US-Wahl:"Kein Vorbild"

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Präsidentschaftswahl in den USA. Amerikaner im Landkreis München werden den Wahlabend ganz unterschiedlich verbringen. (Foto: dpa)

Viele US-Amerikaner im Landkreis München hoffen auf Abwahl Donald Trumps.

Von Daniela Bode, Hohenbrunn/Ismaning

Wer wird bei der US-Wahl an diesem Dienstag das Rennen machen? Wird Donald Trump eine weitere Amtszeit der Präsident der Vereinigten Staaten bleiben oder schafft es der Demokrat Joe Biden, ihn aus dem Chefsessel zu drängen? Diese Frage bewegt auch viele Menschen im Landkreis - vor allem die 990 US-Amerikaner, die laut der jüngsten Statistik des Landratsamts hier leben. Wenn man mit ihnen spricht, hört man bei vielen die Hoffnung auf eine Wende heraus - und gleichzeitig die Sorge, dass das komplizierte amerikanische Wahlsystem Trump wieder zu einem Sieg verhelfen könnte.

"Ich hoffe, dass es zu einer friedlichen Wahl kommt, nicht nur für Amerika, sondern auch den Rest der Welt", sagt Curt Carste, der mit seiner Familie in Hohenbrunn lebt und seit 28 Jahren in Deutschland ist. "Wir brauchen einen Leader, der empathisch und ein Vorbild ist", sagt der 51 Jahre alte Berater für Medizinprodukte. Er selbst und zwei seiner vier Kinder, die bereits über 18 Jahre alt sind, haben schon per E-Mail gewählt: Alle haben für Joe Biden votiert. Doch ob dieser es schafft, kann er nicht sagen. "Auch wenn er von den Prozenten her vorne liegt, wegen des Wahlsystems muss er die Kippstaaten gewinnen", sagt Carste. Außerdem sieht er die Gefahr, dass am Ende mehr Menschen Trump wählen könnten als es in Umfragen zugeben, weil ihnen am Ende doch egoistische Motive wie Steuernsparen wichtiger sind. Sollte Trump wieder gewinnen, fürchtet Carste sich vor allem vor einer weiteren Spaltung der Gesellschaft.

Der Amerikaner Curt Carste, 51, kam vor 28 Jahren nach Deutschland und lebt mit seiner Familie in Hohenbrunn. Er hofft auf einen Sieg Bidens und hat bereits per E-Mail gewählt. (Foto: Privat)

Auch Phil Springer aus Hohenbrunn hofft auf einen Sieg des Demokraten und glaubt auch, dass er das Rennen machen wird. "Vor Corona hätte Trump wieder gewonnen, jetzt erwarte ich nicht, dass er die Wahl für sich entscheidet", sagt der 41-Jährige, der seit sieben Jahren in Deutschland lebt und bei Bosch-Siemens Hausgeräte arbeitet. Trump sei einfach "kein Vorbild", findet er. Wie Bundeskanzlerin Merkel und Ministerpräsident Söder in der Krise handelten, sei dagegen toll. "Sie stehen hinter den Menschen", sagt er. Aber auch Springer weist auf die Tücken des amerikanischen Wahlsystems hin: "Wenn jemand mehr Stimmen hat, muss er am Ende nicht gewählt sein."

Robert Cloud aus Ismaning hat seine Stimme ebenfalls für den Demokraten Joe Biden abgegeben und hofft, dass dieser die Wahl gewinnt. "Ich bin mir aber nicht sicher, ob Trump die Wahl akzeptieren würde und nicht weiter Chaos stiften könnte", befürchtet der 63 Jahre alte Informatiker, der in Ismaning auch Mitglied im Deutsch-Amerikanischen Verein ist.

Am Wahlabend halten es die drei Amerikaner unterschiedlich: "Ich werde ganz normal ins Bett gehen", sagt Springer, der davon ausgeht, dass es noch eine Woche dauert, bis die Stimmen ausgezählt sind. Auch Carste wird wegen der Wahl wohl nicht länger aufbleiben als sonst. Cloud erwartet dagegen, dass noch am späten Abend ein Trend erkennbar sein wird: "Ich werde mich vor den Fernseher setzen", sagt der Ismaninger, der sich als sehr politisch interessierten Menschen bezeichnet. Falls Biden gewinnt, erwartet er sich einen "entscheidenden Wendepunkt in der amerikanischen Politik".

© SZ vom 03.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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