Sportstätten:Schon wieder ein neuer Name für das Sputz

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Noch heißt das Sportzentrum am Utzweg Bayernwerk Sportarena. Doch im Oktober werden dort die Schilder des neuen Namensgebers angeschraubt. (Foto: Sebastian Gabriel)

Weil der Sponsor ausgestiegen ist, benennt Unterhaching seine große Sporthalle am Utzweg nach dem kommunalen Geothermie-Unternehmen. Geld verdient die Gemeinde damit keines mehr.

Von Stefan Galler und Iris Hilberth, Unterhaching

Sportstätten nach Sponsoren zu benennen, ist weit verbreitet und für die Vereine oder Kommunen eine praktische Geldquelle. Nicht nur die wirklich großen Liegenschaften wie die Allianz-Arena in München oder das einstige Waldstadion in Frankfurt, das jetzt Deutsche-Bank-Park heißt und zuvor unter Commerzbank-Arena firmierte, tragen die Geldgeber im Namen. Am häufigsten wurde wohl das Hamburger Volksparkstadion umbenannt, von AOL-Arena über HSH-Nordbank-Arena in Imtech-Arena. Inzwischen heißt es wieder Volksparkstadion, und das obwohl der Spediteur Kühne die Namensrechte erworben hat. In Unterhaching ist es anders herum. Da wird im Oktober an die Sportarena am Utzweg schon wieder ein neuer Schriftzug eines Unternehmens angeschraubt - ohne dass weiter Geld fließt. Mit der Geothermie-Arena sponsert sich die Gemeinde dann quasi selbst.

Erbaut wurde die Halle neben dem Lise-Meitner-Gymnasium vor bald 20 Jahren als modernes Sportzentrum mit einer tiefergelegten und damit hohen Dreifachhalle für internationale Volleyballwettkämpfe. Außerdem gibt es eine Bodenturnhalle, eine Judohalle und eine Kunstturnhalle, eine VIP-Lounge und eine Bar unter dem Glasdach des Foyers. "Sputz" nannten die Unterhachinger diesen neuen Prachtbau der Sportlandschaft zunächst, weil er eben am Utzweg liegt. Das klang putzig, wirklich passend war es für so ein mondänes Gebäude nicht.

Wie praktisch also, dass sich bald ein Sponsor fand. Das Versicherungsunternehmen Generali, das seit dem Jahr 2000 die Unterhachinger Volleyballer sponserte, zahlte von 2009 an 100 000 Euro für den Namen der Sportarena. In dieser Zeit war das Unternehmen im Unterhachinger Sport omnipräsent, denn Generali war auch Hauptsponsor der Spielvereinigung, das Stadion am Sportpark hieß von 2003 an nach dem Versicherer. Bis der nach und nach als Geldgeber überall wieder ausstieg.

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Das Sputz heißt mittlerweile Bayernwerk-Arena und das Stadion nennt sich offiziell Alpenbauer-Sportpark nach den Lutschbonbons der Bavarian Sweets GmbH. Kaum jemand hat diese Namensgebung jemals verinnerlicht. Die meisten Unterhachinger sprechen immer noch von der "Generali", wenn sie die große Sporthalle meinen, die nicht nur als Trainingsstätte der beiden Olympia-Silbermedaillengewinner im Turnen, Marcel Nguyen und Lukas Dauser, bekannt geworden ist, sondern auch in dem Kino-Erfolg "Fack ju Göhte" zu sehen ist, der am benachbarten Gymnasium gedreht wurde und in dem Elyas M'Barek einen Tunnel zum Sputz gräbt.

"Wir haben uns bewusst dafür entschieden, auf die Einnahmen zu verzichten"

Der Vertrag mit der Bayernwerk AG läuft nun im Oktober aus. Laut Gemeinde Unterhaching hatte das Unternehmen kein Interesse mehr an der Verlängerung des Vertrags. "Es war ein singuläres Engagement der Bayernwerk AG und die Vorgaben ändern sich", versucht Rathaussprecher Simon Hötzl, das Ende des Sponsorings zu erklären. Damit fällt für die Gemeinde "ein nennenswerter fünfstelliger Betrag im Jahr" weg, denn einen neuen Sponsor gibt es nicht. "Wir haben uns bewusst dafür entschieden, auf die Einnahmen zu verzichten und stattdessen die Halle nach einem Unterhachinger Kommunalunternehmen zu benennen", sagt Hötzl.

Das Geld bleibt laut Hötzl also dort, wo es ist, nämlich bei der Geothermie Unterhaching, die lediglich für den Namensschriftzug an der Halle und einen "frischer gestalteten Eingangsbereich" aufkommt. Die Geothermie-Arena soll allerdings nicht allein eine Werbung für das Tochterunternehmen der Gemeinde sein. Das hätte die nämlich gar nicht nötig, weil die Unterhachinger ihr derzeit eh die Bude einrennen im Ringen um einen schnellen Anschluss an die Erdwärme. Vielmehr will die Gemeinde aus der Sporthalle zudem zu einen Veranstaltungsort mit Schwerpunkt erneuerbare Energien machen, vom Unternehmerstammtisch bis zu Bürgerwerkstatt - und das könne ruhig auch am Rande eines Volleyballspiels oder einer anderen Sportveranstaltung stattfinden, meint Hötzl. So hofft die Gemeinde, ihr Image als Sportgemeinde und gleichzeitig als Kommune der erneuerbaren Energien zu pflegen.

Statt Alpenbauer könnte demnächst auch auf dem Stadion am Sportpark ein anderer Name stehen. (Foto: Ulrich Gamel/imago images/kolbert-press)

Möglicherweise ist auch der Alpenbauer-Drops im Stadion inzwischen gelutscht. Denn hier könnte ebenfalls bald eine Umbenennung anstehen. Während der Schriftzug des Bonbon-Herstellers auch für den Rest der Saison die Trikots des Fußball-Drittligisten zieren wird, soll beim Stadionsponsoring nach SZ-Informationen die Einigung mit einem neuen Geldgeber bevorstehen. Peter Wagstyl, Vizepräsident der Spielvereinigung Unterhaching, will diese Gerüchte weder bestätigen noch dementieren. Aber wer weiß: Es stehen ja noch andere Firmennamen auf den Hemden der Hachinger Fußballer. Wie wäre es mit Lupse-&-Lupse-Arena. Klingt zu sehr nach Badezimmersanierung? Alles kein Problem. In Fürth haben sie ihren Fußballplatz erst Playmobil-Stadion und dann Trolli-Arena genannt.

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