Kunst im öffentlichen Raum-:Gedankliche Verbindung zwischen geteilten Welten

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Das Kunstwerk "Brückenspross" kennen viele Münchner noch von seinem früheren Standort an der Isar. Jetzt ist die Skulptur im Werksviertel aufgebaut. (Foto: Ivana Bilz)

Die Kunstinstallation "Brückenspross" zieht von der Isar ins Werksviertel - und verweist dort auf die fehlende Anbindung nach Haidhausen.

Von Allegra Knobloch

Ein Labyrinth aus Unterführungen und Bahngleisen (aka der Ostbahnhof) trennt das urbane Werksviertel vom historischen Haidhausen. Auch die unterirdische Beschilderung scheint nicht verhindern zu können, dass so einige sich in den Gängen verlaufen. Auf eine städtebauliche Verbindung der beiden Stadtteile, etwa in Form einer Fußgängerbrücke, warten die Münchnerinnen und Münchner bisher vergeblich. Nun erinnern die Betreiber des Werksviertels mittels eines Kunstwerks an die geplante Anbindung. Sein Name: der Brückenspross.

So mancher Münchner erinnert sich an das Projekt des Ateliers Bow-Wow aus Tokio in Kooperation mit dem Architekturbüro Hannes Rössler auch noch in anderem Zusammenhang. Da stand es am Isarufer und wurde zum begehrten Selfie-Spot. Nun aber thront es seit dem 23. November auf einem der Schiffscontainer im Werksviertel an der Ecke zwischen Atelier- und Friedensstraße. Das Holz der Installation, an die Tradition der Flößerei angelehnt, steht im Kontrast zu dem Beton, Glas und Stahl in seiner Umgebung.

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Eine Brücke, eigentlich dazu gemacht, Orte zusammenzuführen, die sehnsüchtig in Richtung Haidhausen ragt - und ins Nichts führt. Mit seinem fragmentarischen Charakter verweist der Brückenspross auf das, was hier fehlt: der Anschluss. Begibt man sich sonst auf eine Brücke, um in ein neues Gebiet zu gelangen, steht man hier vor den Abgründen der S-Bahn-Schluchten. Von oben erscheint die Kluft unendlich, die Altstadt auf der anderen Seite unerreichbar.

An der Isar stand der Spross, auch als "Brücke ins Nichts" bekannt, mehr als zwei Jahre lang. An seinem neuen Standort im Münchner Osten fehlt noch die Zugangstreppe und eine Absturzsicherung, bevor das Kunstwerk eröffnet und für alle zugänglich wird. Der Brückenspross ist der OTEC GmbH, die das Werksviertel betreibt, bis 2033 überlassen worden. Eine fromme Hoffnung, dass es nicht ganz so lange brauchen könnte, bis eine richtige Brücke über das Bahngelände nach Haidhausen führt.

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