Immobilien in München:Pläne für Sanierung des Siemens-Hochhauses

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Umstritten war das Gebäude in Obersendling schon immer. Nun soll es grundsaniert werden und ein neues Bürokonzept bekommen - über die ersten Pläne dafür wird heftig diskutiert.

Von Sebastian Krass

Für den Denkmalschutz ist das Siemens-Hochhaus in Obersendling ein Symbol dafür, dass München nach den Verheerungen des Zweiten Weltkriegs Anschluss an die Architekturströmung der "Internationalen Moderne" gefunden hat. Für manche Münchnerinnen und Münchner, insbesondere aus dem Süden, ist es hingegen ein 75 Meter hoher dunkler Klotz, der beim Blick Richtung Alpen im Weg steht.

Wie auch immer man zu dem Gebäude steht, derzeit ist das seit Jahren verlassene Haus an der Baierbrunner Straße 54 in einem traurigen Zustand, innen bis zum Rohbauzustand ausgeräumt, außen viele Fenster mit Brettern vernagelt. Doch nach mehreren Verkäufen plant nun eine Immobilientochter des Schweizer Investmentunternehmens Empira eine grundlegende Sanierung des Siemens-Hochhauses, bei der allerdings nach derzeitigem Stand der Denkmalstatus erlöschen würde, und zwei neue Anbauten.

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Am Dienstagabend stellte das dafür beauftragte Architekturbüro Henn seine Pläne in der Stadtgestaltungskommission vor - und erntete eine grundsätzlich positive Bewertung, allerdings auch verbunden mit Kritik sowie dem Auftrag, die Planung nach einer Überarbeitung erneut vorzustellen. Dabei ging es zum einen um die Frage, ob es nicht doch möglich sei, die Fassade so neu zu bauen, dass das Haus Denkmal bleiben kann. Und zum anderen darum, ob Position und Größe der geplanten Anbauten so richtig sind.

Die aktuellen Pläne bedeuten auch eine Rückkehr zur ursprünglichen Nutzung des 1963 fertiggestellten Gebäudes, das der Architekt Hans Maurer entworfen hat. Im Jahr 2016 hatten die damaligen Eigentümer verkündet, "aus nüchternen Büros" sollten "rund 270 attraktive Wohnungen im südlichsten Wohnhochhaus Deutschlands" entstehen, Projektname: "South One". Doch daraus wurde nichts. Empira übernahm die Immobilie und setzt auf die Vermietung von Büros für 1500 bis 2000 Beschäftigte. "Uns ist es wichtig, ein vitales Bürokonzept zu schaffen, mit allen Nutzungen, die es braucht", sagte Stefan Sinning, Geschäftsführer des Büros Henn, bei der Präsentation des Projekts in der Stadtgestaltungskommission, die die Stadt zu Bauvorhaben von besonderer Bedeutung berät.

Da im Hochhaus nur größere zusammenhängende Büroflächen möglich seien, brauche es die zwei Anbauten auf der nördlichen und auf der südlichen Seite. Dort sollten "flexible Flächen für Start-ups und Coworking Areas" sowie Tagungsräume unterkommen, aber auch Gastronomie, Geschäfte, Sport- und Fitnessräume und eine Kita. Der Investor wolle ein "Rund-um-den-Tag-Angebot schaffen, so dass man gern hingeht", so Sinning. Zudem solle sich das Projekt gut mit dem geplanten Bau von 1300 Wohnungen auf einem Nachbargrundstück (bisherige Projektnamen "Campus Süd" und "Hofmann-Höfe") verbinden.

Die Pläne für den Anbau stoßen auf deutliche Skepsis

Für die aus Aluminium und Glas gebaute Hochhausfassade gibt es nach Sinnings Worten "keine Fortführung, wir können nur mit dem Charakter der Fassade weiterarbeiten". Man werde das Raster von 1,75 Meter breiten Elementen beibehalten. Die bisherige Brüstung in 1,10 Metern Höhe in jedem Stockwerk habe man "infrage gestellt", sie wolle man nicht wieder verwenden, weil sie im Sitzen den Ausblick störten. Zudem solle es künftig eine Doppelfassade geben, bei der sich die inneren Fenster öffnen lassen, um frische Luft ins Büro zu lassen.

Uli Walter vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege wies in der Diskussion darauf hin, dass "wir das Gebäude 2002 nicht nur wegen der Großform in klarer Geometrie in die Denkmalliste aufgenommen haben, sondern auch wegen der besonderen Fassadengestaltung", die auf jene "Internationale Moderne" verweise. Man sei inzwischen zwar auch der Auffassung, dass die Fassade bei der Sanierung nicht zu erhalten sei. "Aber wir wären stark daran interessiert, das Denkmal zu erhalten", sagte Walter, man wolle gern mit dem Architekturbüro und dem Bauherren über die neue Fassade diskutieren und "vielleicht eine gemeinsame Lösung finden".

Die Architektin Birgit Rapp (Amsterdam) störte sich am geplanten nördlichen Anbau, der zum künftigen Wohngebiet ausgerichtet ist, für das wiederum Rapps Büro den städtebaulichen Entwurf erstellt hat. "Wir haben eine Sichtachse von der Baierbrunner Straße zu unserem Wohngebiet mit einem großen Torbogen vorgesehen." Der Anbau stehe genau in dieser Achse, sie würde "ein bisschen zerstört", monierte Rapp.

Der Architekt Piero Bruno (Berlin) wiederum fand beide Anbauten fehl am Platze: Das seien keine dezenten "Pavillons", von denen Sinning gesprochen habe, "das sind richtige Gebäude, die ans Hochhaus ranrücken. Sie versetzen es damit in eine Blockstruktur und verraten die Natur des Solitärs", die das Hochhaus bisher habe. Er habe auch "Schwierigkeiten, gelten zu lassen, dass man die Anbauten für kleinere Büros braucht. Sie finden sicher eine andere Lösung". Peter Wich, Landschaftsarchitekt aus München, sah das ähnlich und stellte eine weitere Frage in den Raum, nämlich, ob im Dachgeschoss eine öffentliche Nutzung möglich sei, "damit man an diesem für München einmaligen Ort die Aussicht genießen kann".

Stefan Sinning vom Büro Henn sagte zu, dass man sich gern mit dem Landesamt für Denkmalpflege und mit dem Büro von Birgit Rapp zusammensetze und die aufgeworfenen Fragen diskutiere, "wir befinden uns ja noch im Vorentwurf". Die Frage, oben einen öffentlichen Zugang zu ermöglichen, habe man "intensiv mit dem Bauherrn und mit Vermarktern diskutiert". Um das attraktiv zu machen, brauche es aber ein gastronomisches Angebot. Dafür müsse man wiederum wegen der Fluchtwege "großflächige Eingriffe" an der Betonstruktur des Gebäudes machen, und die wolle man generell vermeiden, auch aus Gründen der Nachhaltigkeit. Dennoch soll nach dem Willen der Kommission auch die Frage des öffentlichen Zugangs zum Dachgeschoss Teil der Überarbeitung sein.

© SZ vom 18.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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