Bürgermeister-Wahlkampf in Putzbrunn:Ein paar Salven auf den Herausforderer

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Der Bürgermeister hört zu - und redet dann doch ziemlich viel: Edwin Klostermeier bei seinem Wahlkampfauftakt in "Reil's Restaurant" im Putzbrunner Bürgerhaus. (Foto: Sebastian Gabriel)

SPD-Amtsinhaber Edwin Klostermeier startet in den Wahlkampf und geht dabei gleich auf Konfrontationskurs mit seinem CSU-Konkurrenten Tobias Stokloßa.

Von Stefan Galler, Putzbrunn

So richtig im Wahlmodus scheinen die Putzbrunner Bürgerinnen und Bürger noch nicht zu sein - dabei sind sie in fünfeinhalb Wochen bereits aufgerufen, ein neues Gemeindeoberhaupt zu bestimmen. Nachdem CSU-Herausforderer Tobias Stokloßa vor 14 Tagen ein Dutzend Interessierte zu seinem Wahlkampfauftakt begrüßen durfte, sind es bei Amtsinhaber Edwin Klostermeister (SPD) gerade mal drei mehr. Und wie beim jungen Konkurrenten kommen auch zum erfahrenen Platzhirsch ins Bürgerhaus in erster Linie diejenigen, die ihn ohnehin wählen werden, ganz egal, welche Feinheiten sein Programm beinhalten würde.

Die großen Überraschungen hat Klostermeier dann tatsächlich nicht im Gepäck. Dass er nur für zwei Jahre antritt, um im Falle eines Sieges im Frühjahr 2026 mit 70 zurückzutreten und dadurch die Termine von Bürgermeister- und Kommunalwahl wieder zu harmonisieren, ist im Ort längst bekannt. Das Motto der Veranstaltung, "Der Bürgermeister hört zu", wird dann aber auch nicht ganz durchgehalten, schließlich ist es vor allem der Rathauschef, der redet.

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Er informiert darüber, dass der Personalmangel bei der Kinderbetreuung zwar auch Putzbrunn erreicht habe, der Engpass aber im Vergleich zu anderen Kommunen moderat sei. Und dann feuert er die erste Salve auf den CSU-Gegner ab: "Auch Herr Stokloßa kann nicht zaubern. Man kann gerne den Faktencheck machen: Nicht alles stimmt, was er sagt", betont Klostermeier und spielt auf die Ideen des Herausforderers an, er wolle aktiver um Fachkräfte werben, etwa über die sozialen Medien.

Auch beim Thema Lärmschutz an der A 99 geht der seit 2006 amtierende Bürgermeister direkt auf denjenigen los, der ihn aus dem Sessel bugsieren will: "Der achtspurige Ausbau ist den gesetzlichen Vorgaben entsprechend inklusive Lärmschutz geplant." Deshalb sehe er im Gegensatz zu Stokloßa hier keinen Handlungsdruck: "Er will das auf Gemeindekosten machen, das würde viele Millionen kosten." Grasbrunn sei schon vor Jahren beim Lärmschutz in Vorleistung gegangen und müsse die Maßnahmen auf eigene Kosten zurückbauen, falls sie mit den Ausbauplänen kollidieren sollten. Das wolle er für Putzbrunn vermeiden, so Klostermeier.

Apropos Geld: Seinen Stolz über die finanziell komfortable Situation, in der Putzbrunn sei, kann der gelernte Verwaltungswirt kaum verhehlen: "Der Gemeinde geht es gut, wir haben 30 Millionen auf dem Konto." Zudem habe er in den vergangenen Jahren zahlreiche wertvolle Grundstücke erwerben können. "Die Gewerbesteuereinnahmen gehen deutlich nach oben", sagt Klostermeier, der dennoch das Geld nicht mit vollen Händen ausgeben will: "Für eine neue Feuerwehr sehe ich keine Notwendigkeit, vielleicht in fünf Jahren."

Der Bürgermeister klappert alle relevanten Bereiche ab, seine "Vision" eines Bürgerparks mit Liegewiese und Teich sei "eines meiner Lieblingsthemen". Dass er zuletzt im Gemeinderat keine Mehrheit für ein 2000-Euro-Budget zur Schaffung einer Arbeitsgruppe dazu erhielt, wurmt ihn. "Ich verstehe nicht, wie man dagegen sein kann."

Dass im Ort noch keine Plakate von ihm hängen, beunruhigt ihn nicht

Selbstverständlich geht es auch um die Energiewende. Klostermeier betont, dass man mit den Geothermie-Ausbauplänen seit Jahren an den Stadtwerken München scheitere, die den Claim in Putzbrunn innehaben. Zumindest würden die Planungen bis 2025 vorsehen, dass man alle gemeindlichen Liegenschaften, Betriebe und neue Wohngebiete ans Netz bekomme. Und er erklärt einem kritischen Bürger, dass man auf Dächern nicht nur Photovoltaik-Module bauen solle, sondern auch Begrünung - Stichwort Ausgleichsflächen.

Etwas Persönliches gibt Klostermeier auch noch preis, etwa dass seine Frau einer sehr konservativen Familie entspringe. "Da war ich der einzige Sozi." Und dass er sich nach seiner Amtszeit sozial engagieren wolle. "Was genau ich mache, bleibt noch mein Geheimnis." Dass im Ort noch keine Flyer von ihm hängen, müsse niemanden beunruhigen. "Mein Mitbewerber hat ja gleich am ersten Tag so viele Plakate aufgehängt, das hat einen ja fast erschlagen." Nicht nur in dieser Frage ist beim Amtsinhaber offensichtlich weniger mehr - während Stokloßa bei seinem Wahlkampfauftakt griechische Vorspeisen servierte, zahlt Klostermeier für jeden seiner Zuhörer in "Reil's Restaurant" nur ein Getränk. "Ich habe schließlich noch weitere Veranstaltungen."

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