Kreis und quer:Mit Trickbetrügern auf Stimmenfang

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CSU-Kandidat Maximilian Böltl erntet Spott mit einem missglückten Plakat - die SPD hält das Ganze auch noch für ein Plagiat.

Kolumne von Stefan Galler, Landkreis München

Es geht im Wahlkampf immer auch darum, aufmerksam zu machen auf die eigene Unverwechselbarkeit. Der Linke-Politiker Niema Movassat aus Oberhausen etwa warf sich vor der Bundestagswahl 2017 in ein Spiderman-Kostüm und propagierte das "Soziale Netz" für das er politisch stehe. Damals schwang der nordfriesische SPD-Mann Matthias Ilgen auf seinem Poster die Axt gegen einen Baum, dessen Rinde mit Photoshop dem Konterfei von Donald Trump nachempfunden war. Sein Wahlspruch: "America First? Ilgen Förster". Zwei nur leidlich geglückte Kampagnen, die aber zumindest noch originell erscheinen. Dagegen laufen bei der AfD schon mal ein paar Mädchen in Badeklamotten am Strand entlang - versehen mit der Parole "Burkas? - Wir steh'n auf Bikinis".

Wie wohltuend sachlich kommen da doch die meisten Plakate von Politikern aus dem Landkreis München daher. Wobei wir den Tag nicht vor dem (Wahl-)Abend loben wollen, denn der Plakatierungsstart für die Landtagswahl am 8. Oktober ist erst in diesen Tagen, in der einen Gemeinde ein bisschen eher, in der anderen ein paar Tage später. Bislang hingen dort nur dezente Hinweise auf Veranstaltungen. Nur bei einem Poster könnte der ein oder andere zuletzt stutzig geworden sein: Unter den Porträts des CSU-Landtagskandidaten Maximilian Böltl und seines Parteifreundes Alfred Grob prangte in weißen Lettern auf rotem Grund der Warnhinweis "Vorsicht Trickbetrüger!"

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Was sollte das denn heißen? Eine besonders infame Unterstellung der politischen Gegnerschaft? Oder eine bösartige Anspielung auf Böltls jugendlichen Charme, Stichwort Enkeltrick? In Wirklichkeit sollte mit dem schrägen Plakat ein Infoabend am vergangenen Mittwoch in Ottobrunn beworben werden, bei dem der Polizeibeamte und Abgeordnete Grob zusammen mit Böltl Tipps zur Prävention gab.

Also alles ganz harmlos? Eigentlich schon, aber Böltls Gegenkandidat im Stimmkreis München-Land Nord, Florian Schardt, ist mit seinem SPD-Parteifreund Arno Helfrich schon vor einigen Wochen mit einer Veranstaltungsreihe unter dem Titel "Auf Nummer sicher vor Trickbetrug" durch den Landkreis getourt. Helfrich ist nämlich nicht nur Bezirkstagskandidat, sondern auch Leiter der Kriminalprävention München. Schardt ist jetzt angesäuert und wittert zwar keinen Betrug, aber eine dreiste Raubkopie der Christsozialen. Man kann trotzdem davon ausgehen, dass der Wahlkampf sauber bleibt. Wir sind schließlich nicht in Amerika.

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