Windkraft im Perlacher Forst:Flaute im Niemandsland

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Nichts dreht sich: Blick von oben auf den verschneiten Perlacher Forst. (Foto: Friedrich Bungert/)

Der Perlacher Forst ist nicht in der Liste der Vorrangflächen für Windkraftanlagen aufgenommen worden und zudem gemeindefreies Gebiet. Dass sich dort einmal Rotoren drehen, ist deshalb sehr unwahrscheinlich geworden. Doch Unterhaching will nicht aufgeben und hält an der Gründung einer Arge mit den Nachbarn Grünwald und Oberhaching fest.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Von den 22 Vorranggebieten für Windenergie in der Region München liegen nur drei im Landkreis München: im Hofoldinger Forst, in Neuried und Forstenrieder Park sowie bei Garching. Der Perlacher Forst dagegen ist in dem Konzept, das der Regionale Planungsverband (RPV) vergangene Woche vorgelegt hat, nicht enthalten. Unterhaching hält dennoch an seinen Plänen fest, in dem gemeindefreien Gebiet fünf bis acht Windräder zu errichten. Doch eine Umsetzung ist äußerst kompliziert geworden.

Auf der Agenda des Unterhachinger Haupt- und Finanzausschusses stand an diesem Donnerstag die Gründung der Arbeitsgemeinschaft (Arge) Windenergie im Perlacher und Grünwalder Forst. Das ist die logische Folge eines einstimmig gefassten Beschlusses des Gemeinderats vom März vergangenen Jahres, wonach Unterhaching sich mit seinen Nachbargemeinden zusammentun möchte, um gemeinsam im Wald Windräder aufzustellen. Die Bayerischen Staatsforsten als Eigentümer hatten damals bereits Interesse bekundet, der oberbayerische Windkümmerer signalisiert, dass rund 500 Hektar der Fläche auf Basis wirtschaftlicher, lärmschutzrechtlicher sowie artenschutzrechtlicher Belange geeignet wären und dort Platz für zehn bis zwölf Anlagen wäre. Beim RPV hat sich die Gemeinde daher für ein Vorranggebiet im Perlacher Forst ausgesprochen.

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Doch nach den jüngsten Plänen wird daraus erst mal nichts. Das Waldgebiet im Süden Münchens zählt nicht zu den aktuell vorgeschlagenen 2,3 Prozent der Regionsfläche. Zwar können die Kommunen jenseits dieser knapp 127 Quadratkilometer Vorrangflächen zusätzlich Windräder planen, wenn die nicht durch Ausschlussgebiete im Regionalplan überlagert werden. Gründe für solche Ausschlussgebiete könnten militärische Belange, Artenschutz, Flugsicherheit, aber auch eine mögliche Umzingelung von Gemeinden sein, sowie der verstellte Blick zu den Alpen.

Allerdings können die Kommunen ihre eigenen Pläne nur weiterverfolgen, wenn diese ihr eigenes Gemeindegebiet betreffen. Auf gemeindefreiem Gebiet können sie nur planen, wenn dieses eben als Vorranggebiet deklariert ist. Landrat Christoph Göbel (CSU) bestätigte in der Sitzung des Planungsverbands, dass der Landkreis bei gemeindefreien Gebieten die Planungshoheit hat. Und wenn die nicht als Vorrangflächen ausgewiesen seien, dann gebe es dort keine Windräder, weil der Landkreis keine bauen dürfe.

Der Perlacher und Grünwalder Forst sind nun keine Vorranggebiete, der Planungsverband hat sich im südlichen Teil der Region auf sechs andere verständigt. Den Unterhachingern wurde laut Rathaussprecher Simon Hötzl erläutert, dass der freie Blick auf die Berge hier eine Rolle gespielt habe, "aber eine genaue Begründung haben wir noch nicht."

Nun könnte man meinen, dass die Gründung der Arge Windenergie in Unterhaching damit überflüssig werde. Doch denkt man im Rathaus gar nicht daran, diesen Punkt von der Tagesordnung zu nehmen. Taufkirchen und Oberhaching haben der Arbeitsgemeinschaft bereits zugestimmt, auch Grünwald hat die Absicht, sich zu beteiligen. Jetzt will auch Unterhaching die Zusammenarbeit unterschreiben, wie Bauamtsleiter Stefan Lauszat sagt. Er gibt zu, dass es unter den jetzigen Voraussetzungen schwierig geworden sei. Ganz aufgeben will man aber nicht. "Wir werden den Kopf nicht in den Sand stecken", bekräftigt auch Rathaussprecher und Wirtschaftsförderer Hötzl den Willen zur Gründung einer Arge.

Eine Eingemeindung könnte die Lösung sein - aber das Verfahren dauert

In Unterhaching sieht man die Windkraft als Baustein, um die Klimaziele zu erreichen. "Und wenn sich im Perlacher Forst Windräder drehen sollen, dann ist es uns wichtig, dass unsere Bürger daran beteiligt sind", sagt Hötzl. Noch versteht man die Vorschläge des RPV nicht als endgültigen Plan, da könne sich noch einiges verschieben, hofft er. "Im Moment ist die Tür etwas zugegangen, aber wenn sie sich wieder öffnet, wollen wir vorbereitet sein", so seine Begründung, die Bildung der Arge weiter voranzutreiben.

Eine weitere Möglichkeit wäre die Eingemeindung des Perlacher Forsts. "Es ist eine Anomalie, dass dieses Gebiet gemeindefrei ist", sagt Hötzl. Allerdings könne dies schon mal 30 Jahre dauern, gibt Bauamtsleiter Lauszat mit Blick auf Erfahrungen anderer Gemeinden zu bedenken. Bliebe noch der Perlacher Mugl als Windkraft-Standort, denn der ist eine Enklave und gehört zu Unterhaching. Lauszat winkt ab: "Der ist viel zu klein."

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