Unterföhring:Burschen gegen Rassismus

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Gemeinsamer Auftritt gegen Rassismus: Mitglieder der Unterföhringer Burschen posieren für ihre Aktion in den sozialen Medien. (Foto: Privat)

Nicht allein Freunde des Brauchtums: Unterföhringer Vereinsmitglieder positionieren sich gegen Rassismus.

Von Irmengard Gnau, Unterföhring

Meistens treten die Burschenvereine im Landkreis in Erscheinung, wenn sie sich auf besonders kreative Art und Weise eines fremden Maibaums bemächtigen oder wenn sie das eigene "Stangerl" feierlich aufstellen und wenn sie ihre Expertise bei der Organisation von Festen und Partys unter Beweis stellen. Auch wenn im Ort kräftige helfende Hände gebraucht werden, sind die Burschenvereine eine zuverlässige Anlaufstation. Dass die selbst erklärten Pfleger von Tradition und Brauchtum sich politisch positionieren, kommt hingegen eher selten vor. Die Unterföhringer Burschen haben das nun getan und sich via Facebook öffentlich gegen Rassismus positioniert.

Mehrere Vereinsmitglieder wurden bereits beleidigt

"Wir als bayrischer Traditionsverein stehen zusammen. Lasst und miteinander aufstehen und daran arbeiten, dass es keinen Platz für Rassismus gibt", heißt es in dem Post. Auslöser für den Beitrag ist, dass mehrere Vereinsmitglieder schon öfter beleidigt oder angepöbelt wurden, weil sie dunkle Hautfarbe haben oder ihre Eltern einst nach Deutschland eingewandert sind. Einer der Burschen, dessen Eltern aus Angola stammen, sei vergangenes Jahr beim Fest eines anderen Vereins sogar tätlich angegriffen worden, erzählt der Unterföhringer Vereinsvorsitzende Christoph Axenbeck.

Angespornt von den lautstarken Protesten gegen die Diskriminierung Dunkelhäutiger in den USA, entschieden die Unterföhringer, selbst ebenfalls ein Zeichen zu setzen. Denn Rassismus sei nun einmal auch im Landkreis leider präsent, wie sie aus eigener Erfahrung wüssten. "Es passiert nicht überall, aber es passiert zu oft", sagt Axenbeck. Eine Haltung, die für den Unterföhringer heutzutage gänzlich unverständlich ist. "Wir leben im 21. Jahrhundert und wir leben alle gemeinsam", sagt er.

Der Unterföhringer Burschenverein, 2012 gegründet, zählt derzeit 76 Mitglieder zwischen 16 und 35 Jahren, knapp zwei Dutzend von ihnen haben einen Migrationshintergrund. Er erlebe diese Vielfalt im Verein als bereichernd, sagt Axenbeck. "Wir sind da ganz offen. Wer in Unterföhring lebt, männlich und unverheiratet ist, darf gern bei unserem Stammtisch vorbeischauen."

© SZ vom 16.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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