Aktionärsversammlung:Stadionkauf hat Vorrang vor dritter Liga

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Unumstrittene Führungsfigur: Trotz der schwierigen Situation, in der die SpVgg Unterhaching steckt, verbreitet Manfred Schwabl (li., neben Versammlungsleiter Dirk Monheim) Optimismus - das wird von den Aktionären gewürdigt. (Foto: Quirin Friedel/SpVgg)

Vor 132 Anteilseignern bekräftigt Manfred Schwabl, dass die Spielvereinigung Unterhaching weiterhin alles daran setzt, den Sportpark zu erwerben. Die schwierige finanzielle Lage lässt die Aktionäre kalt.

Von Stefan Galler, Unterhaching

Am Ende seiner knapp 45-minütigen Rede wurde Manfred Schwabl emotional. Er sehe seinen Verein mittelfristig als einen "geilen Drittligisten mit eigenem Stadion, einem funktionierenden Vereinsleben und mit viel Zusammenhalt", schmetterte er den anwesenden 132 Anteilseignern auf der Aktionärsversammlung der Spielvereinigung (SpVgg) Unterhaching entgegen. Diese waren am Donnerstagvormittag in einem eigens ans Wirtshaus im Sportpark angedockten Eventzelt zusammengekommen.

Wer erwartet hatte, dass es wegen des kürzlich geplatzten Stadionkaufs, des angekündigten Rückzugs von Cheftrainer Sandro Wagner zum Saisonende oder wegen des im Vergleich zum Ausgabetag mittlerweile bescheidenen Aktienkurses scharfe Debatten geben würde, sah sich getäuscht: Der Geschäftsbericht wurde annähernd einstimmig abgesegnet, ebenso wenig Widerstand gab es gegen die Entlastung von Manfred Schwabl in seiner Funktion als Geschäftsführer der Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA), und des Aufsichtsrats.

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Gerademal fünf der Aktionäre hatten überhaupt Nachfragen, die Schwabl umfassend beantwortete. Es bleibe dabei, dass die SpVgg das Stadion und die angrenzenden Plätze kaufen wolle, stellte er etwa klar.

Zuletzt war ein eigentlich bereits 2020 ausgehandelter Deal nicht zustande gekommen, weil sich Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) und Teile des Unterhachinger Gemeinderats davon überrumpelt fühlten, dass die Fußballer bereits mit der neuen American-Football-Franchise Munich Ravens über eine Untervermietung verhandelt hatten. Anstatt das Stadion zu verkaufen, kündigte die Gemeinde den Pachtvertrag mit der SpVgg zum 30. Juni und möchte nun eine neue Regelung mit dem Verein und auch mit den Footballern erreichen.

Wie Schwabl im Laufe der Aktionärsversammlung berichtete, sind die Gespräche darüber bereits wieder aufgenommen worden. Auch mit den Ravens sei man erneut im Dialog, so Schwabl. "Die wollen das Stadion nicht kaufen", sagte der Klubpräsident, nachdem noch vor knapp zwei Wochen genau darüber Gerüchte durchgesickert waren. SpVgg-Vize Peter Wagstyl bekräftigte auf SZ-Nachfrage: "Die Ravens haben mir in die Hand versprochen, dass sie nicht kaufen wollen."

Der Einstieg eines größeren Investors sei "nur aufgeschoben"

Für die Unterhachinger Fußballer dagegen hat der Erwerb allerhöchste Priorität: "Wenn ich mich entscheiden müsste, käme der Stadionkauf für mich vor der Lizenz für die dritte Liga", sagte Schwabl, der auch noch einmal betonte, dass die SpVgg ohnehin schon jetzt viel ins Stadion investiere, "wir haben da zuletzt über zwei Millionen reingesteckt". Derzeit führt die Mannschaft die Regionalliga Bayern an, würde im Falle des Gewinns der Meisterschaft gegen den Champion der Regionalliga Nordost um den Drittligaaufstieg spielen. Den Lizenzantrag habe man gestellt, gut möglich sei jedoch, dass der zuständige Deutsche Fußball-Bund (DFB) die Genehmigung mit hohen Auflagen verbinde. Und genau diese wolle man nicht auf Biegen und Brechen erfüllen, bekräftigte Schwabl gegenüber den Aktionären.

Die Zukunft des Unterhachinger Stadions ist offen. (Foto: Sven Leifer/imago/foto2press)

Dass der Aktienkurs von 8,10 Euro bei der Ausgabe im Sommer 2019 auf nunmehr etwa 3,70 Euro gefallen ist, ließ die Aktionäre kalt. Gelassen wurden auch die weiteren Zahlen hingenommen: So hat die KGaA vor allem durch den Transfer des ehemaligen Unterhachinger Jugendspielers Karim Adeyemi von RB Salzburg zu Borussia Dortmund, von dem man nicht unwesentlich finanziell profitierte, im Geschäftsjahr 2021/22 einen Gewinn in Höhe von 1,16 Millionen Euro verbucht, in der Bilanz steht dennoch ein Minus von 8,3 Millionen Euro. Man habe jedoch, Stand jetzt, keine Bankschulden mehr. Laut Schwabl steht neben ihm selbst, der immer wieder finanzielle Löcher aus Eigenmitteln stopft, womöglich ein weiterer größerer privater Investor vor der Tür, dessen Einstieg zuletzt wegen Corona- und Ukraine-Krise "nur aufgeschoben" worden ist.

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