Unterschleißheimer Wiesn:Freude über ein bisschen Normalität

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Noch zwei Wochen ist im Valentinspark in Unterschleißheim - kleiner als auf dem Lohhofer Volksfest - einiges geboten. (Foto: Stephan Rumpf)

Buden, Fahrgeschäfte und ein Festzelt: Noch bis zum 3. Oktober läuft in Unterschleißheim eine Art kleine Wiesn im Valentinspark. Die Schausteller sind froh, dass sie wieder ihrem Beruf nachgehen können - mit Zugangsbeschränkungen und 3G-Regel für die Besucher.

Von Alina Willing, Unterschleißheim

Schon aus einiger Entfernung sind sie zu hören: die laut dröhnenden Hupen der Fahrgeschäfte und die elektronisch veränderten Stimmen der Rekommandeure, die lauthals und überschwänglich die nächste Runde ansagen. Bis zum 3. Oktober können sich die Besucher des Herbstfestes, das auf einer Wiese im Valentinspark in Unterschleißheim stattfindet, über die verschiedenen Buden und Stände freuen.

Auch weil das Oktoberfest das zweite Jahr in Folge wegen der Corona-Pandemie ausfällt, sei er froh, einen seiner drei Autoscooter endlich wieder aufstellen zu können, sagt Kurt Geier. Der Schausteller ist in Unterschleißheim aufgewachsen und hat den Volksfest-Ersatz in der Stadt organisiert. "Irgendwie müssen wir unseren Lebensunterhalt verdienen", meint der 40-Jährige und fügt aufgebracht hinzu: "Die Hilfsgelder kommen ja auch nur bedingt an." Außerdem vermisse er es, "den Besuchern ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern". Als Schausteller sei das schließlich seine Berufung, versichert Geier. Bei der Valentinspark-Wiesn sind jedenfalls zahlreiche gut gelaunte Gäste zu sehen.

Noch zwei Wochen ist im Valentinspark in Unterschleißheim - kleiner als auf dem Lohhofer Volksfest - einiges geboten. (Foto: Stephan Rumpf)

In Unterschleißheim dürfen maximal 1500 Besucher gleichzeitig auf das eingezäunte Festgelände, überprüft werden die Personenzahl und die Anwendung der 3G-Regel vom Sicherheitsdienst am Eingang. Wenn die Abstände nicht eingehalten werden können, zum Beispiel in der familienfreundlichen Achterbahn "Pirateninsel", soll eine Maske getragen werden. Überall auf der Wiese werden die Besucher durch Plakate daran erinnert, Abstand zu halten. So auch an der Schießbude Wilderer Alm: "Abstand halten, hier wird wieder scharf geschossen!", steht auf einem Schild geschrieben.

Die Erwachsenen im Bierzelt schauen, dass sie sich nicht zu nahe kommen. (Foto: Stephan Rumpf)

Der Schießstand gehört Alexander Diebold, ebenso wie das Kettenkarussell im Valentinspark. Seit mehr als 30 Jahren ist er schon Schausteller. 2020 habe er das Karussell nur zweimal aufstellen können, heuer sei er immerhin bei sechs Veranstaltungen gewesen. "Das ist nicht viel, aber besser als zweimal oder gar nicht", sagt Diebold. Die bayerische Hygieneschutzverordnung schmeiße den Schaustellern "einen Knüppel zwischen die Beine", findet er. Die ersten beiden Corona-Hilfen seien "dürftig" gewesen, die Dezemberhilfe habe er erst im Juli erhalten, berichtet der 58-Jährige. "So viel zur Bazooka", murmelt Diebold und spielt damit auf das milliardenschwere Konjunkturpaket von SPD-Finanzminister Olaf Scholz an. Ernst blickt er über den Rand seiner Hornbrille. Nach der Wahl fürchte er wieder "Repressalien", sagt er und meint damit verschärfte Kontaktbeschränkungen. Die seien für ihn besonders schlimm gewesen. "Ich brauche Leute um mich rum."

Die Wiesn im Valentinspark wird ihrem Namen gerecht. Das Festgelände liegt im satten Grün. (Foto: Stephan Rumpf)

Am Sonntagvormittag sind die Fahrgeschäfte noch eher spärlich besetzt, aber zur Mittagszeit strömen immer mehr Familien mit Kindern auf das Gelände. Viele ältere Besucher laufen zielstrebig auf das große geschmückte Festzelt zu, aus dem Blasmusik zu hören ist. Derweil vermischen sich vergnügte Kinderschreie mit dem lauten Tuckern der Achterbahn, basslastiger Popmusik und dem dröhnenden Hupen des Kinderkarussells. Hier drehen sich Fahrzeuge wie zum Beispiel ein pinker Barbie-Truck oder ein knallgelber ADAC-Hubschrauber gemächlich im Kreis.

Claudia Pianka sitzt auf einer Bank neben dem Fahrgeschäft und wartet auf ihren Sohn. Für sie ist das Unterschleißheimer Herbstfest eine "Bereicherung", wie sie sagt. "Es gibt einem wieder ein Stück weit mehr Normalität zurück. Und es ist toll zu sehen, wie viel Spaß mein Sohn hat."

Lange Zeit mussten Geiers Autoscooter, Diebolds Kettenkarussell und die Fahrgeschäfte vieler Kollegen stillstehen. Dank dem Herbstfest auf der Valentinspark-Wiesn können auch sie wieder ihrem Beruf nachgehen, zumindest für die kommenden zwei Wochen. Wie es danach weitergehen wird, das weiß augenblicklich niemand. Corona ist noch nicht vorbei.

© SZ vom 20.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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