Comedy:Überall ist Känguru

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Blendende Zukunftsaussichten: Marc-Uwe Kling ist auf der Erfolgsspur. (Foto: Sven Hagolani)

Bücher, Comics, ein Film: Marc-Uwe Kling reitet momentan auf einer Erfolgswelle. Jetzt liest er im Circus Krone.

Von Thomas Becker

Soll noch einer sagen, Geisteswissenschaften seien brotlose Kunst! Leute, die solche Klischees pflegen, wissen wahrscheinlich einfach nicht, dass der Schöpfer der "Känguru-Chroniken" das ein oder andere Semester Philosophie und Theaterwissenschaft studiert hat, und das auch noch an der Freien Uni Berlin und Anfang der Nullerjahre, als man sich in der Hauptstadt ja nun wirklich auch außerhalb der Hochschulen noch ganz prächtig ausleben konnte. Ob der gebürtige Stuttgarter Marc-Uwe Kling diese seine Studien je zu einem wie auch immer gearteten akademischen Ende gebracht hat, darüber schweigt sich die Forschung noch aus. Fest steht jedenfalls, dass der Bursche zum glatten Gegenentwurf des brotlosen Künstlers mutiert ist, zu bestaunen erneut am 16. Juni im sicherlich mal wieder proppenvollen Circus Krone.

Natürlich besteht das Œuvre des Autors, Liedermachers und Kabarettisten Kling aus sehr viel mehr als den besagten "Känguru-Chroniken", doch die läuteten 2009 eine neue Ära seines Schaffens ein. Im Jahr zuvor waren die maximal überdrehten und zugleich herrlich lakonischen Kurzgeschichten über einen verpeilten Berliner Kleinkünstler, dem von einem reichlich unverschämten, impertinenten Känguru ein WG-Leben oktroyiert wird, als Podcast vom Berliner Radio Fritz gesendet worden, ehe der Ullstein-Verlag ein ziemlich weise Entscheidung traf und eine erste Geschichtensammlung in Buchform in Auftrag gab - der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, die in zig weiteren Bestsellern mit jeweils sehr hoher Generationendurchlässigkeit mündete.

Im Web-Shop gibt es mittlerweile sogar Baby-Strampler mit der Aufschrift "Lügeneltern"

Doch bei den Büchern und Hörbüchern allein blieb es nicht: Nach einer ersten Theaterfassung 2015 folgte 2020 der Film zu den Büchern (Regie: Dani Levy), dessen Fortsetzung im Herbst in die Kinos kommen soll (Regie: Marc-Uwe Kling). Seit zweieinhalb Jahren erscheinen zudem werktäglich die Känguru-Comics auf Zeit-Online. Auch diverse Gesellschaftsspiele und Abreißkalender rund um den Känguru-Kosmos haben ihren Weg in den Markt gefunden. Dass man das nicht alles gut finden muss, zeigen die Worte eines Titanic-Kritikers, der meinte man müsse "schon über ein kindliches Gemüt verfügen, um sich von so etwas begeistern zu lassen".

Gar nicht mal so kindisch geht es dagegen im "QualityLand" zu, Klings "lustiger Dystopie", von der auch bereits ein zweiter Teil existiert. Hinzu kamen noch sieben Kinderbücher mit so lustigen Titeln wie "Prinzessin Popelkopf" oder "Der Tag, an dem die Oma das Internet kaputt gemacht hat". Im Web-Shop gibt es dann, was noch fehlt: Babystrampler mit der Aufschrift "Lügeneltern", Turnbeutel mit dem Aufdruck "Der ist angewachsen", "Witzig/Nicht witzig"-Stempel und "Scheißverein"-Aufkleber. Den Gewinn, der ihm durch den Verkauf entsteht, spendet Kling übrigens. Musik macht er natürlich auch noch, mit seiner "Arbeitsgruppe Zukunft". Ganz schön viel Holz, das alles. Dabei ist Kling gerade mal 40 - in dem Alter sollen andere Geisteswissenschaftler sich bereits mit dem Gedanken an das baldige Verfassen einer akademischen Abschlussarbeit getragen haben. Ein schöner Titel wäre womöglich "Opportunismus und Repression" - aber das wäre geklaut, denn so heißt das noch unvollendete Hauptwerk des Kängurus.

Marc-Uwe Kling, Do, 16. Juni, 20 Uhr, Circus Krone, Karten unter www.eulenspiegel-concerts.de

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