Ende der Schulzeit:Lernen, lernen - und bloß nicht anstecken

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Ausgerüstet und hoffentlich gut vorbereitet geht es für viele Münchner Schüler und Schülerinnen nun in die Abschlussprüfungen. (Foto: Robert Michael/picture alliance/dpa/dpa-Zentral)

Am Mittwoch beginnt das Abitur, in den kommenden Wochen stehen auch an den Mittel- und Realschulen die Abschlussprüfungen an. Fünf Schüler und Schülerinnen erzählen über Wissenslücken durch Corona, die Angst vor der Quarantäne und ihre Pläne für die Zukunft.

Protokolle von Kathrin Aldenhoff und Hannah Prasuhn

An diesem Mittwoch geht es los, mit dem schriftlichen Deutschabitur beginnen die Abschlussprüfungen an den bayerischen Schulen. An den Münchner Gymnasien wollen in diesem Jahr 4130 Schülerinnen und Schüler ihr Abitur schreiben. Drei schriftliche Prüfungen, zwei mündliche, dann ist es geschafft - oder auch nicht. Abiturzeugnisse gibt es dann Ende Juni. An den Fach- und Berufsoberschulen beginnen die Prüfungen Ende Mai, Ende Juni folgen dann die Abschlussprüfungen an den Mittel- und Realschulen.

Naomi Hinkel, Abiturientin, 17 Jahre alt

Am Mittwoch geht es los: Für Naomi Hinkel beginnt das Abitur, und zwar so wie für alle Abiturienten an den Gymnasien: mit der schriftlichen Prüfung in Deutsch. (Foto: privat)

"Ehrlich gesagt freue ich mich darauf, dass das Abitur nun beginnt. Dann ist es nämlich auch bald vorbei und der ganze Stress hört erst einmal auf. Ein bisschen Sorge habe ich, krank zu werden, vielleicht sogar Corona zu bekommen während des Abiturs. Ich hatte es zwar gerade erst, aber das heißt ja nichts. Und mit diesen Kopfschmerzen würde ich nicht gerne Abi schreiben. Ich versuche also im Moment, möglichst wenig Leute zu treffen, um mich nicht anzustecken. Ich habe zwei Jahre auf mein Abitur hingearbeitet, jetzt will ich auch alles geben, um es gut abzuschließen. In diesem Schuljahr sind wir wirklich gut von unseren Lehrern am Gymnasium München-Nord vorbereitet worden, wir haben viel wiederholt, auch den Stoff aus der elften Klasse. Das war das Jahr, in dem wir wegen Corona so viel Online-Unterricht hatten. Und ich merke jetzt, dass ich mich nur schlecht an die Dinge erinnere, die ich alleine zuhause lernen musste. Davon ist einfach nicht so viel hängengeblieben. Für die mündliche Prüfung, das Kolloquium, dürfen wir eines der vier Oberstufen-Halbjahre streichen. Ich habe das gestrichen, das wir größtenteils mit Homeschooling verbracht haben, und das haben, glaube ich, die meisten so gemacht. Nach den Prüfungen fahren wir mit der ganzen Jahrgangsstufe auf Abifahrt nach Korfu. Wegen Corona sind mehrere Klassenfahrten ausgefallen, die letzte hatten wir in der siebten Klasse. Wir freuen uns alle schon sehr darauf!"

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Martyna Wojcinowicz, Abiturientin, 17 Jahre alt

Die Münchnerin Martyna Wojcinowicz schreibt ihr Fachabitur an der FOS im sozialen Zweig. Am 10. Mai geht es für sie in die erste Prüfung. (Foto: privat)

"Ich fühle mich nicht wirklich vorbereitet auf mein Abitur an der FOS. Ich glaube auch nicht, dass es nur daran liegt, dass ich erst letztens wirklich mit dem Lernen angefangen habe. Meine Schule hat uns in der letzten Zeit etwas im Stich gelassen. Kurz vor den Prüfungen fehlt es plötzlich an Lehrkräften, die zum Beispiel in den Mutterschutz gegangen sind. Aber ohne Lehrer wissen wir einfach nicht, was wir machen sollen. Man ist uns trotzdem etwas entgegengekommen. Weil wir so viel Unterricht verpasst haben, wurden ein paar Themen aus den Prüfungen gestrichen, der Lehrplan wurde angepasst und wir bekommen auch einen Zeitzuschlag im Abi, in Mathe sind das zum Beispiel dreißig Minuten. Ich finde das gut, aber ich habe auch die Sorge, dass mir das in zehn Jahren noch auf die Füße fallen wird. Wenn ich mich bewerben will und der Arbeitgeber dann sieht, dass ich in dem Jahrgang war, in dem viel gestrichen wurde, dann nimmt er vielleicht eher jemanden, der vor Corona Abi geschrieben hat. Der kann ja alles. Abgesehen davon freue ich mich aber sehr darauf, endlich mit der Schule fertig zu sein. Ich freue mich auf mehr Freizeit, Urlaub und unsere Abschlussfahrt mit meinen Freunden. Ich bin optimistisch, dass das klappen wird. Mittlerweile sind wir an die Situation gewöhnt und wissen, wie man wieder reisen kann, gerade auch jetzt mit dem Impfstatus und den Lockerungen. Aber bis dahin muss ich erst noch weiter lernen, mit Freunden oder allein, gerne im Haus der Schüler*innen, da ist es schön still."

Linus Coutureau, Abiturient, 16 Jahre

Linus Coutureau macht sein Abitur am Pestalozzi-Gymnasium. (Foto: privat)

"Für das Abitur haben wir ja wegen Corona einen Zeitzuschlag bekommen und schreiben nun noch eine halbe Stunde mehr. Das werden also wirklich ewig lange Prüfungen. Es gibt Momente, da fühle ich mich sehr gut vorbereitet und dann wieder bin ich total panisch. Ich habe nicht jeden Tag acht Stunden gelernt, auch weil ich mich nebenbei für die Aufnahmeprüfungen an den Musikhochschulen vorbereite und jeden Tag eine bis eineinhalb Stunden Jazz-Saxofon spiele. Und nachmittags habe ich auch Freunde getroffen, war unterwegs. In der elften Klasse hatten wir viel Distanz- und Wechselunterricht, da hing es sehr vom Lehrer ab, wie gut ich Themen verstanden habe. Und natürlich ist es auch von Schüler zu Schüler unterschiedlich, je nachdem, welche technischen Voraussetzungen man zuhause hat. Ich hatte alles, was ich brauchte, und ein eigenes Zimmer, mir ging es also wirklich gut damit. Wahrscheinlich ist es jedes Jahr so, dass die Abiturienten ganz unterschiedlich vorbereitet sind. Aber ich glaube, in diesem Jahr ist es wegen Corona noch einmal krasser. Ganz besonders freue ich mich nach dem Abitur auf Wochen und Monate der Ungebundenheit. Darauf, Zeit zu haben, einfach mal nichts zu tun. Und gleichzeitig alles machen zu können, was ich möchte. Nach dem Abi fahre ich mit Freunden weg, eine Abifahrt mit der ganzen Stufe gibt es bei uns am Pestalozzi-Gymnasium nicht, das hat sich nicht ergeben. Vielleicht auch, weil wir als Jahrgangsstufe wegen Corona kein echtes Zusammengehörigkeitsgefühl entwickeln konnten. Einen Abiball wird es aber geben, und ich bin mir sicher, dass der auch stattfinden wird, trotz Corona."

Jana von Otto, Realschülerin, 15 Jahre alt

Jana von Otto schreibt nach den Pfingstferien ihre Prüfungen. (Foto: Beresfotografie)

"Kurz nach den Pfingstferien im Juni schreibe ich meine Abschlussprüfungen an der Willy-Brandt-Gesamtschule. Die mündliche Prüfung in Englisch habe ich schon geschafft. Auf die anderen bereite ich mich gerade schon vor, da ich für Kunst zum Beispiel auch sehr viel auswendig lernen muss. Für Mathe, Deutsch und Englisch lerne ich kontinuierlich während des Schuljahres. In den Pfingstferien wird das dann noch einmal intensiviert. Dafür schreibe ich mir gerne Karteikarten, die ich auch unterwegs wiederholen kann. Ich lerne generell besser alleine, außer in den Hausaufgabenstunden in der Schule, da machen wir das zusammen. Wegen einiger Lehrerwechsel habe ich Respekt vor den Prüfungen, es besteht ein gewisses Defizit. Aber ich glaube, wir können das noch aufholen, und wir haben auch ein bisschen mehr Zeit in den Prüfungen. Abgesehen vom ganzen Lernen freue ich mich so darauf, endlich fertig zu sein! Ich habe nur etwas Angst davor, dann keine feste Routine mehr zu haben, ich kenne das schließlich nicht anders nach zehn Jahren Schule. Ich mache dann ein Auslandsjahr und habe dadurch zum Glück einen Plan. Damit das alles gut läuft, darf ich aber auf keinen Fall Corona bekommen, denn sonst verpasse ich vielleicht die Prüfungen wegen der Quarantäneregelungen. Die Nachschreibe-Termine lägen dann so, dass sie mit meinem Auslandsjahr kollidieren. Unsere Abschlussfahrt im letzten Jahr ist auch schon wegen Corona ausgefallen. Damals wäre noch Zeit dafür gewesen. Für eine Fahrt jetzt haben wir keine Zeit mehr, da der Abschluss fast direkt nach den Prüfungen stattfindet. Das ist schon nicht so schön."

Tristan Stürber, Mittelschüler, 16 Jahre

Tristan Stürber bereitet sich auf den Mittleren Schulabschluss vor. (Foto: privat)

"Bevor meine schriftlichen Prüfungen für den Mittleren Schulabschluss (MSA) an der Mittelschule am Inzeller Weg in etwas weniger als einem Monat beginnen, habe ich vorher schon die mündlichen Prüfungen in Englisch und Deutsch. Außerdem startet schon an diesem Freitag die Prüfungsphase für das Fach "Arbeit, Wirtschaft, Technik" und den berufsorientierten Zweig. Trotz Corona und viel Homeschooling fühle ich mich sehr gut vorbereitet. Ich habe zuhause viel Unterstützung bekommen, auch schon vor der Pandemie. Für den MSA lerne ich neben der Schule pro Woche zusätzlich fünf bis sechs Stunden noch daheim. Zum Glück verstehe ich viel direkt im Unterricht, aber ich möchte trotzdem meine Lernzeit zuhause für die schriftlichen Prüfungen noch erhöhen und dann täglich noch weitere zwei Stunden lernen. Meinen Schwerpunkt setze ich dabei vor allem auf Englisch. Da bin ich auch am aufgeregtesten vor der mündlichen Prüfung. Es gibt einfach weniger Spielraum für Fehler. Für mich persönlich hängt auch viel von meinem MSA ab, da ich danach gerne auf das Gymnasium gehen möchte. Davor allerdings habe ich erst einmal frei und freue mich sehr darauf, in den Urlaub zu fahren und mich zu erholen. Außerdem möchte ich wieder mehr Energie in die StadtschülerInnenvertretung stecken. Und unsere Abschlussfeier steht auch noch an. Die darf auch stattfinden, anders als unsere Abschlussfahrt, die schon im letzten Jahr wegen Corona abgesagt wurde. Vielleicht können wir aber trotzdem noch etwas organisieren, da mittlerweile viel gelockert wurde. Ich würde mir das für uns und auch für andere Klassen sehr wünschen."

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