste Energiequelle der Welt an."

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