Soziales Engagement:Ein Herz für die im Abseits

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Die Spielvereinigung Unterhaching veranstaltet regelmäßig einen Inklusionstag. Das Foto zeigt den Spieler Patrick Hasenhüttl 2021 beim Posieren für ein Selfie. (Foto: Sven Leifer/IMAGO/foto2press)

Der Fußballklub Unterhaching hat seine Charity-Initiative "Haching schaut hin" in einen eigenen Verein ausgelagert. Das hat zum einen praktische Gründe, Präsident Manfred Schwabl und sein Vize Peter Wagstyl wollen damit aber auch ein Zeichen setzen und die Verwurzelung des Vereins in der Region stärken.

Von Stefan Galler, Unterhaching

Die Spielvereinigung Unterhaching baut ihr soziales Engagement aus: Seit einigen Jahren steht im Zentrum der Vereinspolitik neben der Ausbildung von Talenten und der Investition ins Stadiongelände auch die Hilfe für Menschen in Not. Nun hat der Fußballklub seine Initiative "Haching schaut hin" institutionalisiert und einen eigenen Verein mit diesem Namen gegründet - damit sich Spender gut aufgehoben fühlen und auch steuerlich keine Missverständnisse aufkommen, wie Klubpräsident Manfred Schwabl erklärt.

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"Haching schaut hin" kümmerte sich auch vor der aktuellen Preiskrise vor allem um Bedürftige "in der Region, denn hier gibt es mehr Not als man glaubt", wie Schwabl sagt. Etwa bei der Familie des heute siebenjährigen Mirko, der sich als Baby bei einem Sturz aus dem Bettchen so schwere Hirnschädigungen zuzog, dass er pflegebedürftig ist. Die Unterhachinger unterstützen den Buben seit Jahren. "Mirko macht durch die Therapien, die wir finanziert haben, unglaubliche Fortschritte", sagt SpVgg-Vizepräsident Peter Wagstyl. Der tragische Fall war auch der Antrieb zum ersten Inklusionstag, den die Spielvereinigung 2019 zusammen mit dem Bayerischen Fußballverband (BFV) und den Special Olympics Bayern (SOBY) organisiert hatte.

Einem schwer kranken Buben finanzierte die Hachinger Initiative eine Delfintherapie

Auch der kleine Luca aus Niederbayern wird durch "Haching schaut hin" unterstützt: Der Sechsjährige leidet unter einer genetisch bedingten Erkrankung des Kleinhirns (Chiari-I-Malformation), die geistige, motorische und sprachliche Entwicklungsstörungen und damit verbundene starke Schmerzen zur Folge hat. Ständige Krankenhausaufenthalte und Operationen waren notwendig, um die Symptome zu lindern und eine schrittweise Verbesserung des Gesamtzustands von Luca zu erreichen. Die Hachinger Initiative finanzierte der Familie bereits vor einem Jahr eine Delfintherapie und überreichte ihr auf einer Benefizveranstaltung in Straubing vor einigen Monaten einen Scheck über 5000 Euro, um die positive Entwicklung durch einen weiteren Aufenthalt des behinderten Buben bei den Meeressäugern fortzusetzen.

"Wichtig ist uns, dass wir nachhaltig helfen", sagt Wagstyl, der betont, dass man keineswegs nur Kinder unterstütze. Gemeinsam mit der Seniorenhilfe "Lichtblicke" steht man seit Beginn des Jahres zehn bedürftigen Rentnern zur Seite, damit diese ihre Stromrechnungen bezahlen können und bis zum Ende des Monats Geld für den Lebensunterhalt zur Verfügung haben. "Wir würden dieses Engagement gerne noch ausbauen, wenn wir mehr Spenden erhalten", sagt Wagstyl.

Weil sich zuletzt abzeichnete, dass viele Menschen und auch Unternehmen durchaus bereit sind, die guten Werke des Klubs mit immer mehr Geld zu unterstützen, hat man nun Nägel mit Köpfen gemacht, wie Schwabl erklärt: "Bisher sind alle Zuwendungen auf das Konto des Fußballvereins gegangen, doch wir bekamen immer mehr Spenden, sodass wir hier etwas ändern mussten." Hintergrund ist, dass Spenden an einen Sportverein satzungsgemäß nur für Sportförderung ausgegeben werden dürfen. "Das Finanzamt hat uns darauf aufmerksam gemacht", erklärt Wagstyl.

Eine Alternative wäre gewesen, eine Stiftung zu gründen, doch die Klubführung wollte das nicht, denn das wäre "sehr aufwendig", wie Wagstyl sagt. Außerdem müsse in diesem Falle immer ein gewisser Spendenbetrag als Sockel innerhalb der Stiftung gehalten werden. Das sei jedoch nicht sein Ansinnen, sagt Schwabl: "Alles, was wir einnehmen, soll eins zu eins an Bedürftige rausgehen. Ich nenne unsere Initiative immer Feuerwehr-Fonds: Wir wollen dort helfen, wo es brennt." Und deshalb kam nur in Frage, einen Verein zu gründen mit dem einzigen Zweck, Gutes zu tun.

Gründungsmitglieder des Vereins sind Coach Sandro Wagner, die Familie von Karim Adeyemi und U17-Trainer Daniel Bierofka

Mit dieser neuen Struktur sei nun sichergestellt, dass alle Spender entsprechende Quittungen erhalten, die sie steuerlich geltend machen können. Im Rahmen einer Gründungsversammlung wurde Klaus Maier, der sich seit Jahren bei "Haching schaut hin" engagiert, zum Vorsitzenden erkoren, Rena Schwabl, die Frau von Manfred Schwabls Sohn Markus, wird den Verein als Botschafterin unterstützen. Zu den 35 Gründungsmitgliedern zählen auch Cheftrainer Sandro Wagner, Mannschaftskapitän Josef Welzmüller, die Familie von Nationalspieler Karim Adeyemi, der einst bei Haching kickte, sowie U17-Trainer Daniel Bierofka. "Ich bin sehr stolz, dass der Verein das mitträgt", sagt Präsident Schwabl, der die Spielvereinigung nun auf insgesamt sieben Säulen gestellt hat: die KGaA der Lizenzspielerabteilung, zwei Immobiliengesellschaften, die Gastronomie (Haching Events GmbH), eine Gesundheitszentrum GmbH sowie die beiden eingetragenen Vereine SpVgg Unterhaching und "Haching schaut hin".

Für Schwabl ist das soziale Engagement elementar für die regionale Verwurzelung. Dazu passt, dass Kinder bis 14 Jahren seit dieser Saison bei Regionalliga-Heimspielen freien Eintritt bekommen, wenn sie sich die "Fonsi"-Jahreskarte ausgedruckt haben und mit in den Sportpark bringen. Kundenbindung könnte man das nennen. Und dazu gehört auch die Gaststätte, die Anlaufpunkt für alle sein soll, "egal, ob sie mit dem Bobby-Car oder dem Rollator kommen", wie Schwabl sagt. Das sei im Sportpark der Fall, viele Senioren seien regelmäßig da, "auch weil bei uns das Preis-Leistungsverhältnis stimmt".

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