Katastrophenschutz:Neuried bereitet sich auf Blackout vor

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Die Gemeinde investiert 230 000 Euro in Sirenen, Satellitentelefone und Notstromaggregate.

Von Annette Jäger, Neuried

"Es klingt verrückt", sagte Neurieds Bürgermeister Harald Zipfel (SPD), aber es müsse durchdacht werden. Gemeint war das Szenario eines Katastrophenfalls. Sollte tatsächlich die Stromversorgung mehrere Tage lang ausbleiben, muss die Gemeinde eine Notversorgung aus dem Ärmel schütteln können: Sirenensysteme, Lautsprecheranlagen, Notstromaggregate, Dieseltanks, Satellitentelefone und die 450 Portionen Dosenessen, die die Freiwillige Feuerwehr bereits angeschafft hat. Eigentlich ist für den Katastrophenschutz das Landratsamt München zuständig, doch die Kommunen wurden von der Behörde aufgefordert, "mitzudenken", so Zipfel. Neuried ist dem Aufruf gefolgt, der Gemeinderat hat am Dienstag Investitionen in Höhe von rund 230 000 Euro für Katastrophenschutzausrüstung beschlossen.

Keiner im Gemeinderat mochte so recht an einen tagelang andauernden Stromausfall glauben, aber es gebe auch andere Notfälle, ausgelöst durch Naturkatastrophen, auf die die Gemeinde vorbereitet sein sollte, sagte Michael Denner vom Katastrophenschutzstab des Landratsamts. Malt man sich das Szenario eines flächendeckenden Stromausfalls aus, dann wird schnell klar, dass kaum noch etwas funktioniert: Es gibt dann kein Internet und keinen Mobilfunk, nachts wird es stockdunkel sein, Tankstellen sind nicht mehr nutzbar, das Notrufsystem 110 und 112 wird ausfallen, die ärztliche Versorgung ist nicht mehr gewährleistet, Kühlketten sind unterbrochen, schilderte Thorsten Rehkämper, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr den Ernstfall.

Der Neurieder Gemeinderat stimmte zu, drei neue Sirenenstandorte aufzubauen und in mobile Lautsprecheranlagen zu investieren, um Bürger im Ernstfall informieren zu können. Außerdem sind Satellitentelefone nötig, um mit dem Landratsamt in Kontakt zu bleiben. Es wird drei sogenannte Leuchtturmstandorte geben, erleuchtete Treffpunkte in Neuried, wo Bürger Information und medizinische Notversorgung erhalten. Die Mehrzweckhalle, die als Notunterkunft dienen soll, wird mit einem Notstromaggregat ausgerüstet, die Feuerwehr besitzt bereits eines. Künftig soll auch die Möglichkeit einer solchen Energienotversorgung für das Rathaus und den TSV geprüft werden. Mit den örtlichen Supermärkten ist die Gemeinde im Gespräch, wie im Notfall eine Versorgung aussehen könnte. Bürger erhalten zudem einen Flyer mit Informationen, wie sie selbst vorsorgen können.

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