Coronavirus:Panne verzögert Notbremse

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Weil keine Daten ans RKI übermittelt wurden, können die Corona-Regeln im Landkreis München frühestens am Ostermontag verschärft werden.

Von Martin Mühlfenzl

Aufgrund einer Datenpanne können die Corona-Beschränkungen für den Landkreis trotz steigender Infektionszahlen vor Ostern nicht verschärft werden. Grundlage für neue Einschränkungen des öffentlichen Lebens ist eine gesetzliche Regelung, nach der an drei aufeinanderfolgenden Tagen die Sieben-Tage-Inzidenz den Wert von 100 überschreiten muss.

Nach eigenen Berechnungen des Landratsamtes lag die Inzidenz am Mittwoch bei etwa 106, nachdem sie am Dienstag bei 103 angekommen war. Da aber das Bayerische Landesamt für Gesundheit- und Lebensmittelsicherheit am Dienstag keine Zahlen für den Landkreis München an das Robert-Koch-Institut (RKI) übermittelt hatte, sank die RKI-Inzidenz am Mittwoch plötzlich auf 87,3. Und dieser Wert ist, auch wenn er falsch ist, maßgeblich. Die Zählung der Tage beginnt von vorne, die Notbremse kann frühestens am Samstag gezogen werden, schärfere Regeln gelten erst zwei Tage später.

Der Landrat spricht von "Schwachsinn"

Landrat Christoph Göbel (CSU) bezeichnete diese Regelung in seinem Corona-Briefing am Mittwoch wenig diplomatisch als "Schwachsinn", da ganz klar davon auszugehen sei, dass die Infektionszahlen weiter steigen werden. Das RKI aktualisiert nach Angaben des Landrates im Laufe des Tages "in Einzelfällen" keine Daten, sondern nur, wenn es zu einer groß angelegte Datenpanne kommen sollte, das heißt: Die Werte vom Mittwoch laufen erst an diesem Donnerstag kumuliert mit den neuesten Infektionsdaten in die RKI-Statistik ein.

Bleibt es bei dem von Göbel angesprochenen "dynamischen Infektionsgeschehen" tritt die Notbremse am Ostermontag in Kraft, was an einem Feiertag weniger Auswirkungen hätte. Denn betroffen ist von neuen Beschränkungen vor allem der Einzelhandel, der - bis auf "Click and Collect" - schließen muss. Aber auch Museen, Galerien und Schlösser müssen dann dicht machen. Und es gelten strengere Kontaktbeschränkungen sowie eine Ausgangssperre von 22 bis 5 Uhr. All das ist für kommende Woche zu erwarten.

Geimpfte Altenheimbewohner sind infiziert, aber symptomfrei

Steigende Infektionszahlen sind zudem wieder in Alten- und Pflegeheimen zu beobachten. Stand Donnerstag waren 18 Bewohner und 25 Mitarbeiter in mehreren Einrichtungen im Landkreis infiziert - darunter auch Bewohner, die bereits den vollständigen Impf-Schutz erhalten haben. Alle waren laut Gesundheitsamtschef Gerhard Schmid allerdings symptomfrei.

"Das zeigt, dass auch geimpfte Menschen sich infizieren und das Virus weitertragen können", sagte Schmid, der deutlich machte, dass es den "hundertprozentigen Schutz bei einer Impfung" eben nicht gebe. "Das entspricht unseren Erwartungen, das so etwas passiert", sagte er. Der Schutz eines Impfstoffs, etwa der Hersteller Biontech und Pfizer, liege bei mehr als 90 Prozent. Landrat Göbel ergänzte, diese Beispiele zeigten, wie wichtig es sei, dass auch Geimpfte weiter eine Maske tragen.

Kommende Woche kommt mehr Impfstoff

Der Wirkstoff des Herstellers Astra Zeneca wird im Landkreis weiterhin nicht an Menschen unter 60 Jahren verabreicht; allerdings gibt es Ausnahmen. Menschen unter 60, die bereits ihre erste Impfung mit Astra Zeneca bekommen haben, können entsprechend der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) selbst entscheiden, ob sie auch die zweite Impfung mit dem Vakzin erhalten wollen.

Sie können Astra Zeneca aber auch ablehnen und auf die nächste Empfehlung der Stiko warten, ob etwa mit einem anderen Vakzin nachgeimpft werden kann. Darüber hinaus stellt Göbel klar: "Es gibt keine Impfstoff-Wahl." Wer etwa aus der Prioritäten-Gruppe der 70- bis 79-Jährigen, die derzeit geimpft wird, Astra Zeneca ablehne, "muss sich hinten anstellen", sagt er. Fortschritte gibt es dennoch bei der Impfung: Kommende Woche werden mehr als 11 500 Dosen Impfstoff geliefert - so viele wie noch nie zuvor.

© SZ vom 01.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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