Die Bäume an der Mannhardtstraße geben ein klägliches Bild ab. Die Blätter sind braun und gelb verfärbt und baumeln dürr an den Ästen. Das klingt in Zeiten gefräßiger Miniermotten und angesichts des bevorstehenden Herbstes noch nicht weltbewegend.
Allerdings verfärben sich die Blätter dort aus einem anderen Grund: Nachts schleicht ein Unbekannter durch die Straße im Lehel und kippt kiloweise Salz am Fuß der Bäume in die Erde. Warum, das weiß kein Mensch. Die Anwohner allerdings sind stinksauer, denn nach den Blattverfärbungen könnte es sein, dass die Bäume komplett absterben, weil sie durch das Salz kein Wasser mehr aufnehmen können. Das Gartenbauamt und die Polizei sind bereits informiert.
"Lieber Salztäter, wir sind am Rätseln: warum schüttest Du/Sie Salz an die Bäume? Was soll uns oder den Bäumen das sagen? Wir bitten Sie, die Versalzung der Bäume zu unterlassen." Der Zettel, der sich an den Bäumesalzer richtet und außerdem Zeugenhinweise generieren soll, hängt im Schaufenster des Onkel-Emma-Ladens an der Mannhardtstraße, Ecke Adelgundenstraße. Friedrich Cubigsteltig, Vorstand der Einkaufsgenossenschaft, hat selbst schon Hand angelegt. Mit dem Staubsauger hat er jede Menge Salz von dem Baum vor seinem Haus abgesaugt.
Am Gärtnerplatz sind zwei Robinien gefällt worden - das sorgt für einen kleinen Shitstorm der Anwohner. Allerdings: Der Bezirksausschuss hatte die Aktion abgenickt. Aber er muss zugeben, dass die Bürger nicht rechtzeitig informiert waren.
Die Bäume an der Mannhardtstraße sind unten mit löchrigen Betonplatten gesäumt und durch diese Löcher schüttet der Täter kiloweise Salz. "Wir betreiben den Laden seit 1. Juli und immer, wenn nachts Regen ansteht, streut der Täter vorher das Salz", ist ihm aufgefallen. Denn so wird das Salz gut ins Erdreich eingewaschen. Zwar würden die Anwohner mittlerweile versuchen, das Salz aus den Löchern zu saugen, doch könne man nicht alles erwischen. Einige Leute, erzählt Cubigsteltig, seien sogar schon dazu übergegangen, die Löcher zu verstopfen. Aber auch da hat der Täter ein Gegenmittel: Er streute das Salz dann direkt auf die Baumrinden.
Die Polizei wurde eingeschaltet, die Beamten der Altstadtwache haben eine Anzeige gegen Unbekannt aufgenommen. Denn laut Polizeisprecher Sven Müller liege eine Bodenverunreinigung nach dem Bayerischen Naturschutzgesetz vor. Natürlich würden die Beamten nachts verstärkt ein Auge auf die Mannhardtstraße haben.
"Er kommt offenbar immer nach Mitternacht oder am frühen Morgen", erzählt eine Anwohnerin. Ein Nachbar soll schon einmal einen Mann mit einem Radl mit Anhänger gesehen haben, darin hätten sich mehrere Säckchen befunden. Ob das der Salzstreuer war? Fakt scheint zu sein, dass der Täter ein Transportmittel benötigt, denn um die sechs oder sieben Bäume einzusalzen, benutzt er ziemlich große Mengen Speisesalz.
Betroffen sind übrigens nicht nur die Bäume: Wie Friedrich Cubigsteltig sagt, findet er auch regelmäßig Salz in den Blumentöpfen vor seinem Laden. Und Baureferat-Sprecherin Dagmar Rümenapf teilt mit, dass auch Hecken am Gärtnerplatz betroffen seien. "Wir entfernen das Salz sofort gründlich und wässern die betroffenen Flächen intensiv, um Salzreste möglichst stark zu verdünnen", sagt sie.
Ob die Bäume und Sträucher so nachhaltig geschädigt sind, dass sie ersetzt werden müssen, könne man jetzt noch nicht abschätzen. Man müsse bis zum Frühling warten, um zu sehen, wie die Pflanzen wieder austreiben. "Ergiebige Niederschläge im Herbst und im Winter würden helfen", meint Rümenapf.
Apropos helfen: Ein sicher nicht ganz ernst gemeinter Tipp an den Täter steht auch noch auf dem "Fahndungsplakat" im Fenster der Onkel-Emma-Einkaufsgenossenschaft: "Falls Sie mehr Salz brauchen: wir liefern auch."
