Bürgerversammlung:Alles ruhig in Planegg

Lesezeit: 2 min

Kein Thema auf der Bürgerversammlung: die alte Schlosswirtschaft an der Pasinger Straße, die seit dieser Woche abgerissen wird. (Foto: Catherina Hess)

So wenig Interesse war noch nie: Rathauschef Hermann Nafziger erlebt vor ein paar Dutzend Zuhörern einen entspannten Abend.

Von Rainer Rutz, Planegg

Immer weniger Planeggerinnen und Planegger besuchen die jährliche Bürgerversammlung in ihrer Gemeinde. Am Mittwochabend fanden gerade mal 75 von ihnen den Weg in den großen Saal des Kupferhauses, der 500 Personen fasst. Zieht man die etwa 20 Gemeindemitarbeiter und Gemeinderäte ab, die gekommen waren, hörten nur ein paar Dutzend Einwohner den Ausführungen von Bürgermeister Hermann Nafziger (CSU), Feuerwehrkommandant René Kostinek und Benedikt Dobmeier, dem stellvertretenden Leiter der örtlichen Polizeiinspektion, zu. Bürgeranfragen nach dem Ende der Reden gab es keine, und der Abriss der alten Schlosswirtschaft war kein Thema. So gering war das Interesse noch nie.

Wer gekommen war, erlebte einen weitgehend zufriedenen Bürgermeister, der mit dem abgelaufenen Jahr trotz einiger Schwierigkeiten seinen Frieden gemacht hat und voller Zuversicht in die Zukunft blickt. Neben dem üblichen Rechenschaftsbericht setzte Nafziger zwei Schwerpunkte: die Klima- und Umweltpolitik und die Unterbringung von Flüchtlingen. Zwar hat die Kommune in Jörg Degen seit einem Jahr einen eigenen Klimaschutzmanager, dennoch läuft beim Thema Klima und Umwelt offenbar nicht alles so, wie sich Nafziger das vorstellt. Er kritisierte hart den Regionalen Planungsverband München für dessen Politik beim Ausbau der Windkraft.

Man sei in Planegg bereits "auf einem guten Weg" gewesen mit der Suche nach möglichen Standorten für Windräder. "Doch dann hat uns ein Verein namens RPV dazu gezwungen, dass wir ganz von vorn anfangen müssen. Die haben einfach die Spielregeln verändert", schimpfte Nafziger und bezog sich dabei auf die sogenannte Wind-Positivplanung. Planegg findet darin vorerst keinen Platz, alles sei "jetzt sehr schwierig geworden". Nicht einfacher sei es bei der Geothermie. "Um uns herum wird gebohrt", sagte Nafziger, man selbst habe allerdings keinen Claim in Planegg oder Martinsried. Also müsse man mit anderen Gemeinden zusammen arbeiten, das erfordere "Zeit und Geduld". Aber das Thema behalte "oberste Priorität". Bis zum Ende des Jahres erwarte er ein "Klimaschutzkonzept" des neuen Klimamanagers, eine "Art Roadmap", so der Bürgermeister.

Viel Lob für seine Verwaltung fand Nafziger in Sachen Flüchtlingsunterbringung. Es gebe wohl kaum eine Gemeinde, die gleich zwei Planstellen für die Flüchtlingsarbeit habe. Mohamed Chadid und Anna Lahodyuk leisteten "einzigartige Arbeit". Das sei auch der Grund, "warum wir in Planegg so entspannt mit dem Thema umgehen können". In der Gemeinde leben aktuell rund 150 ukrainische Flüchtlinge und etwa 200 Asylbewerber aus anderen Ländern. Viele von ihnen sind bereits anerkannt und haben einen Arbeitsplatz.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusWirtschaftsförderung
:"Wir unterstützen den Einzelhandel mit verschiedenen Konzepten"

Als neue Wirtschaftsbeauftragte der Gemeinde Planegg muss Silke Vilgertshofer auch die Bahnhofstraße im Blick haben. Im Interview erklärt sie, wie sie dort ein vielfältiges Angebot an Geschäften und Gastronomie erhalten will.

Interview von Rainer Rutz

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: