Möglicher Bezug zu Krieg in Nahost:Bombendrohung an Münchner Schulen

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Unter anderem beim Albert-Einstein-Gymnasium in Harlaching ging eine Bombendrohung ein. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Polizei berichtet von gleichlautenden Schreiben, die per E-Mail an verschiedene Einrichtungen gingen. Darin stellt der Verfasser einen Bezug zur Hamas her.

Von Kathrin Aldenhoff, Isabel Bernstein und Anita Naujokat

Seit Dienstag ist auch München von der bundesweiten Serie von Bombendrohungen mit Hamas-Bezug an Schulen betroffen. Laut Polizei wurden an mindestens fünf überwiegend weiterführende Schulen im Stadtgebiet am Montagabend und in der Nacht zu Dienstag gleichlautende Schreiben per E-Mail in einem Mischmasch aus Deutsch und Arabisch adressiert. Diese kamen allerdings nicht direkt bei den Schulen an, sondern wurden vorher herausgefiltert.

Wie die Polizei weiter mitteilt, hat der Inhalt der E-Mails nichts mit den einzelnen Schulen zu tun. Es seien keine zielgerichteten Drohungen gegen sie, sondern eher eine "willkürliche und abstrakte E-Mail-Verteilung", sagte ein Sprecher. Es seien vermutlich viel mehr Schreiben im Umlauf, die von Firewalls blockiert wurden oder noch in Spam-Ordnern hingen, die Zahl der Schulen könne sich noch erhöhen.

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Die Schulen seien von der Polizei nicht durchsucht worden, weil nach einer Bewertung keine Gefahrenlage ersichtlich war. Am Albert-Einstein-Gymnasium in Harlaching endete der Unterricht am Dienstag trotzdem vorzeitig um 11.20 Uhr. "Wir haben uns entschieden, den präventiven Weg zu gehen", sagte Schulleiterin Marion Freytag. Aufregung herrschte zudem am Asam-Gymnasium in Giesing, an dem es versehentlich wegen Wasserdampfs in der Mensaküche zu einem Feueralarm gekommen sei, weswegen das Gebäude geräumt worden sei. Das habe aber laut Schulleitung nichts mit Bombendrohungen zu tun.

Weitere Schulnamen nannte die Polizei nicht und verwies auf das Münchner Bildungsreferat. Das wiederum teilte mit, man nenne keine Namen oder sonstigen Details zu einzelnen Schulen, unter anderem um Nachahmungs-Taten zu verhindern.

Am Mittwoch soll wieder normal Unterricht stattfinden

Ein Sprecher des Bildungsreferats bestätigte der SZ nur, dass Münchner Schulen von den Drohungen per Mail betroffen sind. "Es gibt hier niemanden, der das auf die leichte Schulter nimmt", sagte der Sprecher. "Wir sind im Austausch mit den Sicherheitsbehörden und wir nehmen die Drohungen so ernst, wie die Polizei sie nimmt. Wir können uns auf deren fundierte Einordnung verlassen." Demnach liegt keine konkrete Gefahr vor, die Mails seien an viele Einrichtungen verschickt worden.

Über die Schulen hinaus hätten noch weitere Institutionen in der Stadt wie ein Radiosender die Drohschreiben erhalten. Über die genaue Anzahl konnte ein Polizeisprecher nichts sagen. "Wie es aussieht, ist da eine gleichlautende E-Mail kopiert und an Hunderte Stellen in Deutschland rausgegangen", sagte der Polizeisprecher weiter. Die Drohungen in München unterschieden sich durch nichts von den anderen. Sämtliche Landeskriminalämter im Land seien damit befasst.

Die Hintergründe sind derzeit unklar, laut Polizei hat der oder haben die Verfasser versucht, einen Bezug zur Hamas und dem Krieg im Nahen Osten herzustellen. Die Schulen in München hätten Sicherheitskonzepte und Notfallpläne, sie wüssten im Ernstfall, was zu tun sei, sagte der Sprecher des Bildungsreferats. Es gebe bisher keine Hinweise darauf, dass am Mittwoch Unterricht ausfalle. Auch ein Sprecher des Kultusministeriums ging davon aus, dass am Mittwoch normaler Unterricht stattfindet.

In ganz Deutschland erhalten Schulen derzeit Bombendrohungen

"Der Schutz und die Gesundheit aller Mitglieder der Schulfamilien haben für uns höchste Priorität. Im Zweifel geht immer die Sicherheit vor", teilte Kultusminister Michael Piazolo (FW) am Dienstag mit. Die Einschätzung von Drohschreiben und E-Mails obliege dabei den Experten der Polizei vor Ort sowie dem Innenministerium. Überall im Freistaat stünden speziell ausgebildete Kriseninterventions- und -bewältigungsteams bereit, an jeder Schule darüber hinaus ein Schulpsychologe sowie ein schulisches Krisenteam.

"Wir sind also grundsätzlich für eine solche Situation an den Schulen sehr gut aufgestellt. Die aktuellen Bedrohungen sind dabei nicht nur an den direkt betroffenen Schulen, bei den dortigen Mitarbeitern, Lehrerinnen und Lehrern sowie Schülerinnen und Schülern ein Thema, sondern man spricht auch an allen anderen Schulen darüber. Unsere Lehrkräfte verstehen es aber sehr gut, auf ihre Schülerinnen und Schüler einzugehen, sie zu betreuen, zu unterstützen und auch zu sensibilisieren."

Auch an anderen Schulen in Bayern waren in den vergangenen Tagen Drohungen eingegangen. Die Serie setzte sich am Dienstag fort: Laut Polizei gingen Drohmails in Bayreuth, Hollfeld in Oberfranken, in Straubing, im schwäbischen Friedberg sowie in Neumarkt in der Oberpfalz ein. Der Verfasser der Drohschreiben in Oberfranken hat laut Polizei ebenfalls versucht, einen "Bezug zur Hamas herzustellen"; in Neumarkt habe es Bezüge zum Ukraine-Konflikt gegeben. Auch an Schulen in Erfurt, Solingen, Mönchengladbach, Mannheim und Karlsruhe sowie beim ZDF in Mainz gab es am Montag nach Drohungen größere Polizeieinsätze.

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