Theater:Trauriger Schurke

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Korrupte Gesellschaft, böser Herrscher: Szenenbild aus "Richard III." in der Inszenierung der Bremer Shakespeare Company. (Foto: Marianne Menke)

Die Bremer Shakespeare Company zeigt "Richard III." in Unterschleißheim und Pullach. In der Inszenierung ist die Hauptfigur ein einsamer Bösewicht inmitten einer korrupten Gesellschaft.

Von Udo Watter, Unterschleißheim/Pullach

Er gilt als Inbegriff des Bösen, als skrupelloser Herrscher von geradezu metaphysischer Monstrosität, der beim Kampf um die Macht alles und jeden aus dem Weg räumt, sogar Kinder: Richard III., König von England, der bucklige Schurke. Zu diesem hat ihn vor allem William Shakespeare gemacht, sein Drama über den letzten König aus dem Hause York, mit dessen Tod 1485 in der Schlacht von Bosworth die Rosenkriege endeten, zeichnet ein faszinierendes, aber durchaus einseitiges Bild.

Die Bremer Shakespeare Company zeigt "Richard III." am Dienstag, 23. April, im Bürgerhaus Unterschleißheim, und am Mittwoch, 24. April, im Bürgerhaus Pullach. Das Stück, das zu den meistgespielten Tragödien des großen englischen Dichters und Dramatikers gehört, ist ein Theaterklassiker, der natürlich immer wieder neu interpretiert werden kann.

Die Regisseurin Ricarda Beilharz hat es sich in dieser prämierten Produktion auf die Fahnen geschrieben, eine "erschreckend aktuelle exemplarische Fallstudie eines Mannes", zu inszenieren, "den ein korruptes System hervorgebracht hat". Richard ist nicht nur der Theaterbösewicht schlechthin, sondern auch der Missgestaltete, der Einsame in einer korrupten Gesellschaft, in der kaum einer weniger schuldig ist als er. "Virtuos pokert er mit dem höchsten Einsatz: der Selbstvernichtung", wird versprochen.

Der Inszenierung ist ein starker Gegenwartsbezug immanent: "Weit müssen wir nicht schauen, um heutige Richards zu entdecken, die Gesellschaften und politischen Systeme, in denen Vertrauen tödlich sein kann, Verrat nützlich und ein Menschenleben wertlos ist; in denen Grausamkeit erwünscht und ein Gewissen störend ist", heißt es in der Vorstellung des Stücks.

Shakespeare, der in seiner dichterischen Bearbeitung den Chronisten der siegreichen Tudor-Dynastie folgte - nannte diesen eine "bucklige Kröte". Auch das war wohl übertrieben: Die 2012 in Leicester bei Bauarbeiten sensationell gefundenen Gebeine des schurkischen Königs respektive deren Knochenanalyse ergaben, dass Richard wohl eine "wohl gebogene Wirbelsäule" gehabt habe.

Die Vorstellungen in Unterschleißheim und Pullach beginnen jeweils um 20 Uhr. Es gibt vorher zudem jeweils eine Einführung, Beginn um 19.30 Uhr. Karten gibt es über https://www.forum-unterschleissheim.de/veranstaltungen.html respektive https://pullach.reservix.de/events .

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