Verkehrspolitik:Der Landkreis fährt zweigleisig

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Die Kreisräte begrüßen den Einsatz von Ministerin Kerstin Schreyer für den Ausbau der S7, wollen aber selbst nicht locker lassen.

Von Stefan Galler, Landkreis

Eigentlich hatte der Landkreis München beschlossen, selbst den von zahlreichen Kommunalpolitikern und Bürgern geforderten zweigleisigen Ausbau der S-Bahnlinie 7 zwischen Giesing und Kreuzstraße voranzutreiben. Nun können Landrat Christoph Göbel (CSU) und seine Kreisgremien erst einmal durchatmen: Die neue bayerische Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) hat Anfang März angekündigt, die Deutsche Bahn (DB) mit Planungen für einen zweigleisigen Ausbau der S 7 Ost zu beauftragen. In einem ersten Schritt solle die DB den Planungsaufwand ermitteln, um die Voraussetzungen für eine vertragliche Vereinbarung mit dem Freistaat ermitteln.

Dadurch könne der Beschluss des Kreis-Mobilitätsausschusses aus dem November, wonach der Landkreis Untersuchungen zum zweigleisigen Ausbau der S 7 anstellen wolle, "als erledigt gelten", teilte die Kreisverwaltung mit. Auch finanziell wird der Landkreis durch diese neue Entwicklung entlastet. Die Politiker quittierten Schreyers Vorstoß in der jüngsten Sitzung des Kreisausschusses mit Erleichterung: "Wir sind wahnsinnig zufrieden, dass etwas weitergeht", sagte Ingrid Lenz-Aktas, Fraktionsvorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion. Und deren Genossin Annette Ganssmüller-Maluche ergänzte, dass Schreyers Aussagen zur Notwendigkeit eines S-7-Ausbaus die Entschlossenheit der Ministerin zeigten: "Sie scheint dahinterzustehen, die Hoffnung ist groß, dass sie es weiter verfolgt."

Auch Landrat Göbel zeigte sich "erfreut darüber, dass wir diese Untersuchung nicht nur nicht mitfinanzieren müssen, sondern nun eine klare Zusage des Freistaates haben, dass er sich das anschaut". Das Umdenken in der Regierung hänge seiner Meinung nach ausschließlich mit der Kabinettsumbildung und Schreyers Beförderung von der Familien- zur Verkehrsministerin zusammen. "Aber es muss auch mal Vorteile haben, wenn man selbst eine Ministerin stellt."

Die Ministerin kennt die Probleme auf der Linie sehr gut

Die Unterhachingerin Schreyer wohnt zwar nicht an der S 7, kennt die Probleme auf dieser Linie aber sehr gut. Durch die Eingleisigkeit auf dem Ost-Ast der Verbindung, macht sich jede Verspätung doppelt bemerkbar, weil eine S-Bahn an den zweigleisigen Bahnhöfen auf den entgegenkommenden Zug warten muss. In der Vergangenheit kam es auch schon vor, dass die Bahn an den kleinen Bahnhöfen Dürrnhaar, Peiß und Großhelfendorf einfach nicht gehalten hat, um Verspätungen aufzuholen. Ein flächendeckender 15-Minuten-Takt, wie ihn der MVV nach Fertigstellung der zweiten Stammstrecke anstrebt, kann auf diesem Ast in seinem aktuellen Zustand kaum realisiert werden.

Das alles bekommt durch die Intervention der Ministerin nun womöglich noch eine gute Wendung. Allerdings äußerte beispielsweise Ingrid Lenz-Aktas ihre Befürchtung, die Angelegenheit könnte ohne Beteiligung des Landkreises in Vergessenheit geraten, schließlich liege ja offenbar keine offizielle Korrespondenz mit der Ministerin vor. Und auch der Grüne Markus Büchler bat den Landrat, sich im Verkehrsministerium nach einem Zeithorizont und den nächsten Schritten zu erkundigen. Christoph Göbel mahnte zur Gelassenheit: "Es gibt tatsächlich kein Schriftstück, das ist alles mündlich abgestimmt. Ich werde jetzt aber auch keine eidesstattliche Versicherung einfordern." Überhaupt könne ja auch Büchler in seiner Funktion als Landtagsabgeordneter selbst an der Sache dranbleiben.

Der Ausschuss beschloss schließlich einstimmig, dass der Landkreis auch weiterhin in engem Austausch mit dem Verkehrsministerium stehen müsse und den Fortgang der Untersuchungen begleiten möge. Landrat Göbel solle regelmäßig im Mobilitätsausschuss über die Entwicklungen berichten.

© SZ vom 05.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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