Martinsried:Rechenzentrum als Energiequelle

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Damit Rechenzentren nicht heiß laufen, müssen sie gekühlt werden. Die Abwärme will Martin Feldner nutzen. (Foto: Claus Schunk)

Der Gräfelfinger Grünen-Gemeinderat Martin Feldner will die Abwärme nutzen und in die Überlegungen für einen Erdbecken-Speicher einbeziehen.

Von Rainer Rutz, Planegg/Gräfelfing

Die Abwärme des gigantischen neuen Rechenzentrums auf dem Campus der Max-Planck-Institute in Martinsried soll nach Meinung von Martin Feldner nicht ungenutzt verpuffen. Der Gräfelfinger Grünen-Gemeinderat und Dritte Bürgermeister ist von Beruf Maschinenbauingenieur und hat sich Gedanken darüber gemacht, wie die überschüssige Energie genutzt werden könnte. Sein Vorschlag ist, das Rechenzentrum in die Überlegungen für einen Erdbecken-Wärmespeicher in einer offenen Kiesgrube zwischen Planegg und Gräfelfing einzubeziehen.

Der Neubau des Rechenzentrums steht im Zentrum des auf mehr als zehn Jahre angelegten Umbaus der Max-Planck-Institute und soll bereits im nächsten Jahr begonnen werden. Mitte 2027 soll das neue Zentrum in einer ersten Ausbaustufe dann rund sieben Megawatt Leistung liefern. Bei der Vorstellung der Pläne vor zwei Jahren sprach der Architekt und MPI-Referatsleiter Christoph Nagel-Hirschauer von einem "eigenen Stromversorgungscampus". Verhandlungen mit den Stadtwerken München laufen demnach bereits.

Der Gräfelfinger Martin Feldner zieht Vergleiche, um die große Bedeutung des neuen Rechenzentrums zu betonen: Danach erzeugt das Zentrum im Endausbau rund 20 Megawatt an elektrischer Leistungsaufnahme: "Das entspricht der Durchschnittsleistung von 17 großen Windkraftanlagen. Im geplanten Dauerbetrieb wird durch die Rechner eine Energiemenge von etwa 170 000 Megawattstunden im Jahr als Abwärme erzeugt. Das entspricht der Wärmemenge einer durchschnittlichen Geothermie-Tiefenbohrung."

Das 50 bis 60 Grad warme Kühlwasser könnte mit überschüssigem Strom weiter erhitzt werden

Feldner kann noch keine abschließende Lösung für eine Nutzung dieser Abwärme anbieten: "Erste Überlegungen müssen noch vertieft werden", sagt er. Klar sei jedenfalls, dass das nur 50 bis 60 Grad warme Kühlwasser aus dem Rechenzentrum "nicht direkt in das vorhandene Fernwärmenetz für Martinsried oder das geplante Fernwärmenetz für Gräfelfing eingespeist werden kann, da deren Vorlauftemperaturen deutlich höher liegen."

Feldner schlägt vor, das warme Wasser sozusagen zwischenzulagern und zwar in dem angedachten Erdbecken-Wärmespeicher: "Immer dann, wenn Überschussstrom aus regenerativen Quellen zur Verfügung steht, kann das Wasser mit Großwärmepumpen auf ein höheres Temperaturniveau gebracht werden." Danach könne es in die Fernwärmenetze eingespeist werden oder zusammen mit der Geothermie-Sommerernte in einem zweiten Teil des Gräfelfinger Erdbecken-Wärmespeichers für den Winter eingelagert werden.

In einer früheren Fassung war die durch die Rechner im Dauerbetrieb erzeugte Energiemenge unkorrekt mit 170 000 Megawatt pro Stunde angegeben worden, korrekt sind 170 000 Megawattstunden pro Jahr.

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