Museen im Münchner Norden:Tricksereien in der Bronzezeit

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Der Bajuwarenhof in Kirchheim bietet eine Reise ins Mittelalter. (Foto: Angelika Bardehle)

Beim "Tag des offenen Denkmals" lässt sich Geschichte hautnah erleben - von den frühen Siedlern über das Handwerk des Mittelalters bis hin zum Klassizismus im Schloss Ismaning.

Von Irmengard Gnau, Aschheim/Ismaning/Kirchheim

Die kleine Tasse, die Museumsleiterin Anja Pütz im Aschheim-Museum präsentiert, glänzt in mattem Schwarz. Mit all seinen Poren soll das Gefäß ausstrahlen, dass seine Besitzer, die etwa 1300 bis 800 vor Christus in der Umgebung des heutigen Aschheims lebten, bereits aus Bronze tranken - das Metall war damals das, was man heute als "total angesagt" bezeichnen würde. "Es gab damals einen regelrechten Hype um Bronze", sagt Pütz.

Echte Bronze aber war rar und kostbar, sodass viele es sich nicht leisten konnten. Einige verfielen deshalb auf einen Trick und überzogen Keramikgefäße mit einer Schicht aus Grafit, um sie wie ein Metallgefäß wirken zu lassen. Die schwarze Tasse ist also mehr Schein als Sein - und illustriert damit sehr schön das Motto des diesjährigen "Tag des offenen Denkmals".

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Nachdem der Aktionstag im vergangenen Jahr lediglich digital stattfinden konnte, öffnen am kommenden Sonntag, 12. September, wieder viele Museen, Denkstätten und historische Bauten ihre Pforten für Neugierige. Unter dem Motto "Sein und Schein in Geschichte, Architektur und Denkmalpflege" können Besucherinnen und Besucher kostenfrei auf den Spuren der Vergangenheit des Landkreises wandeln - von der Jungsteinzeit bis in den Klassizismus.

Im Aschheim-Museum nimmt Leiterin und Archäologin Anja Pütz die Besucher mit in die verschiedenen Epochen der Besiedelung von den ersten Bewohnern der Region in der Jungsteinzeit vor etwa 4500 Jahren über Kelten und Römer bis in die Gegenwart. Dem Motto des Denkmaltags getreu können die Interessierten dabei einen Blick hinter den Schein vieler Exponate werfen, unter anderem mit Hilfe eines Mikroskops.

Im Schloss Ismaning lässt sich Klassizismus erleben. (Foto: Florian Peljak)

Dabei zeigt sich, dass Fundstücke aus Ausgrabungen, die von außen unscheinbar wirken, oftmals Spannendes verbergen und helfen können, Funde richtig einzuordnen. Außerdem erläutert Pütz, mit welchen Methoden es Experten bei Ausgrabungen und danach im Labor gelingt, Unsichtbares zum Vorschein zu bringen.

Im Bajuwarenhof in Kirchheim werden Interessierte ins frühe Mittelalter versetzt. Das "Archäologische Freilichtmuseum zum Anfassen" besteht aus einem landwirtschaftlichen Gehöft, das detailgetreu so nachgebaut ist, wie es im sechsten bis achten Jahrhundert vor Christus in Südbayern gestanden haben könnte, inklusive mehrerer Gärten, in denen Getreide, Gemüse, Kräuter und Beeren aber auch Flachs und verschiedene Färberpflanzen angebaut werden.

Am Tag des offenen Denkmals steht der Bajuwarenhof ganz unter dem Motto "Handwerk erleben": Besucher aller Altersgruppen können live erleben, wie früher Textilien hergestellt wurden - es wird gewebt, gesponnen und gefärbt. Kinder können sich in der Schmuckherstellung beweisen und Mitarbeiter führen vor, wie die Bajuwaren Brot backten.

Sehr viel edler geht es indes in Ismaning zu. Anlässlich des Tags des offenen Denkmals öffnet das Schloss nach langer Pause wieder einmal seine Türen. Ortshistorikerin und Museumsleiterin Christine Heinz führt durch die prächtigen Säle des Gebäudes, das heute die Ismaninger Gemeindeverwaltung beherbergt. Einst diente das Schloss mit seinem großzügigen Park als Sommerresidenz der Freisinger Fürstbischöfe, von 1816 an lebten hier der Stiefsohn Napoleons, Eugène de Beauharnais, und seine Gemahlin Auguste Amalie, Tochter des Bayerischen Königs Max I. Joseph, als Herzog und Herzogin von Leuchtenberg.

Unter ihrer Ägide wurde die Schlossanlage damals klassizistisch umgestaltet. Ergänzend zum Schloss ist auch das Museum im Schlosspark geöffnet, wo derzeit die Sonderausstellung "Almboden und Torfsoden" mit einem großen Schatz alter Fotografien Interessantes zu Bodenformationen und Wirtschaftsgeschichte rund um das Ismaninger Moos erzählt.

Das Aschheim-Museum (Münchner Straße 8) ist am 12. September von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Um 11.30 sowie um 14.30 Uhr starten Führungen zum Motto "Schein und Sein" (circa 60 Minuten). Der Bajuwarenhof Kirchheim (Bajuwarenstraße 11) kann von 11 bis 17 Uhr besucht werden, das Schloss und Schlossmuseum Ismaning (Schloßstraße 3a) von 13 bis 17 Uhr. Es gilt die 3G-Regel. Weitere Informationen unter www.aschheimuseum.byseum.de, www.bajuwarenhof.de beziehungsweise www.schlossmuseum-ismaning.de.

© SZ vom 06.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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