Promi-Tipps für München und die Region:Die Woche von Marcus Bosch

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Marcus Boschs Opernrepertoire umfasst mehr als 100 Musiktheaterwerke, darunter Großprojekte wie Wagners Ring-Tetralogie. (Foto: Martin Goffing)

Der weltweit gefragte Dirigent freut sich in der Woche vom 3. bis 9. Januar ganz besonders auf sein Konzert in der Isarphilharmonie. Aber auch auf Gemälde im Lenbachhaus, französische Küche und sein Herzensviertel Haidhausen. Ein Gastbeitrag.

Wenn man sich mit Marcus Bosch beschäftigt, kann man schnell den Überblick verlieren. Denn der deutsche Künstler mit brasilianisch-italienischen Wurzeln bewältigt eine derartige Fülle von Verpflichtungen und Projekten als Generalmusikdirektor, Festivalleiter, Gastdirigent und Professor an der Münchner Hochschule für Musik und Theater, dass einem schwindelig werden kann. Trotzdem findet er immer noch kleine Zeitfenster, um München in seiner kulturellen Vielfalt zu genießen.

Montag: Quirliges Franzosenviertel

Meine Woche beginnt mit den letzten Vorbereitungen für die Konzerte mit den Stuttgarter Philharmonikern in Fürth und bei den Opernfestspielen in Heidenheim. Die Partituren bleiben sicher mal liegen für einen Spaziergang durch "meinen" Stadtteil Haidhausen mit seinen quirligen Zentren am Rosenheimer- und Max-Weber-Platz, dem kleinen Markt am Wiener Platz und dem schönen alten Kern rund um die Preysingstraße und den Johannisplatz. Zum Mittagessen lockt die Metzgerei Burzlaff in der Franziskanerstraße mit wunderbarem Leberkäse und den für mich besten Weißwürsten Münchens.

Dienstag: Auf Mozarts Spuren

Den Dienstag verbringe ich in Augsburg für Proben mit den Augsburger Philharmonikern. Am 10. und 11. Januar präsentieren wir dort das Sinfoniekonzert " Castellano" mit Werken von Piazzolla und Ravel. Nach der Probe möchte ich am Nachmittag die Chance nutzen, das Museum in Leopold Mozarts Geburtshaus in der Frauentorstraße zu besuchen. Dort gibt es neben vielen tollen Einblicken in das Leben von Wolfgang Amadeus Mozarts Vater in der Dauerausstellung gerade auch eine Sonderausstellung zu Nannerl Mozart zu sehen.

Mittwoch: Großartiges Künstlerpaar

Wassily Kandinskys Gemälde "Schwabing - Nikolaiplatz, Winter 1901/1902" ist in der Ausstellung "Unter freiem Himmel" im Lenbachhaus zu sehen. (Foto: Lenbachhaus)

Freie Zeit, die sich rund um die Hochschultätigkeit ergibt, verbringe ich gerne in der Glyptothek oder im Lenbachhaus. Dort läuft bis Ende Januar noch die Ausstellung " Unter Freiem Himmel. Unterwegs mit Wassily Kandinsky und Gabriele Münter", die mich mit auf die Reisen dieses großartigen Künstler*innenpaares Anfang des 20. Jahrhunderts nimmt. Kulinarisch lass ich mich gerne im "Café Ella" im Lenbachhaus verwöhnen oder genieße einen Cappuccino im Café im Innenhof der Glyptothek. Ein Kraftort!

Donnerstag: Schlemmen und lesen

Heute freue ich mich nach dem Unterrichten ganz besonders auf den Abend: Zusammen mit Freunden essen wir im sehr zu empfehlenden französischen Restaurant "Atelier Gourmet" von Pilippe Bousquet in der Rablstraße in Haidhausen. Im Sommer gibt's Tische auf dem Trottoir, innen ist es klein und kuschelig. Gekocht wird großartig, bedient wird mit Leidenschaft und die Weinbegleitung ist außergewöhnlich spannend. Irgendwann muss ich ein Weinseminar bei Sommelier Jean Jacques Marcel besuchen... Vielleicht schaffe ich es nach dem Essen noch, die Doku " Konfrontation: Markus Feldenkirchen trifft Robert Habeck" anzuschauen - ein tief blicken lassendes politisches Hintergrundstück.

Freitag: Zwei Mal Mendelssohn

Die ersten Proben mit dem Hochschulsymphonieorchester und dem Madrigalchor in der Hochschule für Musik und Theater für unser Mendelssohn-Programm am 15. Januar in der Isarphilharmonie stehen an. Unser erstes gemeinsames Konzert im neuen Saal nach einer bewegenden Siebten von Bruckner und dem Schumann-Cellokonzert mit Raphaela Gromes für "LiveMusicNow" im Dezember. Zwei Herzensstücke stehen auf dem Programm: der "Lobgesang" von Mendelssohn und dessen "Reformations-Sinfonie". Mittags gönne ich mir eine kleine Auszeit in der Osteria "Katzlmacher" im Münchner Zentrum.

Samstag: Große Filmmusik

Neuauflage des Bernstein-Klassikers: Ariana DeBose und David Alvarez in Steven Spielbergs Neuverfilmung der "West Side Story". (Foto: Niko Tavernise/Walt Disney)

Es geht in meine Heimatstadt Heidenheim. Gerade haben wir dort mit dem von mir initiierten Festivalorchester "Cappella Aquileia" ein rauschendes Brahmsfest mit allen Sinfonien und beiden Klavierkonzerten zum 10 jährigen Jubiläum gefeiert. Heute steht mit den Stuttgarter Philharmonikern das Programm ganz im Zeichen großer Filmmusik und lässt mich von einem Kinobesuch träumen mit der Neuverfilmung der "West Side Story" - am liebsten in den Museum-Lichtspielen, wo der Film auch im englischen Original gezeigt wird.

Sonntag: Surfer schauen

Magischer Anziehungspunkt für Spaziergänger, auch im Winter: Die Surfer am Eisbach am Rande des Englischen Gartens. (Foto: Christof Stache/AFP)

Ein freier Tag! Zeit für einen entspannten Tag mit der Familie und den Kindern. Ein Muss: ein Spaziergang durch den Englischen Garten und Surfer schauen am Eisbach. Zuhause fordert mich sicher mein Sohn mit Geschichten zum neuesten Wimmelbilderbuch und ich schaffe vielleicht noch den Rest der Obama-Biografie. Erste Wahl zum Bücherkauf ist für mich immer der Buchpalast am Max-Weber-Platz, eine unglaublich vielseitige Buchhandlung.

Der deutsche Künstler mit brasilianisch-italienischen Wurzeln entschied sich früh für die klassische Kapellmeisterlaufbahn: Nach Stationen an den Staatstheatern Wiesbaden und Saarbrücken und am Staatsorchester Halle war er von 2002 bis 2012 Generalmusikdirektor der Stadt Aachen, von 2011 bis 2018 Generalmusikdirektor des Staatstheaters und der Staatsphilharmonie Nürnberg. Sein Opernrepertoire umfasst seither mehr als 90 Musiktheaterwerke. 2010 übernahm Marcus Bosch die Künstlerische Leitung der Opernfestspiele Heidenheim, die sich in dieser Zeit zu einem international renommierten Opernfestival entwickelt haben. Dies nicht zuletzt wegen der hochkarätig besetzten "Cappella Aquileia", dem Orchester der Opernfestspiele Heidenheim, das auf seine Initiative hin gegründet wurde. Überhaupt geht er immer wieder neue, innovative Wege: Er entwickelt gern neue Konzert- und Veranstaltungsformate. 2016 begann für ihn ein neuer Lebensabschnitt: Als Professor an der Hochschule für Musik und Theater München vermittelt er sein Wissen und seine Erfahrung dem Dirigier-Nachwuchs und ist daneben weiterhin als Gastdirigent aktiv.

(Anmerkung der Redaktion: Der Gastautor hat sich für die Schreibweise mit Gender-Sternchen entschieden. Da es sich um einen persönlichen Artikel handelt, wurde dies entgegen der sonstigen SZ-Regelung übernommen.)

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