Nachbarschaftsstreit im Würmtal:Planegg will den Konflikt mit Krailling beilegen

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Der Streit um die Wohnbebauung auf dem Emeran-Braun-Grundstück zwischen Planegg und Krailling währt schon seit sechs Jahren und soll nun beigelegt werden. (Foto: Robert Haas)

In einer gemeinsamen Gemeinderatssitzung soll eine Einigung für das neue Wohnquartier auf dem Emeran-Braun-Grundstück erzielt werden. Beim zu erwartenden Verkehr auf der Bahnhofstraße tritt der Bürgermeister aber schon einmal auf die Bremse.

Von Rainer Rutz, Planegg

Sechs Jahre ist es bereits her, dass sich die Nachbargemeinden Planegg und Krailling im Würmtal zusammengesetzt haben, um über die Zukunft des 16 000 Quadratmeter großen Grundstücks des Gleisbauunternehmers Emeran Braun südlich der damaligen Großgaststätte Heide Volm zu sprechen. Damals zeichnete sich ab, dass die Firma sich vergrößern und wegziehen wollte. Auf dem Grundstück sollten Wohnungen entstehen - und, so sehen es die Kraillinger heute, die Zufahrt zu diesen sollte weitgehend über die Planegger Bahnhofstraße erfolgen. Doch dann änderte sich durch den überraschenden Verkauf und Abriss des Lokals Heide Volm alles. Nun wollen die Nachbarn erneut miteinander verhandeln.

Die Gemeinde Planegg erstand das Grundstück und will auf einer Fläche von 30 000 Quadratmetern entlang des Bahnhofs quasi einen neuen Ortsteil schaffen. Eine Kompletterschließung der Wohnbebauung auf Kraillinger Grund über die Bahnhofstraße lehnt Planeggs Bürgermeister Hermann Nafziger (CSU) vehement ab. Zumal Krailling mit seinem "Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept" die Sanierungssatzung für den Hauptort Krailling vorgelegt hat, die eine weitaus größere Bebauung und Verdichtung vorsieht als die ehemals angedachten rund 60 Wohnungen auf dem Emeran-Braun-Grundstück. Nafziger erinnert sich an Sätze aus früheren Gesprächen mit den Nachbarn, "wo es durchaus auch darum ging, dass eine Erschließung über den Kraillinger Hackerberg möglich wäre".

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Jetzt, wo Planegg am Bahnhof bis zu 200 Wohnungen, Geschäfte, einen Busbahnhof, eine Tiefgarage und vieles mehr bauen will, kann man sich eine weitere Belastung der Bahnhofstraße durch die gleichzeitige Kraillinger Bebauung nicht mehr vorstellen. Nach heftigen Worten auf beiden Seiten in den vergangenen Wochen will Planegg nun allerdings einlenken und auf die Nachbarn zugehen. Im Ausschuss für Bauleitplanung und Verkehr des Gemeinderats fielen jetzt gemäßigtere Sätze. Doch in der Sache selbst will man grundsätzlich hart bleiben. Das heißt: Die Planegger können sich vorstellen, lediglich 20 Prozent des Kraillinger Verkehrs aufzunehmen. Darüber, so der Tenor in der Sitzung, müsse man zeitnah reden.

Von den 16 000 Quadratmetern des Emeran-Braun-Grundstückes liegen 5000 Quadratmeter auf Planegger Grund, und schon 2021 hat sich die Kommune dafür das Vorkaufsrecht gesichert - und sie hat damit das Sagen. In der Zwischenzeit haben die Kraillinger ihre Vorstellungen für das Braun-Grundstück weiterentwickelt: Nicht mehr nur 60 Wohnungen sollen hier entstehen, sondern circa 150. Der Bereich ist in der Sanierungssatzung "Hauptort Krailling" enthalten und Planegg musste dazu jetzt eine verbindliche Stellungnahme abgeben. Peter von Schall-Riaucour (PPM) wollte wissen, was Krailling sich überhaupt leisten könne angesichts seiner aktuell schwierigen finanziellen Lage. Er kann sich vorstellen, dass die dort geplanten viele neuen Wohnungen für Planegg auch von Vorteil sein könnten, vorwiegend für die Geschäfte in der fußläufig erreichbaren Bahnhofstraße. Ähnlich äußerte sich Angelika Lawo (Grüne Gruppe 21). Man könne es nur begrüßen, wenn die Gegend "eine Aufwertung" erfahre, sagte sie.

Das künftige Wohnquartier, das auf dem Grundstück im Nachbarort entstehen soll, könnte nach Ansicht mancher Planegger Gemeinderat für die Belebung der Planegger Bahnhofstraße von Vorteil sein. (Foto: Robert Haas)

Roman Brugger (SPD) sprach im Namen vieler im Gremium, als er eine gemeinsame Gemeinderatssitzung anregte, ähnlich wie vor einigen Jahren unter der verstorbenen Bürgermeisterin Annemarie Detsch. Judith Grimme (Grüne) hält einen "fairen und transparenten Umgang mit Krailling" für wichtig. Und auch Bürgermeister Nafziger klang nachdenklicher als noch vor ein paar Wochen: "Wir tauschen uns ja sowieso regelmäßig aus. Wir müssen halt jetzt mit einem höheren Baurecht fertig werden." Trotz der unterschiedlichen Ansätze müsse man eine Lösung finden: "Kein Mensch will einen Kleinkrieg." Leicht wird das nicht. Denn was genau die Kraillinger vorhaben, ist bisher ebenso ungewiss wie die Denkspiele der Gemeinde Planegg. Stephanie Meyer vom örtlichen Bauamt berichtete: "Wir haben noch keine Pläne, Verkehrsgutachten oder Sonstiges von Krailling gesehen."

Die Stellungnahme zu den Vorhaben der Nachbarn in Krailling wurde schließlich ohne Gegenstimme angenommen. Darin wird betont, dass die Bahnhofstraße sowie "nachgelagerte Verkehrsknoten" schon jetzt ihre Kapazitätsgrenze erreicht haben, und weiter: "Eine Aufnahme zusätzlichen Verkehrs durch Nachverdichtungen im Gemeindegebiet Krailling in nennenswertem Umfang ist deshalb nicht möglich." Man solle dagegen den Hackerberg in Krailling "zur verkehrsrechtlichen Erschließung ausbauen". Geplant ist eine gemeinsame Gemeinderatssitzung spätestens im nächsten Frühjahr. Bis dahin, so Bürgermeister Nafziger, sei auch die Gemeinde Planegg so weit, dass man über konkrete Planungen am Bahnhof und Umgebung sprechen könne. "Wir entwickeln jetzt unsere Pläne. Wir müssen uns gegenseitig Zeit geben", sagte er.

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