Kommunalwahl 2026:Damit auch der Gegner Klarheit hat

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Demonstrieren Zusammenhalt: Susanna Tausendfreund (zweite von rechts) mit der Grünen-Landtagsabgeordneten Claudia Köhler (zweite von links) und weiteren Parteifreundinnen bei ihrer Nominierung. (Foto: Claus Schunk)

Pullachs Grüne nominieren Susanna Tausendfreund einstimmig für eine dritte Amtszeit als Bürgermeisterin. Die zeigt sich in ihrer Rede tatkräftig und angriffslustig.

Von Susanne Hauck, Pullach

Susanna Tausendfreund ist jetzt auch offiziell als Bürgermeisterkandidatin für die kommende Kommunalwahl nominiert. Die Pullacher Grünen haben sich bei einer Ortsversammlung am Donnerstagabend einstimmig hinter ihre Parteifreundin gestellt, die seit zehn Jahren Rathauschefin in der Isartalgemeinde ist. Von den 17 stimmberechtigten Mitgliedern im Vereinsraum des Bürgerhauses votierten bei einer Enthaltung 16 mit Ja. Zuvor hatte der Vorstand der Pullacher Grünen die 60-Jährige für eine erneute Kandidatur im Jahr 2006 vorgeschlagen.

Dass sich die Grünen bereits zwei Jahre vor der Wahl in Stellung bringen, hatte in Pullach für Überraschung gesorgt, zumal die anderen Parteien und Gruppierungen noch ohne Kandidaten sind. Tausendfreund erklärte ihre frühzeitigen Ambitionen damit, dass sie der Gemeinde Planungssicherheit verschaffen wolle. "Alle wissen dann, woran sie sind", betonte die Grünen-Politikerin. Ihre Kandidatur will sie zudem als Ansage an die anderen politischen Kräfte am Ort verstanden wissen: "Auch die potenziellen Gegenkandidaten haben dann Klarheit."

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Tausendfreund ging auch auf manches Gerede am Ort über ihre Kandidatur und ihr Alter ein: Manche hätten sie gefragt, ob sie sich das wirklich antun wolle, sagte die Bürgermeisterin, die in Kürze 61 wird, und bemühte sich zugleich, Zweifel an ihrer Motivation für eine dritte Amtszeit auszuräumen: "Ich bin hier aufgewachsen, ich bin seit 1984 in der Kommunalpolitik und habe immer noch große Freude daran, an allen Projekten mitzuwirken."

So einmütig wie bei den Grünen ist Tausendfreunds Rückhalt bei den Pullacher Wählern allerdings nicht: Bei der Wahl 2020 hatte der Bürgermeisterin ihr Amtsbonus nicht genutzt; Tausendfreund musste wie schon 2014 in die Stichwahl.

In ihrer Bewerbungsrede skizzierte Tausendfreund ihre Schwerpunkte für die kommenden Jahre. Pullach ächzt unter der Bürde mehrerer Großprojekte; eines davon ist die Einrichtung eines Familien- und Seniorenzentrums an der Kreuzeckstraße. Obwohl das Vorhaben aufgrund des Widerstands der Nachbarn aufgegeben werden musste, zeigte Tausendfreund Verständnis für die Bedenken und hofft nun auf die Realisierung einer im Ortsteil Großhesselohe dringend benötigten Kinder-Großtagespflege.

Als alternativen Standort für das Familien- und Seniorenzentrum befürwortet Tausendfreund wiederum den zu sanierenden Bahnhof Pullach - auch um das Projekt nicht ganz scheitern zu lassen. Dabei äußerte sie Frustration über mögliche Verzögerungen im Gemeinderat ("Ich hoffe, dass nicht wieder alles zerredet wird.") und betonte die Notwendigkeit einer konstruktiven Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung. Es sei reichlich demotivierend für die Mitarbeiter, so Tausendfreund, wenn nach der geleisteten Vorarbeit jedes Mal alle Pläne wieder in der Schublade verschwänden.

Der gewaltige Umbau der Pullacher Schullandschaft ist ein weiteres großes Vorhaben, das die Gemeinde für die nächsten zehn bis zwölf Jahre beschäftigen wird. Die Bürgermeisterin steht nach eigenen Worten voll hinter dem Projekt, weil es ihrer Meinung nach unbedingt notwendig ist, um zeitgemäße Bildung zu ermöglichen. Auch der millionenschwere Neubau des Freizeitbads stellt die Kommune auf eine Geduldsprobe. Sie bedauere das viele Vor und Zurück im Gemeinderat um Abriss oder Vielleicht-doch-Sanierung, sagte Tausendfreund. "Wir müssen da weiterkommen, wenn wir das Bad langfristig behalten wollen." Des Weiteren möchte sie Umweltmaßnahmen wie die Förderung von Blühwiesen, Photovoltaik auf kommunalen Gebäuden und die Stärkung des Klima- und Mobilitätsmanagements vorantreiben. Besonders stolz sei sie auf die Fortschritte beim Ausbau des Geothermie-Wärmenetzes, das es der Gemeinde ermögliche, bis 2027 unabhängig von Öl und Gas zu sein.

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Obwohl es bis zur Kommunalwahl noch gut zwei Jahre dauert und sie dann 63 wird, erklärt Pullachs Grünen-Bürgermeisterin ihre abermalige Kandidatur. Sie will damit nach eigenen Worten Klarheit schaffen. Die politischen Gegner reagieren irritiert.

Von Lisa Marie Wimmer

Tausendfreunds Einsatz für die Energiewende wurde auch von der Grünen-Landtagsabgeordneten Claudia Köhler aus Unterhaching gelobt, die Tausendfreund bei der Ortsversammlung als "unaufgeregt, bescheiden und sachlich" beschrieb. Köhler hob besonders hervor, dass in Pullach unter Führung der Grünen sechs Windräder im Forstenrieder Park errichtet werden sollen. Gemeinderat Fabian Müller-Klug erwähnte Tausendfreunds Bemühen um eine modernere Verwaltung. Gleichzeitig lobte er das gute Klima im Rathaus. "So manchem Gemeinderatsmitglied würde etwas mehr Wertschätzung für die Mitarbeiter dort auch gut anstehen", konnte er sich etwas Stichelei nicht verkneifen.

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