Verschollene Fisch-Skulptur in Perlach:Kunst-Stück aufgetaucht

Lesezeit: 2 min

Der verlorene Fisch, in besten Händen - aber noch nicht wieder am gewohnten Platz. (Foto: Catherina Hess)

Das unvollständige Kunstwerk "Mann spricht mit Fisch" am Hachinger Bach stellte Spaziergänger jahrelang vor Rätsel - denn der Fisch fehlte. Wurde das Tier zerstört oder gestohlen? Nun zeigt sich: Es war gar nicht so weit weg.

Von Nicolas Friese

Der Alte steht schon seit Jahren am Hachinger Bach und starrt ins Wasser. "Mann spricht mit Fisch" heißt die Bronzestatue am Krehlebogen in Perlach. Die Künstlerin Emese Závory wollte damit auf Alterseinsamkeit aufmerksam machen. Doch wo ist der Fisch, mit dem sich der arme Senior unterhalten soll? Verschwunden ist er, dieser wichtige Teil der Skulptur - und das schon seit Jahren. Dem traurigen Alten ist auch noch sein letzter Gesprächspartner abhandengekommen.

Derzeit noch im Selbstgespräch: der einsame Alte am Hachinger Bach (Foto: Catherina Hess)

Doch nun ist der Fisch wieder aufgetaucht: Ende Februar spazierten Veronika Willhalm, 65, und ihr Mann Gerhard, 67, am Hachinger Bach entlang. Die beiden Rentner haben ein Faible für Historisches und kuratieren eine Internetseite über die Münchner Stadtgeschichte. Seit ihrer Pensionierung kurz nach Beginn der Corona-Pandemie widmet sich das Ehepaar der Kunst und Kultur Münchens. "Wir wollten ein Bild der Bronzestatue mit auf die Homepage nehmen", berichtet Gerhard Willhalm. Aber: "Uns war nie klar, dass im Hachinger Bach ein Fisch aus Bronze schwimmen sollte."

An der Statue sprach ein Mann die beiden an, Andreas Steyrer, ein gebürtiger Perlacher. Ob sie wüssten, dass zur Skulptur auch ein Fisch gehöre? Er sei vor etwa vier Jahren ebenfalls mit seiner Frau am Bach spazieren gewesen, berichtet der 38-Jährige, und habe ihr vom verschollenen Fisch erzählt. Da habe sie aufs Wasser gedeutet: "Da liegt er doch!" Offenbar war die kleine Figur abgebrochen. Drei Jahre habe er versucht, Kontakt mit der Stadt aufzunehmen, um den Fisch zurückzugeben, sagt Steyrer. Vergeblich. Der Fisch lag derweil auf dem Trockenen in seiner Garage - und befindet sich nun in der Obhut des Ehepaars Willhalm.

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Seit 1984 steht die Skulptur am Hachinger Bach und sendet eine klare Botschaft: Sie prangert die Ausgrenzung von Senioren am gesellschaftlichen Leben an. "Es ist fast traurig, dass der Mann sich jetzt nicht mehr mit dem Fisch unterhalten kann", sagt Gerhard Willhalm. Die ungarische Bildhauerin Emese Závory gilt als Vertreterin der "Sozialen Plastik", der "Mann spricht mit Fisch" ist nicht ihre einzige in München: In der Asamstraße in der Au findet sich "Die kalte Nacht". Die Skulptur zeigt einen Mann im Mantel, der auf einem Mäuerchen eingenickt ist, und macht auf das Schicksal von Obdachlosen aufmerksam.

In Perlach soll der einsame Alte am Hachinger Bach nun seinen Fisch zurückbekommen.

Veronika Willhalm möchte die Statue "Mann spricht mit Fisch" in Perlach wieder komplettieren. (Foto: Catherina Hess)

Dem Ehepaar Willhalm ist die Kontaktaufnahme mit dem zuständigen Baureferat geglückt. Die Behörde hat nach eigenen Angaben erst da vom Fehlen des Fischs erfahren. Er soll in den kommenden Tagen zur Restaurierung übergeben werden, damit er wieder an seinem ursprünglichen Platz in den Hachinger Bach eintauchen kann.

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