Landtagswahl: SPD-Kandidatin Ganssmüller-Maluche:Die Durchstarterin

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Annette Ganssmüller-Maluche hat als Landratsstellvertreterin an Profil gewonnen. Jetzt will die SPD-Politikerin aus Ismaning in den Landtag einziehen.

Von Sabine Wejsada, Ismaning

"Ich bin die richtige Frau zur richtigen Zeit am richtigen Ort" - Annette Ganssmüller-Maluche sagt diesen Satz ganz ohne Überheblichkeit, aber schon mit ein wenig Stolz an diesem heißen Sommertag an der Isar bei Ismaning.

Und sie meint damit natürlich nicht den Fluss, der ganz ruhig vor sich hinfließt und bei mehr als 30 Grad im Schatten etwas Abkühlung verspricht. Dort unten am Ufer ist es angenehm. Die Zeit, in der Isar zu schwimmen, wie sie es gern tut, hat die 57-Jährige derzeit nicht. Es ist Landtagswahlkampf, und als Direktkandidatin der SPD im Stimmkreis München-Land Nord hetzt Ganssmüller-Maluche von einem Termin zum andern.

Ottobrunn, Oberschleißheim, Unterföhring, Unterschleißheim - überall ist sie unterwegs und wirbt um Stimmen für die Landtagswahl am 14. Oktober. Wann immer es geht, fährt sie mit dem E-Bike zu den Veranstaltungen. Und das an der Isar, um die Kühle am von Schatten spendenden Bäumen gesäumten Ufer zumindest ein wenig zu genießen. Ganssmüller-Maluche versucht, die Nachfolgerin von Peter Paul Gantzer, 80, anzutreten, der seit 1978 im Bayerischen Landtag sitzt und nicht mehr kandidiert.

Begegnung mit alten Bekannten

Der Wahlkampf ist für die Ismaningerin meist eine Begegnung mit alten Bekannten. Früher als Journalistin war der Norden ihr Revier für die Berichterstattung. Als stellvertretende Landrätin ist die SPD-Politikerin im ganzen Landkreis München anzutreffen. "Es fühlt sich für mich an wie ein Heimspiel", sagt die langjährige Ismaninger Gemeinde- und Kreisrätin. Nahezu 400 Wahlkampftermine hat die 57-Jährige bereits absolviert, weitere werden in den knapp drei Wochen bis zur Landtagswahl noch folgen. Die Mutter von drei erwachsenen Kindern und Oma von zwei Enkeln will in den Landtag. Und Ganssmüller-Maluche ist überzeugt, dass sie es schaffen kann. In vielen Gesprächen mit Wählern, bei Diskussionen und Besuchen als Landtagskandidatin habe sie bislang nur positive Reaktionen erlebt. Da sei nicht nur sie offensiv auf die Menschen zugegangen, auch diese seien ihr immer offen begegnet.

Als langjährige Kommunalpolitikerin und Lokaljournalistin stehe sie für "eine Politik nah am Menschen", sagt Ganssmüller-Maluche. "Als stellvertretende Landrätin und Gemeinderätin habe ich täglich mit all den Themen zu tun, die Familien beschäftigen, ob Schulpolitik, öffentlicher Personennahverkehr, Arbeitslöhne, Wohnungssuche oder Altenpflege", sagt die Ismaningerin. Weil über diese Themen weniger am Ort entschieden werde, sondern im Maximilianeum, könnte sie sich darum als Landtagsabgeordnete vor allen Dingen kümmern: So sollten Familien in ihrem Alltag gestärkt werden, es brauche beste Bildungschancen für alle und damit eine "Bildungsgerechtigkeit frei von finanziellen Möglichkeiten", fordert die SPD-Politikerin, die der Partei seit 30 Jahren angehört.

Gerade im Landkreis München stehe das Thema Verkehr ganz oben auf der Agenda. Ganssmüller-Maluche, selber passionierte Radlerin, setzt sich deshalb für eine Verkehrspolitik ein, mit der öffentlicher Nah- und auch der Fahrradverkehr einen höheren Stellenwert haben. Die geplante MVV-Reform lehnt sie in der aktuellen Form ab, weil sie Kommunen wie Unterschleißheim oder Garching benachteiligen würde. Die Gemeinden zwischen Flughafen, Messe und der Autobahn A 8 machten die Wirtschaftskraft in Bayern aus, worauf die CSU-Staatsregierung ja immer sehr stolz sei. Darum werde es Zeit, sich um öffentlichen Nahverkehr und eine bessere Mobilität in dieser Region zu kümmern, anstatt den Bau einer dritten Startbahn zu favorisieren, verlangt Ganssmüller-Maluche. Im Landtag wolle sie dafür kämpfen.

Dass es schwer werden könnte, den Einzug ins Maximilianeum zu schaffen, daran will Ganssmüller-Maluche nicht wirklich denken. In Ernst Weidenbusch aus Haar, der seit 2003 für die CSU im Landtag sitzt, hat sie ein politisches Schwergewicht als Konkurrenten um das Direktmandat im Stimmkreis München-Land Nord. Auf der oberbayerischen SPD-Liste steht die Ismaningerin auf dem nicht besonders prominenten Platz 13. Ihre weit über den Stimmkreis München-Land Nord reichende Bekanntheit als stellvertretende Landrätin könnten ihr allerdings helfen, trotzdem genügend Erst- und Zweitstimmen zu sammeln, um über die Liste in den Landtag einzuziehen.

Ganssmüller-Maluche ist, was Wahlen angeht, ohnehin für Überraschungen gut: Im März 2014 zwang sie Christoph Göbel (CSU) im Kampf um den Landratsposten in die Stichwahl, in der sie mit 44,7 Prozent ein mehr als beachtliches Ergebnis einfahren konnte. "Das hat mir Schwung gegeben und Kraft", sagt die 57-Jährige. Beides begleite sie nun auch im Wahlkampf. Die Ismaningerin tritt couragiert und verbindlich auf, durch das Amt der Landratsstellvertreterin hat sie an Professionalität gewonnen. Auch für den laufenden Wahlkampf, der für sie nach eigenen Angaben bereits am 1. Dezember begann - dem Tag ihrer Nominierung.

"Das ist fast anstrengender als eine Schwangerschaft", sagt Annette Ganssmüller-Maluche dennoch, als sie an diesem Nachmittag gut gelaunt die 58 Stufen am Philosophenweg in Ismaning nimmt und zu ihrem Lieblingsplatz wandert. Vorbei am Wasserschlösschen inmitten von Feldern und Wiesen im Süden der Gemeinde geht es zur St.-Kolomann-Kapelle. Dort lässt es sich gut rasten und Gedanken fassen für die verbleibenden Tage bis zur Wahl.

"Das ist mein Ort der Ruhe", sagt Ganssmüller-Maluche. Ob sie dort auch darüber sinniert, wie es weitergeht, wenn es nichts wird mit dem Maximilianeum? "Es geht mir immer um die Menschen, egal in welchem Amt", sagt sie. Doch die Zuversicht, sich nach dem 14. Oktober für jene nicht nur im Gemeinderat und Kreistag, sondern auch im Landtag einsetzen zu können, ist selbstverständlich groß.

Die SZ stellt in loser Folge die Direktkandidaten der sieben größten Parteien im Landkreis vor. Alle Porträts sind nachzulesen unter www.sueddeutsche.de/muenchen/landkreismuenchen.

© SZ vom 25.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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