Kiosk in Pullach:Isarfräulein macht Babypause

Lesezeit: 3 min

Andrea Hummel schließt ihren Kiosk "Isarfräulein" bis auf Weiteres. (Foto: Claus Schunk)

Der putzige Kiosk in Pullach ist ein beliebter Anlaufpunkt für Spaziergänger oder Radfahrerinnen - nun schließt er bis auf Weiteres.

Von Claudia Wessel, Pullach

Andrea Hummel hofft, dass ihr Sohn nicht genau an diesem Wochenende zur Welt kommt. Möglich wäre es vom Termin her. Doch am Samstag und Sonntag hat die Betreiberin des "Isarfräulein" am Pullacher Bahnhofsplatz etwas anderes vor: Die letzten beiden Öffnungstage ihres kleinen Kiosk-Cafés am Isarhochufer stehen an, danach schließt sie bis auf Weiteres. Grund ist eben die Geburt des zweiten Kindes. Als das erste 2018 geboren wurde, arbeitete Andrea Hummel weiter. Dieses Mal möchte sie es entspannter angehen.

Sieben Jahre lang gab es in dem putzigen kleinen Häuschen, das laut Hummel einst zum Bahnhof von Großhesselohe gehörte, guten Grund, eine Pause vom Spaziergang oder der Radtour einzulegen. Der Kiosk liegt zwar etwas versteckt, sodass man sich auf den ersten Blick fragt, ob das eine gute Geschäftslage ist; doch wer ein Weilchen auf der Bank vor dem Kiosk sitzt, bemerkt sogar am frühen Morgen, dass der Weg daran vorbei eine sehr beliebte Fahrradstrecke ist: Er führt zur Großhesseloher Brücke und damit an die Isar, die mit ihrem Kiesstrand und ihren Auen keine hundert Meter entfernt ist. Das Isarfräulein ist daher nicht nur Einheimischen ein Begriff, sondern auch Münchnern, die am Wochenende aus der Stadt ins Umland fahren.

Wie bei Oma und Opa: Bunt zusammengemixt sind Tische und Stühle im Innenhof. (Foto: privat)
Ebenfalls wie bei Großmuttern: die Kuchen und Torten - bei den Gästen besonders beliebt. (Foto: Claus Schunk)
Leider nicht mehr lange: Die Fans und Freunde des Isarfräulein aber waren es hier jahrelang. (Foto: Claus Schunk)

Auch Hummel hat die Erfahrung gemacht, dass sie gar keine große Werbung zu machen brauchte, als sie vor sieben Jahren ihren Traum von einem eigenen Café erfüllte. Früher oder später entdeckten viele Passanten und Ausflügler ihren Kiosk. Dort kann man nicht nur eine kleine Stärkung für unterwegs einpacken, sondern auch im kleinen Hof Platz nehmen. Die Vorstellung der studierten Betriebswirtin war von Anfang ein Café, das etwas ganz Besonderes hat. "Ich wollte nicht eines von vielen Cafés für Schickimickis wie in Schwabing sein." Und das ist das "Isarfräulein" auch wirklich nicht. Viel eher fühlt man sich dort wie zu Besuch bei Oma und Opa: Die Sitzmöbel sind zusammengewürfelt und praktisch, an den Holztischen stehen ein paar irgendwo ausrangierte Plastikstühle - einerseits fremd im sonst so schnieken Isartal, aber irgendwie auch passend zur gesamten Retro-Umgebung des Kiosks. Denn alle Gebäude rundherum gehörten einmal zur Bahn und haben mit den Jahren Patina angesetzt. Auf dem Gebäude gegenüber steht noch "Aborte", ein Wort aus anderen Zeiten. Doch der Gast findet dort immer noch Toiletten.

Das Gelände ist längst von einem Investor gekauft, irgendwann soll es bebaut werden

Als Hummel den Kiosk pachtete, der vorher "eine Art Stüberl" war, wie sie sagt, musste sie einiges investieren, etwa in eine ordentliche Kaffeemaschine, eine Spülmaschine wie in der Gastronomie und in mittlerweile drei Backöfen. In diesen wurden und werden noch bis Sonntag vor allem Kuchen gebacken - von der Wirtin höchstpersönlich. Sie kocht und backt einfach gerne. Die ersten zwei Jahre sorgte sie ganz alleine für die vielen Kuchen, die bei ihren Gästen besonders beliebt sind, mehr als die pikanten Gerichte, die es auch gibt, wie etwa Obazda, Quiche oder Debreziner mit Kartoffelsalat. Anfangs stand Andrea Hummel auch alleine hinter der Theke. Nach zwei Jahren stellte sie eine Mitarbeiterin ein - in Vollzeit. Daneben hilft ein ganzes Team von "Fräuleins".

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Im Innenraum stehen an diesem Vormittag schon zahlreiche der beliebten Zitronenkuchen bereit, am Wochenende wird es außerdem wieder Schoko-Mandel-Torte, Käsekuchen und Schoko-Kirsch-Nusskuchen geben, dazu einen veganen Karotte-Orange-Kuchen und zwei glutenfreie Gebäcke. Dazu gibt es dann ein vorerst letztes Mal einen Espresso aus dem Siebträger, ein kühles Bier oder den hausgemachten Zitronen-Ingwer Tee. Aufgesperrt wird an beiden Tagen um 11 Uhr, bis 18 Uhr bleibt offiziell geöffnet, doch am letzten Tag könnte es ein wenig später werden.

Ein letztes Mal: Familie Linde nutzt die Ruheoase. (Foto: Claus Schunk)

Und was wird aus dem Kiosk? Erst einmal nichts. Andrea Hummel pachtet ihn weiterhin und geht in eine "kreative Babypause", wie sie es nennt. Wie lange diese dauern wird, ob und was sie danach mit dem Kiosk machen möchte, das steht noch in den Sternen. Sobald ihre Entscheidung gefallen ist, würden ihre Fans diese aber auf der Internetseite www.isarfraeulein.de nachlesen können, verspricht sie. Langfristig soll das gesamte Bahngelände, das längst von einem Investor gekauft wurde, ohnehin bebaut werden. Doch das kann noch dauern, ein Wiedersehen am Kiosk ist also möglich.

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