Berg am Laim:Weder nachhaltig noch klimaneutral

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Der Wunsch nach einem Vorzeigequartier auf dem "Truderinger Acker" bleibt unerfüllt

Von Lea Kramer, Berg am Laim

Einen Sommer haben die Sonnenblumen am Rand des Ackers an der Truderinger Straße noch. Dann werden sie weg sein, genauso wie das landwirtschaftlich bestellte Feld selbst. Auf einer der letzten großen unbebauten Flächen im Stadtbezirk Berg am Laim, dem "Truderinger Acker" werden mehr als 800 Wohnungen entstehen. Der Wunsch, dass das Quartier in Sachen Nachhaltigkeit beispielhaft wird, scheint sich aber nicht zu erfüllen.

Rund um die Bebauung des 6,8 Hektar großen Geländes nahe der S-Bahnhaltestelle Berg am Laim hatte es in der Vergangenheit im wieder Diskussionen gegeben. Nur wenige Änderungswünsche vonseiten der Anwohner und Lokalpolitiker wurden in die Planungen für das Projekt aufgenommen, das ein Unternehmen der Büschel-Gruppe entwickelt. Neben 820 Wohnungen auf gut 83 000 Quadratmetern Geschossfläche soll auf dem Acker auch ein 15-stöckiges Hochhaus entstehen. Einen Teil der Wohnungen hat sich die städtische Wohnungsgesellschaft Gewofag reserviert. 200 Wohnungen in vier der insgesamt zehn Gebäudeblöcke sind damit ins Portfolio der Gewofag gewandert.

Vor diesem Hintergrund hat der Bezirksausschuss (BA) Berg am Laim angeregt, dass das neue Viertel möglichst nachhaltig und klimaneutral bebaut wird. So sollen dort nachhaltige Rohstoffe und organisches Dämmmaterial wie Hanf oder Holzwolle zum Einsatz kommen. Darüber hinaus soll geprüft werden, ob Photovoltaik-Anlagen, ein Anschluss an das Fernwärmenetz sowie die Verwendung von Wärmepumpen möglich sind. Außerdem sollen nach dem Wunsch der Stadtviertelvertreter Dächer und Fassaden begrünt und die Freiflächen des Quartiers am besten gar nicht versiegelt werden.

Das Referat für Stadtplanung und Bauordnung sieht allerdings wenig Spielraum für Maßnahmen, die über die baurechtlichen und städtischen Vorgaben hinausgehen. In einem Schreiben an den Bezirksausschuss heißt es, dass Themen der Bauausführung "planungsrechtlich nicht gesichert und umgesetzt werden können". Verhandlungen mit dem Projektentwickler seien in dieser Sache deshalb nicht möglich, die städtebaulichen Verträge bereits geschlossen. Im Zusammenhang mit den städtischen Richtlinien der "Münchner sozialgerechten Bodennutzung" (Sobon) müsse sich der Bauherr an die Vorgaben aus dem ökologischen Kriterienkatalog halten, teilt das Planungsreferat mit. Darin wird die Verwendung bestimmter Materialien empfohlen, einige Baustoffe wie etwa Tropenhölzer und PVC sind untersagt. Eine Verpflichtung zur Nutzung besonders nachhaltiger Baustoffe gibt es allerdings nicht.

Die Gewofag kauft die Wohnungen also so, wie sie vom Verkäufer angeboten werden. Sie habe "keine weitere Handhabe dahingehend, dass der Standard der Bebauung über die vertraglich geregelten Verpflichtungen hinausgehen wird", heißt es in dem Antwortschreiben an den BA. Der Vertrag sieht den schlüsselfertigen Verkauf vor. Der Stadtrat hat den Entwurf für den Bebauungsplan im Sommer 2020 gebilligt. Die Fertigstellung des Wohngebiets ist bis 2030 geplant.

© SZ vom 27.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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