Planegg:Ein Ort für einen gepflegten Ratsch

Lesezeit: 2 min

Der Tisch ist gedeckt: Ottilia Zöllner, Frauke Hitz und Andrea Schüler (von links) freuen sich über jeden, der in der Würmtal-Insel vorbeischaut. (Foto: Stephan Rumpf/Stephan Rumpf)

Beim Sonntagscafé in der Würmtal-Insel kommen Jung und Alt zusammen. Nächsten Sonntag wird zehnjähriges Jubiläum gefeiert.

Von Rainer Rutz, Planegg

Ein kostenloses Sonntagscafé für Alt und Jung mitten in Planegg? Ja doch, so etwas gibt es und zwar seit exakt zehn Jahren. In den geschmackvoll renovierten Räumen des "Sozialnetz Würmtal-Insel" in der Pasinger Straße 13 treffen sich meist zwei Mal im Monat Menschen bei Kaffee und Kuchen ganz ungezwungen zum Plauschen, Diskutieren oder einfach zum Zuhören. Kommenden Sonntag, 19. März, wird dort von 14 Uhr an das zehnjährige Bestehen gefeiert und jeder ist dabei willkommen.

Die Idee entstammt einer Kooperation zwischen der Würmtal-Insel und dem Planegger St.-Elisabethen-Verein, erzählt die Sozialpädagogin Andrea Schüler: "Wir haben damals gesehen, dass es einen Bedarf gab und immer noch gibt für eine Begegnungsstätte von Menschen, die oft alleine oder einsam sind, jung und alt. So kamen wir darauf, unsere Begegnungsräume zur Verfügung zu stellen." Ottilia Zöllner vom St.-Elisabethen-Verein ergänzt: "Vier Fünftel unserer Mitglieder sind alleinstehend. Da fehlt dann oft auch die Motivation, zu Veranstaltungen zu gehen oder Geschäfte zu besuchen. Dazu kommt, dass nicht alle das Geld besitzen, um sich etwas leisten zu können."

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Seit 1842 gibt es den St.-Elisabethen-Verein, der sich besonders bedürftigen Menschen zuwendet. "Wir haben gleich die perfekten Rahmenbedingungen der Würmtal-Insel erkannt", sagt Zöllner, Kirchenräume wären nicht geeignet. Mit Flyern und Anzeigen hat man dann vor zehn Jahren auf sich aufmerksam gemacht: "Die Reaktion war enorm", sagt Zöllner, "unser jüngster Gast war sechs Jahre alt." Heute treffen sich in der Würmtal-Insel meistens ältere Menschen, es ist schon fast ein Stammtisch geworden, man kennt sich. Doch es sei ausdrücklich erwünscht, dass sich das Forum verjüngt und erweitert, sagen Zöllner und Schüler. Rund 20 Gäste treffen sich regelmäßig.

Die Vorbereitungen werden von Ehrenamtlichen übernommen, und von denen gibt es - auch wegen der fast zweijährigen Zwangspause durch Corona - gerade zu wenig: "Wir suchen dringend Nachwuchs", sagt Frauke Hitz vom Elisabethenverein. Oft zeigt sich, dass das Treffen in der gut ausgestatteten Würmtal-Insel geradezu ideal ist: "Wir haben viel Beratungsmaterial hier, die Wege sind kurz", sagt Andrea Schüler. Niemand muss sich vor irgendwelchen Einschränkungen fürchten, alles läuft ohne feste Regeln ab: "Wir sind offen für alles und alle", betont Schüler. "Man muss die Leute auch einfach lassen", findet Zöllner. Und so entsteht meist ein gepflegter Ratsch, man ist unter sich, lernt aber neue Menschen kennen, tauscht Probleme und Tipps aus und findet Gleichgesinnte.

Wie so oft in sozialen Bereichen, "sind wir hier doch ziemlich frauenlastig", hat Zöllner beobachtet, Männer sind also hoch willkommen: "Wir sind eine Stammgastrunde, die sich über Zuwachs freut." Offiziell soll dabei übrigens nichts sein, "und es werden auch keine Reden gehalten", sagt Zöllner: "Wir verstehen uns als neutraler Ort und da gehe ich aktiv hin", beschreibt Schüler das Ambiente. Die Finanzierung der Treffen läuft rein über Spenden - und die Würmtal-Insel, die von den Gemeinden Planegg, Gräfelfing und Neuried getragen wird.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusMünchen
:Der Mann für Nachtleben und Nachhaltigkeit

Michael Vitzthum ist Partyveranstalter und hat unvergleichliche Nächte geschaffen. Heute kennt man ihn eher als Autor eines Buches über nachhaltige Skitouren, ganz ohne Auto. Aber auflegen tut er noch immer.

Von Thomas Becker

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: