Wer Dinosaurier sehen möchte, muss nicht die Paläontologische Staatssammlung München besuchen, die bekanntlich den größten Dinosaurier Bayerns, den Schädel eines Dreihorn-Dinosauriers sowie Skelette von Flug- und Fischsauriern präsentiert. Man muss auch nicht der "Lebendige-Dinosaurier-Schau" hinterherreisen, die gerade mit "frei laufenden" Animatronic-Puppen durch Oberbayern zieht (21. April in Garmisch-Partenkirchen, 28. April in Aichach) und verspricht, "100 Prozent lehrreich" zu sein.
Nein, um wahre Monster zu sehen, genügt ein Abstecher zu den größten Show-Bühnen der Stadt. Sie brüllen und donnern beim "Monster Jam" durch die Münchner Olympiahalle (27. und 28. April). Sie heißen Megalodon (wie der Urzeit-Hai), El Toro Loco oder Grave Digger und sind Relikte einer vergangenen Zeit, als sich noch die wenigsten schämten, dass man fossile Treibstoffe, die zu Zeiten der Dinosaurier stolze Wälder waren, in wiesnbierfassgroßen Brennkammern verfeuert, um Allradautos anzutreiben. Natürlich ist das eine Erfindung aus dem Land der niedrig besteuerten Kraftstoffe und unendlichen Parkplätze: 1974 motzte der Amerikaner Bob Chandler seinen Ford-Pick-up zum ersten Monstertruck "Bigfoot 4x4" auf.
Für Menschen in aller Welt sind diese Kraft-Karren längst Stars. Ihnen können sie nun beim Rückwärtssalto-Schlagen "an den Grenzen des Machbaren" und Auf-zwei-Rädern-Brettern über eine Off-Road-Fahrbahn zujubeln. Bei den zubuchbaren "Monster Jam Pit Partys" kann man seinem favorisierten Truck "nahe kommen" und Selfies mit seinen Lieblingsfahrern machen.
Die Monstertruck-Shows sorgen allerdings nicht nur "für den Extra-Kick-Adrenalin", sondern auch für Abgase. 2012 gab es zwar bereits einen ersten Elektro-Bigfoot, der hat sich aber offenbar nicht durchgesetzt. In Hamburg wurde gerade ein "Monster Jam" wegen zu hoher Co₂-Werte abgebrochen, die folgenden Shows abgesagt.
Auch bei der "Night Of The Jumps" setzt man noch auf das Knattern von Verbrennermotoren, allerdings vergleichsweise kleinen: Hier sind es Motocross-Motorräder, die bis zu zwölf Meter hoch und 25 Meter weit durch die Olympiahalle fliegen (am 13. April). "Adrenalinschübe sind garantiert", schreibt der Veranstalter, wenn "Freestyle-Helden" wie Weltmeister Luc Ackermann, "Whipmaster" Matej Cesak und "Xpilots"-Sieger Filip Podmul über die Rampen jagen und - ohne Flügel! - Kunstflug-Manöver wie "Tsunami", "Deadbody" oder "Shaolin" zum Besten geben. Ist das Sport oder Show? "Es sind Emotionen, pure Emotionen", sagt ein Fahrer. Ein anderer verweist auf die sportliche Virtuosität: "Ich weiß genau, wo meine Griffe sind, wo mein Lenker ist!" Welcher Münchner Radler kann das schon von sich behaupten.
Die Night of the Jumps jedenfalls ist selbst schon fast ein Show-Dino. Seit 23 Jahren haben dreieinhalb Millionen Zuschauer das Freestyle-Event gesehen. Wer über derlei nur die Nase rümpft, der kann seine archäologische Neugier auch bei Tribut-Shows befriedigen: Wenn "The Soul of Tina Turner" der 2023 gestorbenen Sängerinnen-Legende nachspürt (12. April, Prinzregententheater), "Abbamania" Schwedens Glanz und Pop-Gloria (17. April, Olympiahalle), wird echten Pop-Dinos gehuldigt. Und "Lord Of The Dance" hält das Vermächtnis des großen irischen Dancemasters auch ohne Michael Flatley lebendig (20. April, Olympiahalle).