Kritik:In vielen Rollen

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Das Multitalent Max Giermann liefert im Schlachthof köstliche Proben seiner hoch komischen Kunst.

Von Oliver Hochkeppel, München

Es sei seit langer Zeit das erste Mal, dass er wieder die Gesichter des Publikums sehen könne, sagte Max Giermann zu Beginn seines Auftritts im Schlachthof. Um nach einem Kontrollblick ein "vielleicht war das vorher auch besser" nachzuschieben, Comedians-Ehrensache. Ohnehin lieben die spätestens nach seinem "LOL"-Sieg wohl in die Millionen gehenden Fans kaum etwas so, wie von Giermann beleidigt zu werden. In seiner Paraderolle als dämonisch wütender Klaus Kinski natürlich. Dass Giermann aktuell der beste Parodist der Republik ist, bewies er auch mit einer Stefan-Raab-Puppe bei den Entrees der zwei Programmhälften und in einer Talkshow-Runde als doppelter Markus Lanz, Helmut Schmidt und einem Lachstürme erzeugenden Robert Habeck.

Dabei ist das parodistische nur eines von vielen Talenten Giermanns. Die beiden ausverkauften, immer wieder verschobenen Premieren-Abende im Schlachthof sollten ja ursprünglich Teil einer Lesereise für sein vor zwei Jahren erschienenes Comic- und Cartoon-Buch "Ich bin was, was du nicht siehst" sein. Beispiele seiner gerne etwas anzüglichen Bildwitze und Demonstrationen seines beachtlichen Talents als Schnellzeichner gab es denn auch immer wieder, doch weil das Buch inzwischen gar nicht mehr so aktuell ist, machte Giermann aus dem Programm eher eine Art Gesamtschau. Als Rahmen dienten Fragekarten aus dem Publikum, die er mal in Stand-up-Manier, mal ernsthaft, ausführlich und mit Audio-, Foto- und Film-Einspielern beantwortete - und dabei seinen kompletten Werdegang Revue passieren ließ.

So durfte man hinter die Kulissen schauen und den großen Aufwand erkennen, der beim an der Berliner Schauspielschule Ernst Busch seriös Ausgebildeten und gelernten Clown (grandios seine Knie-Nummer in der Zugabe) hinter den scheinbar mühelosen Parodien steckt. Anders als bei so vielen lauen Comedy-Sprücheklopfern entspringt Giermanns hoch komische Kunst eben harter Arbeit.

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