Saisonstart:Es plätschert wieder in der Stadt

Lesezeit: 2 min

Saisoneröffnung auf dem Wiener Platz bei kühlem Aprilwetter: Im Sommer können sich die Menschen hier erfrischen, aus dem Brunnen plätschert Trinkwasser. (Foto: Mark Siaulys Pfeiffer)

Rund 200 Brunnen waren im Winterschlaf, nun wird die Holzverkleidung abgenommen. Aus 48 Brunnen sprudelt inzwischen sogar Trinkwasser - etwa am Wiener Platz, wo sich um die Fischerbuberl-Figur einst ein bizarrer Streit entspann.

Von Katharina Thümler, Haidhausen

Die ersten Sonnenstrahlen finden ihren Weg über die Hausdächer auf den Wiener Platz. Er liegt an diesem Donnerstag noch ruhig da, nur vor dem einen oder anderen Marktstand tummeln sich schon Besucher. Inmitten der Cafés, Boutiquen und Steuerbüros steht zentral der Fischerbuberl-Brunnen.

Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und Baureferentin Jeanne-Marie Ehbauer haben sich vor der Jungenfigur eingefunden, um den Start der Brunnen-Saison feierlich zu begehen. Der Fischerbuberl-Brunnen ist damit dieses Jahr der erste, aus dem wieder das kühle Nass sprudelt.

Newsletter abonnieren
:München heute

Neues aus München, Freizeit-Tipps und alles, was die Stadt bewegt im kostenlosen Newsletter - von Sonntag bis Freitag. Kostenlos anmelden.

Bis Mitte Mai sollen insgesamt 201 städtische Brunnen aus ihrer Holzverschalung befreit werden. Um die Bausubstanz und die Brunnentechnik vor Tauwasser, Frostschäden und Verschmutzungen zu schützen, werden die meisten Brunnen von Oktober an winterfest verpackt. Dafür sind laut dem Baureferat rund 5 300 Quadratmeter Holz notwendig. Nur 19 Brunnen, etwa die Brunnen am Viktualienmarkt oder der Fischbrunnen am Marienplatz, bleiben über den Winter aktiv.

Seit Donnerstag können Marktbesucherinnen und -besucher ihre selbst mitgebrachten Flaschen am Wiener Platz mit Trinkwasser auffüllen. Der Brunnen ist einer von insgesamt 32 umgebauten Trinkwasserspendern. Damit möchte das Baureferat auf die Bedürfnisse der Menschen in den Sommermonaten eingehen, sagt die Baureferentin Ehbauer. "Jeder sollte genug trinken." Trinkwasserbrunnen seien dadurch, dass sie verpackungsfrei und unentgeltlich seien, eine "nachhaltige und soziale Sache". Damit gibt es in München jetzt 48 Brunnen mit Trinkwasser.

Der Stadtrat habe außerdem Mittel für den Neubau weiterer 109 Trinkbrunnen oder Wasserspender zur Verfügung gestellt, meldet der Hauptabteilungsleiter des Gartenbaus Florian Hochstätter. Dafür wurden moderne Wasserspender entwickelt - wie zum Beispiel am Rindermarkt. Das Wasser kommt dort per Knopfdruck.

Wer muss das Hinterteil ertragen?

Egal ob modern oder historisch: Alle ausgeschilderten Trinkwasserbrunnen werden laut dem Baureferat zweimal die Woche gereinigt, gewartet und geprüft. Zusätzlich werde die Wasserqualität regelmäßig getestet und dadurch sichergestellt. "Ein gewisses Vertrauen muss man mitbringen", sieht Reiter ein und gönnt sich den ersten kalten Schluck aus dem Brunnen.

Der Oberbürgermeister schmunzelt: "Das Ding hat 'ne sehr alt' Geschicht'." Eine Informationstafel am Brunnen fasst das jedenfalls denkbar knapp zusammen: Abguss von Ignaz Taschner 1934. Die etwas längere Version geht so: Taschner (1871-1913) war 1889 Student der Münchner Akademie der Bildenden Künste und wurde noch zu Lebzeiten ein gefeierter Bildhauer. Sein Fischerbub, erschaffen 1910, stand ursprünglich an der Prälat-Zistl-Straße, unweit des Viktualienmarktes. Als die Schrannenhalle wiederaufgebaut wurde, musste die Figur 2003 auf den Wiener Platz umziehen.

Kann man trinken: Im Brunnen auf dem Wiener Platz plätschert inzwischen Trinkwasser, Bürgermeister Dieter Reiter kostete im April schon mal vor. (Foto: Mark Siaulys Pfeiffer/Mark Siaulys Pfeiffer)

Was dort prompt zu Diskussionen führte: In welche Richtung sollte der nur mit einer Mütze bekleidete Junge mit einem Fisch in jeder Hand schauen? Die Standbetreiber und die Politiker aus Haidhausen hatten gegensätzliche Vorstellungen. Während die Politiker den Jungen in Richtung Johannisplatz blicken lassen wollten, mochten die Marktbetreiber bei der Arbeit partout nicht auf den nackten Po sehen.

Am Anfang konnten sie sich auch durchsetzen. Während der Bauarbeiten ließen sich die Arbeiter von den Bürgern vor Ort überzeugen und richteten den Jungen Richtung Markt aus. Doch das Baureferat ließ ihn anschließend wieder um 180 Grad drehen - und die Markthändler hatten damit doch das Nachsehen. Oder eher: ein Hinsehen, das sie nicht wollten.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusGesellschaft
:"Tendenziell unterschätzen die Menschen, wie ungleich der Reichtum verteilt ist"

300 000 Menschen sind in München offiziell armutsgefährdet. Die Ökonomin Lisa Windsteger forscht zur zunehmenden sozialen Ungleichheit und sagt: Armut wird unsichtbar, je größer die Unterschiede werden. Ein Gespräch. 

Interview von Bernd Kramer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: