Verkehrsbelastung:Auf holprigen Pfaden

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Ein ganz normaler Tag auf der Straße in Putzbrunn. (Foto: Claus Schunk)

Vier Gemeinden suchen gemeinsam Auswege aus dem Verkehrschaos. Doch nach eineinhalb Jahren Arbeit bleibt die Skepsis, ob Putzbrunn, Hohenbrunn, Grasbrunn und Höhenkirchen-Siegertsbrunn das gelingen wird.

Von Stefan Galler, Landkreis

Längere Zeit hatte man nichts mehr gehört vom "Interkommunalen Verkehrskonzept", jenem Arbeitskreis, der sich aus Vertretern der Südost-Gemeinden Grasbrunn, Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Hohenbrunn und Putzbrunn gebildet und im März 2017 konstituiert hatte; und zwar, um in kleinen Gesprächsrunden ohne parteipolitischen Druck Ideen zu entwickeln für die Lösung der Verkehrsprobleme der Gemeinden. Der Funkstille zum Trotz ist das Projekt keineswegs zu den Akten gelegt, das wurde zuletzt klar, als in den kommunalen Gremien Berichte zum Stand der Beratungen abgegeben wurden.

In Putzbrunn informierte Walter Hois, Gemeinderat der Gemeinschaft pro Putzbrunn (GPP), in der jüngsten Sitzung darüber, dass die Ausschreibung für einen Planer unmittelbar bevorstehe. Dieser solle sich, basierend auf einer fertiggestellten und in diesem Jahr noch einmal überarbeiteten "Ist-Analyse" mit Lösungsmöglichkeiten auseinandersetzen. "Und dabei müssen auch No-Gos der einzelnen Gemeinden eingearbeitet werden", sagt Hois. Das heißt, dass jede Kommune alle Veränderungen von Verkehrsführungen oder ÖPNV-Planungen, die für sie überhaupt nicht infrage kommen, deutlich kommunizieren soll. In das Konzept sollten es nur Vorschläge schaffen, die finanziell darstellbar sind und deren Lösung in moderatem Umfang Flächen benötigten.

Bürgermeister Klostermeier bleibt skeptisch

Zwar stimmte der Putzbrunner Gemeinderat - ebenso wie zuvor bereits die Gremien in den drei anderen Kommunen, die am Interkommunalen Verkehrskonzept mitwirken - für eine Fortsetzung der Beratungen und für die Beauftragung eines Planers, wofür man in Putzbrunn 50 000 Euro in den Gemeindehaushalt für 2019 einstellte. Dennoch bleibt etwa Bürgermeister Edwin Klostermeier (SPD) skeptisch, was die Erfolgsaussichten angeht: "Nun sind zwei Jahre seit dem ersten Antrag vergangen, damals herrschte große Euphorie, doch bislang hat man nur den Ist-Stand ermittelt und der ist schon wieder nicht mehr aktuell durch veränderte Bustakte und die anstehende Tarifreform."

Dem wiederum entgegnet Hois, dass Aspekte wie der Bürgerdialog in Hohenbrunn, der sich generell mit der dortigen Ortsentwicklung auseinandersetzt, das Verkehrsprojekt zuletzt hemmten. "Auch während unseres Bürgermeisterwahlkampfs war niemand für dieses Thema ansprechbar", sagt Hois, der als einer von zwei Kandidaten im März Amtsinhaber Klostermeier unterlegen war.

Bürgermeister Korneder fehlen "neue Ansätze"

Mit seiner Skepsis gegenüber dem Interkommunalen Verkehrskonzept ist der Putzbrunner Rathauschef indes nicht alleine: Auch der Grasbrunner Bürgermeister Klaus Korneder (SPD) begrüßt zwar wie Klostermeier die Tatsache, "dass sich jemand bereit erklärt, Lösungen zu finden". Doch auch Korneder moniert, dass "nach zwei Jahren keine neuen Ansätze" erkennbar" seien. Einer der Initiatoren der Arbeitsgruppe ist Hannes Bußjäger, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler im Grasbrunner Gemeinderat; dieser kritisiere ihn ständig dafür, er würde sich nicht genug um Verkehrsangelegenheiten kümmern, so Korneder weiter: "Uns Bürgermeistern wird öfter mal vorgeworfen, wir würden Verkehrslösungen blockieren, aber die Arbeitsgruppe zeigt doch, dass es bei diesem Thema leichter ist zu fordern, als tatsächlich Ergebnisse zu bringen."

Dass die Arbeit in dieser Initiative dennoch der richtige Weg ist, davon zeigt sich Markus Pfuhler aus Höhenkirchen-Siegertsbrunn überzeugt. Er gehört in seiner Heimatgemeinde dem Arbeitskreis Ortsentwicklung und Mobilität im Rahmen der dort ins Leben gerufenen "Zukunftswerkstatt" an und ist einer der Höhenkirchener Delegierten im Interkommunalen Verkehrskonzept. "Die Findungsphase ist abgeschlossen, jetzt sind wir voll in der Weichenstellung", sagt Pfuhler, der auch hofft, dass sich die Gruppe bei offiziellen Stellen wie dem MVV oder dem Regionalen Planungsverband leichter Gehör verschaffen könne als einzelne Interessenvertreter.

Auch in Hohenbrunn ist man überzeugt, dass Beratungen ohne parteipolitischen Druck der richtige Weg sind: "Wir wollen weitermachen, keiner im Gemeinderat ist dagegen", sagt Andreas Schlick vom Bürgerforum. Wichtig sei jetzt das anstehende Treffen mit dem Planungsverband: "Dann können wir auch abschätzen, was uns ein Gutachten tatsächlich kosten würde."

Von einer Autobahnparallele, deren Machbarkeit das Landratsamt gerade prüfen lässt und die eine Entlastung für die B 471 bringen könnte, hält Schlick nicht viel: "Ich fürchte, diese Straße könnte den Stau zwischen Hohenbrunn und Rosenheimer Landstraße noch verstärken." Grasbrunns Bürgermeister Korneder will sich noch kein Urteil zu den Plänen erlauben: "Erst wenn alle Details vorliegen, kann man sagen, ob die Auswirkungen positiv sind." Dagegen hofft Klostermeier, dessen Traum vom letzten fehlenden Teil der Ortsumfahrung im Vorjahr durch den Bau einer Maschinenhalle auf der geplanten Trasse geplatzt ist, sehr wohl auf eine Entlastung des Ortskerns, wenn eine Autobahnparallele eines Tages in Betrieb genommen werden sollte: "Allerdings nur dann, wenn im Gegenzug die Bundesstraße, die durch unseren Ort geht, zurückgestuft wird und es ein Durchfahrtsverbot für Lkw gibt", so Klostermeier.

© SZ vom 29.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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