Allach/Untermenzing:Und ewig nervt das Nadelöhr

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Politiker fordern erneut, die enge und gefährliche Röhre in der Allacher Straße endlich umzubauen

Von Anita Naujokat, Allach/Untermenzing

Das Ansinnen, die Bahnunterführung in der Allacher Straße zu erweitern, ist nicht neu. Bereits vor mehr als 20 Jahren diskutierten Bürger und Bezirksausschüsse in wandelnder Besetzung über einen Umbau, um das Nadelöhr, das sich Autos, Fußgänger und Radfahrer teilen, sicherer zu gestalten. Doch alle Anträge hat die Stadt bis dato unter anderem aus Kostengründen abgelehnt. Lange tobte auch, ebenso ergebnislos, der Streit, die Unterführung nur für den Anliegerverkehr freizugeben, nachdem damals der Bahnübergang in der Krauss-Maffei-Straße weiter nördlich geschlossen wurde.

Dass es nun wieder einen parteiübergreifenden Antrag des Bezirksausschusses (BA) gibt, ist dem angewachsenen Verkehr und dem noch zu erwartenden aus dem Kirschgelände geschuldet, wo künftig etwa 1300 Wohnungen entstehen. Das Gremium hat nun erneut beantragt, die Unterführung durch eine kleine Fußgängerröhre neben der bisherigen Unterführung zu erweitern und die so frei werdenden bisherigen Gehstreifen der Fahrbahn zuzuschlagen. Die Eingänge der neuen Fußgängerröhre sollen mit einer Umlaufsperre versehen und die Durchfahrt mit dem Rad verboten werden.

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Noch ist das Kirschgelände in Allach scheußlich. Bald aber soll es sich zu einem bemerkenswerten Stadtquartier wandeln - mit Wohnungen, Kitas und Freiflächen, die mehr bieten als "Schamgrün".

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Nach Vorstellung des Gremiums soll ein eigener Fußgängertunnel entstehen

Der BA begründet seine Forderung damit, dass die Unterführung schon dem heutigen Kfz-Verkehr nicht mehr gewachsen sei. Die baulichen Besonderheiten verhinderten einen reibungslosen Verkehr. Die Fahrbahnbreite sei so gering, dass es regelmäßig zu Fehlverhalten von Auto- und Radfahrern komme. Nicht wenige Autofahrer blieben bei Gegenverkehr entweder vor der Einfahrt stehen und behinderten den Verkehrsfluss, was wiederum zu Staus und unübersichtlichen Situationen in anderen Kreuzungsbereichen führe. Oder sie rasten schnell durch, um eine Lücke ohne Gegenverkehr auszunutzen. Viele Radfahrer fühlten sich wegen der Enge der Fahrbahn bedrängt und gefährdet und nähmen lieber den Gehwegstreifen, was wiederum sowohl Fußgänger als auch die Radler selbst gefährde.

Von einer Abtrennung der Fußgänger, verbunden mit einer Verbreiterung der Fahrbahn, würde sich der Begegnungsverkehr nicht mehr behindern, versprechen sich die Lokalpolitiker. Der Verkehr würde flüssiger bleiben und es wären keine "Vollgasfahrten" nötig. Auch müssten Radfahrer nicht mehr befürchten, bei Gegenverkehr in die Absperrung des Gehstreifens abgedrängt zu werden. Und die Fußgänger erhielten den Schutz, der ihnen als schwächste Verkehrsteilnehmer zustünde. Nachdem die Röhre auch von sehr vielen Schülern des Schulzentrums an der Pfarrer-Grimm-Straße zu Fuß oder per Rad genutzt werde, diene die Baumaßnahme vor allem auch der Schulwegsicherheit.

Auslöser für die Initiative war wohl ein Bürgerantrag

Auslöser für die wiederholte und erneuerte Initiative dürfte aber ein anderer Antrag gewesen sein. Den hatte ein Bürger vor Kurzem zum Thema Lärmschutzmaßnahmen im Bereich zwischen Elly-Staegmeyr-Straße und der "kleinen Bahnunterführung" aus Anlass des geplanten Umbaus des Kirschgeländes von einem Gewerbe- in ein Wohngebiet in den BA eingebracht. In diesem hatte der Anlieger auf mehreren Seiten Lösungsansätze für mehr Lärmschutz der Bewohner angeregt, angereichert mit akribisch ausgearbeiteten Lärmkarten, Schallpegelmessungen und Verkehrszählungen. Diese reichen von verschränkten Straßen und einem Einbahnsystem über einen Kreisverkehr bis hin zur Tieferlegung der Allacher Straße mit einem Rückbau der Unterführung für Fußgänger und Fahrradfahrer auf einer Zwischenebene.

Auch dieser Vorstoß geht auf eine Forderung in der Bürgerversammlung vor zehn Jahren zurück. Der Umwelt- und Verkehrsausschuss des BA hält diese Vorschläge eher für undurchführbar, wie Ausschusschef Falk Lamkewitz (Grüne) erläuterte - erinnerte die Lokalpolitiker aber offenbar wieder an ihre eigenen Forderungen.

© SZ vom 28.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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