Oberschleißheim:Das Festival der Ruderer

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Bei den Euro Masters der Ruderer in Oberschleißheim geht es gleichermaßen um Spaß und den sportlichen Wettkampf. (Foto: Florian Peljak)

Mehr als 2200 Sportlerinnen und Sportler kommen bei den Euro Masters auf der Regattastrecke in Oberschleißheim zusammen - sie schätzen die olympische Anlage und das internationale Flair.

Von Anna-Maria Salmen, Oberschleißheim

Schon auf dem Pfad vom Parkplatz zum Wasser muss man sich den Weg zwischen unzähligen langen, aneinandergereihten Booten hindurch bahnen. Durch den Lautsprecher an der Oberschleißheimer Regattaanlage tönt eine englische Stimme, die den letzten Teil des Wettbewerbstags ankündigt. Im Wasser haben gerade drei Einerboote die Ziellinie überquert und gleiten nun gemächlich Richtung Ausstieg. Geht man weiter über das Gelände, schnappt man Gesprächsfetzen auf Italienisch auf, man hört Französisch, Englisch, Slowenisch.

Knapp 2250 Ruderinnen und Ruderer aus 41 Ländern sind an diesem Wochenende nach Oberschleißheim gekommen, um sich bei den Euro Masters im Rudern zu messen. Seit 1998 zieht die Großveranstaltung Athleten aus ganz Europa und sogar aus Nordamerika an. Ursprünglich sollte der Wettbewerb nur alle vier Jahre stattfinden, wenn die "große Schwester" - die World Masters - auf einem anderen Kontinent gastiert, erzählt Oliver Bettzieche, der das Event als Vorstandsvorsitzender des Vereins Regatta München mit organisiert hat.

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Doch die Euro Masters erfreuten sich immer größerer Beliebtheit. Vor vier Jahren entschied der Verein daher, sie jährlich zu organisieren. Ausgebremst wurde dieser Plan allerdings von der Pandemie. Nach zwei Gastevents im slowenischen Bled kehrte die Veranstaltung heuer erstmals seit 2018 wieder an die Ursprungsstätte zurück. Die traditionsreiche Schleißheimer Regattaanlage kommt gut an, sagt Bettzieche. "Die Strecke ist bei Sportlern weltweit beliebt."

Schwere Last: Manch eine trägt gleich die ganzen Ruder ihres Teams an den Start. (Foto: Florian Peljak)

Vier Tage lang - von Donnerstag bis Sonntag - sollen die Sportler bei den Euro Masters Spaß haben können, sagt Bettzieche. "Aber sie sollen auch ihren Ehrgeiz befriedigen können." Alle drei Minuten startet ein Rennen, viele gehen mehrmals an den Start. Die Athleten können sich in verschiedenen Kategorien messen, von Einer bis Achter sind alle gängigen Boote dabei. Und auch das Alter der Sportler könnte unterschiedlicher nicht sein, wie Bettzieche erzählt. Die jüngsten Teilnehmer sind 27, der älteste 97. "Er erkundigt sich immer davor, ob es auch angemessene Konkurrenz in seiner Altersklasse gibt."

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Für Bettzieche sind die Ruderer wie eine Familie, viele kämen regelmäßig. Denn neben dem sportlichen Aspekt gleicht die Veranstaltung einem kleinen Festival. Stände reihen sich aneinander, es gibt Kleidung, einen Rudersimulator und ein Zelt, in dem Physiotherapeuten Massagen anbieten. Aber auch eine Organisation, die sich für die Entmüllung des Atlantiks einsetzt. Heuer ist erstmals auch Live-Musik geboten, sagt Bettzieche. An den Abenden stehen Partys auf dem Programm.

Sauber aufgereiht liegen die Ruder am Start der Regattastrecke. (Foto: Florian Peljak)

Doch zuvor beginnt es am Nachmittag zu tröpfeln. Grund zur Sorge? Nein, ein bisschen Regen stört die Ruderer nicht, sagt Bettzieche. Die Rennen gehen weiter, nur bei Gewitter müsste man abbrechen. Auf dem Wasser geht es indes Schlag auf Schlag: Einige Achterboote überqueren gerade nacheinander die Ziellinie. Die Sportler lassen ihre Ruder sinken, gleiten ein paar Meter weiter. Erschöpft beugt sich eine Athletin nach vorn.

"Es ist schon eine kleine Medaillenorgie"

Weiter hinten kann man schon die Teilnehmer des nächsten Rennens erahnen. Erstaunlich rasch nähern sich die fünf Achter dem Ziel. "Ja!", hört man die Männer in den rot-weißen Shirts jubeln, die als Erstes zwischen den grellen Hütchen ankommen, die das Ziel markieren. Die Sieger werden natürlich gebührend geehrt, sagt Bettzieche. "Es ist schon eine kleine Medaillenorgie." 425 Kilogramm Medaillen habe man angeliefert bekommen. Das Gewicht erklärt sich schnell, als Bettzieche eine davon in die Hand drückt: Die große, goldene Scheibe ist erstaunlich schwer, "wie eine kleine Schokoladentafel", sagt Bettzieche.

Rudern ist ein Manschaftssport - auch auf dem Weg zum Rennen. (Foto: Florian Peljak)

Mit seinem Verein hat er auch schon die European Championships mit organisiert, die im vergangenen Sommer ein großes Publikum nach Oberschleißheim lockten. Damals haben zwar deutlich weniger Ruderer teilgenommen, dafür wurde die Veranstaltung im Fernsehen übertragen. Die Organisation sei daher deutlich anstrengender gewesen - alles habe man neben dem regulären Job erledigen müssen, denn die Vereinsmitglieder sind ehrenamtlich im Einsatz.

Auch bei den Euro Masters ist Bettzieche erleichtert, wenn alles reibungslos abläuft und die letzten Sportler am Sonntagabend aus dem Wasser steigen. "Das Schönste ist, über den Platz zu gehen und glückliche, zufriedene Ruderer zu sehen." Dieser Wunsch soll sich erfüllen. Am Zielufer hebt gerade eine Gruppe ihren Achter aus dem Wasser. Eine letzte gemeinsame Anstrengung, um das lange Gefährt davonzutragen.

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