Neubiberg:Angst vor dem Verkehrskollaps

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Eine Unterführung ist in Neubiberg angedacht, um den drohenden, zusätzlichen Verkehr aus Neuperlach schneller abzuwickeln. (Foto: Claus Schunk)

Eine Untersuchung prophezeit dramatische Auswirkungen der Bauprojekte in München auf die Nachbargemeinde Neubiberg. Vor der Bürgerbeteiligung zweifeln einige Lokalpolitiker deshalb am Nutzen einer S-Bahnunterführung.

Von Daniela Bode, Neubiberg

Was derzeit an Neubauten rund um die U-Bahnstation Neuperlach Süd entsteht, könnte zum Verkehrskollaps in Neubiberg führen und würde die Kreuzung an der Staatsstraße 2078 und Äußeren Hauptstraße mit langen Staus überlasten.

Das hat eine vertiefte verkehrliche Untersuchung des Ingenieurbüros Ingevost in Zusammenarbeit mit der Planungsgesellschaft Obermeyer Planen und Beraten GmbH (obp) ergeben. Helmuth Ammerl stellte sie vor kurzem dem Gemeinderat vor. Die Studie sollte die Belastbarkeit der Kreuzung untersuchen im Zusammenhang mit den verkehrlichen Auswirkungen einer S-Bahnunterführung in der Hauptstraße.

Eine Öffnung des Osttors der Bundeswehruniversität allein und auch in Kombination mit einer Unterführung würde derweil an der Kreuzung nicht gravierend mehr Verkehr verursachen, wie die Studie ergab. Vielmehr könnten diese Belastungen laut Ammerl durch eine besser abgestimmte Ampelschaltung an der Kreuzung und dem Knotenpunkt an der Alten Landstraße gelindert werden. Die Ergebnisse ließen manche Gemeinderäte am Sinn einer Unterführung zweifeln. Am 10. Juli soll ein Dialog mit den Bürgern zu den Möglichkeiten und Auswirkungen einer Unterführung stattfinden.

Rund um die U-Bahnstation Neuperlach Süd entstehen beim Projekt "Perlacher Tor" etwa 400 Wohnungen und Gewerbe. Die Neuerungen werden auf der Staatsstraße zu ständig wachsenden Staus und langen Wartezeiten führen. Das ergab die anschauliche Simulation Ammerls, in der er mehrere Szenarien durchgespielt und auch fiktive Rückstaus eingerechnet hat, anders als in der bisherigen Verkehrsuntersuchung. Wie wirkt sich die Öffnung des Osttors der Bundeswehruniversität mit oder ohne Unterführung auf den Verkehr aus? Wie wirken sich die Neubauten in Neuperlach Süd aus?

"Die Zahlen geben einem einen Einblick, bei dem einem schlecht werden kann", sagte Bürgermeister Günter Heyland (Freie Wähler). Heyland betonte daher, dass die Wirksamkeit der Unterführung nie unabhängig vom Verkehr und den Planungen im näheren Umfeld Neubibergs betrachtet werden dürfe. "Sonst wäre die Beschleunigung durch die Unterführung gleich wieder aufgebraucht, wenn man wieder auf der Staatsstraße ist." Natürlich müsse Neubiberg die Stadt München und Ottobrunn darauf aufmerksam machen, dass die Verkehrsthemen gemeinsam gelöst werden müssten. "Sonst wird Chaos produziert", sagte Heyland. Es gebe schon solche Gespräche.

Manche Gemeinderäte konnten der Unterführung nicht mehr viel abgewinnen: "Für mich ist klar geworden, dass sie mehr Autos und eine Verschlechterung bringt", sagte Stephanie Konopac (Freie Wähler). Kritisch äußerte sich auch Fraktionskollege Jürgen Knopp: "Wenn die Unterführung von der Kreuzung ausgebremst wird, stellt sich die Frage: Investiert man an der richtigen Stelle?" Thomas Pardeller (CSU) sah sehr wohl auch die insgesamt schwierige Verkehrssituation.

"Zu den Spitzenzeiten ist es in und um München fast überall eine Katastrophe", sagte er. Dennoch warb er weiter für das Bauwerk: "Wir müssen für uns schauen, was man in Richtung Bahnunterführung tun kann." Sollte irgendwann eine Taktverdichtung kommen - laut Heyland nicht vor 2035 - wäre eine weitere Mehrbelastung in die Überlegungen einzubeziehen. Die Schranke wäre dann vier- statt wie bisher dreimal in der Stunde geschlossen.

Auf einen Vorstoß der CSU im Jahr 2015 hin war schließlich eine Machbarkeitsstudie zu einer S-Bahnunterführung in der Hauptstraße erstellt worden. Die Studie ergab, dass eine Unterführung technisch möglich ist. Favorisiert wird bisher eine auf Höhe des Bahnübergangs nach Norden verschwenkte Version. Für diese Version war bisher die Rede von Kosten in Höhe von etwa 8,5 Millionen Euro. Bauherrin wäre die Deutsche Bahn. Die bisherige Verkehrsuntersuchung hatte unter anderem ergeben, dass es eine Verkehrsverlagerung geben werde. Auf der Haupt- und Äußeren Hauptstraße gäbe es mehr Verkehr, auf den Seitenstraßen gäbe es eine Entlastung.

All die Ergebnisse sollen die Grundlage für einen Meinungsbildungsprozess zu einer Unterführung sein, der erst in seinen Anfängen steckt. Beim ersten Bürgerdialog nun sollen die Bürger sich informieren können und die Möglichkeit zum Meinungsaustausch haben.

Der Bürgerdialog findet am Mittwoch, 10. Juli, 19 Uhr in der Aula der Grundschule Neubiberg statt.

© SZ vom 08.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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