Ortsgestaltung:Planegg will Betonwüste verhindern

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Nach dem Abriss der Gaststätte Heide-Volm und dem Erwerb des Grundstücks steht die Gemeinde Planegg vor einer großen städtebaulichen Herausforderung. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Bei den neuen Planungen für das Bahnhofsumfeld geht der Gemeinderat mit drei Workshops in eine neue Runde. Einig werden muss er sich auch mit der Nachbargemeinde Krailling.

Von Rainer Rutz, Planegg

Mit Blick auf das Bahnhofsumfeld in Planegg wird Bürgermeister Hermann Nafziger (CSU) ungeduldig: "Wir wollen, dass jetzt was passiert", sagt er. Trist präsentiert sich das Areal, seit vor zwei Jahren völlig überraschend das Gasthaus Heide Volm abgerissen wurde und damit sämtliche - bereits weit gediehene - Planungen für den rund 30 000 Quadratmeter großen Eingangsbereich der Gemeinde Planegg zu Fall gebracht wurden. Mehrere Architektenwettbewerbe, Bürgeranhörungen, Bebauungspläne und damit Hunderttausende von Euro - alles perdu. Jetzt soll es wieder aufwärts gehen. Doch es wird mindestens noch fünf bis acht Jahre dauern, bis der westliche Teil Planeggs und das Gelände zum Nachbarn Krailling hin ein homogenes, städtebaulich attraktives Bild ergeben wird.

Immerhin haben sich jetzt die Planegger Gemeinderatsmitglieder zu einem von drei geplanten Workshops zusammengefunden, um überhaupt einmal zusammenzutragen, was an Vorstellungen da ist. Auch zwei Planungsbüros haben sie bereits ausgewählt: die Münchner Architekten 03 Arch. und die Landschaftsgärtner ver.de aus Freising. Sie sollen die Vorschläge sichten und auf zwei weiteren Workshops den Gemeinderäten erste Konzepte präsentieren.

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"Jedenfalls ist der Startschuss für die weitere Entwicklung gefallen", freut sich Nafziger und bestätigt gleichzeitig der SZ, dass man "komplett neu anfangen muss". Der Gemeinderat müsse jetzt sagen, "was er will". Dazu wurden in den vergangenen Monaten aus den Fraktionen immer wieder Wünsche vorgetragen: Mehr städtisch oder mehr ländlich? Mehr Mietwohnungen oder mehr Eigentum? Einkaufszentren oder mehr Einzelhandel? Wohin mit den Autos?

Für Nafziger ist nach den ersten Diskussionen klar: "Eine Betonwüste wie in Freiham wird es in Planegg nicht geben. Der grüne Charakter wird erhalten bleiben." Man sei sich aber im Klaren darüber, "dass wir schließlich eine Universitätsgemeinde sind und demnächst einen U-Bahnanschluss haben". Dennoch: "Eine Gemeinde, die älter als 700 Jahre ist, muss ihren eigenen Charakter behalten." Darin sei sich der Gemeinderat einig. Es habe sich gezeigt, "dass wir keine riesigen Einkaufszentren wollen. Es wird also keinen Großmarkt geben."

Einen Biergarten wie beim Heide Volm wird es nicht wieder geben

Die ersten Planungen vor Jahren sahen einen Edeka-Markt im südlichen Teil des Bahnhofsplatzes in einer Größenordnung von rund 3000 Quadratmeter vor. Dies kann der Bahnhofsplatz laut Nafziger "schon rein verkehrsmäßig nicht verkraften". Man werde ein eigenes Mobilitätskonzept erarbeiten. Auf der Klausur habe sich auch gezeigt, dass der Bau von Wohnungen auf alle Fälle Priorität haben solle. Alles sei möglich: geförderter Bau von Wohnungen, etwa über die Wohnungsbaugesellschaft des Landkreises München, aber auch privater Bau, Wohngenossenschaften ebenso wie spezielle Erwerbsmodelle. "Wichtig ist für uns, dass alles nachhaltig sein soll." Deshalb werde man auch "autofreie Zonen" diskutieren und an einem rigiden Stellplatzschlüssel arbeiten.

Was passiert mit dem Anschluss an die Nachbargemeinde Krailling? Diese Frage wird immer wichtiger, nachdem klar ist, dass auch Krailling entlang des Höhenwegs, der beide Kommunen verbindet, aber nur für Fußgänger und Radfahrer geeignet ist, Wohnungen bauen wird. Unklar ist laut Nafziger noch die Rolle des Baunternehmens Emmeran Braun, der zu seinem Unternehmen bisher nur auf Planegger Straßen gelangt. Eine komplette Erschließung des neuen Wohngebiets über Planegg, etwa die Bahnhofstraße, hält Nafziger aber für ausgeschlossen: "Das kann nicht sein." Man müsse die Entwicklung beim Nachbarn abwarten: "Einen Krieg strebe ich aber nicht an."

Einen Biergarten wie zu Zeiten des Heide Volm wird es am Bahnhof vermutlich nicht mehr geben, es fehlt der Platz. Allerdings, sagt Nafziger, wollen alle Gemeinderäte den alten Baumbestand erhalten - und damit die Grundlage für eine "Gastronomie im Freien" legen.

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