Zweite Stammstrecke:Landräte fordern schnelle Verbesserungen bei der S-Bahn

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"Meine Erwartungen wurden natürlich nicht erfüllt": Ebersbergs Landrat Robert Niedergesäß (links), zugleich Sprecher der Landkreise im MVV-Verbund, nach dem Gipfel mit Bahnchef Richard Lutz und Ministerpräsident Markus Söder. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Christoph Göbel und Robert Niedergesäß reagieren ernüchtert auf die Ergebnisse des Stammstrecken-Gipfels und verlangen Investitionen in das Umland.

Von Barbara Mooser und Martin Mühlfenzl, Landkreis München

Verhalten reagiert Münchens Landrat Christoph Göbel (CSU) auf die Ergebnisse des S-Bahn-Gipfels am Mittwoch mit Ministerpräsident Markus Söder und Bahn-Chef Richard Lutz. Grundsätzlich, so Göbel, sei es positiv, dass das Gespräch überhaupt stattgefunden habe und erstmals auch die Landräte der Verbundlandkreise innerhalb des MVV mit dabei gewesen seien. Auch wenn die Bahn aus seiner Sicht wenig Neues präsentiert habe. "Weder neue Fakten noch einen Zeitplan noch etwas zu kostensenkenden Maßnahme", so der Landrat.

Er selbst habe Bahnchef Lutz deutlich gemacht, dass vor allem "vorlaufende Maßnahmen" wichtig seien, um die Leistungsfähigkeit der S-Bahn überhaupt noch aufrecht erhalten zu können. "Bisher war immer die Rede davon, dass erst nachlaufende Maßnahmen für Verbesserungen auf den Außenästen und in den Landkreisen nach Eröffnung der zweiten Stammstrecke möglich sind. Das ist mit dem Eröffnungstermin 2038 nicht mehr zu halten", sagte Göbel am Donnerstag der SZ. "Andernfalls kracht das System zusammen." Um Verbesserungen in der Region zu erreichen, müsse der Druck auf Bahn, Land und Bund weiter hochgehalten werden und zwar nicht in Konkurrenz zur zweiten Stammstrecke. Die Gesprächsatmosphäre bezeichnete Göbel als konstruktiv. "Der Besuch des Bahnchefs zeigt, dass die Lage ernst ist. Unsere Botschaften sind aber angekommen."

Für Flüchtlingskrise, Corona-Krise und Ukraine-Krise sei auch Geld da, heißt es aus den Kreisen der Landräte

Göbels Amtskollege Robert Niedergesäß aus Ebersberg zeigte sich nach dem Gespräch enttäuscht: "Meine Erwartungen wurden natürlich nicht erfüllt", so der Ebersberger Landrat und Sprecher der MVV-Landkreise. Er hätte sich Zahlen bezüglich der Zeitschiene und der Kosten für die zweite Stammstrecke erwartet, diese wolle die Bahn aber erst bis Oktober präzisieren, dann sei auch eine neue Zusammenkunft geplant. Er habe bei dem Treffen die Enttäuschung geäußert, dass sich der Zeitplan um weitere neun Jahre verschiebe und somit zu 20 Jahren Planungszeit nun 20 Jahre Bauzeit kämen. "Das ist nicht akzeptabel, das habe ich auch deutlich artikuliert", so Niedergesäß, der die Stimmung ebenfalls als "insgesamt gut und konstruktiv" beschreibt. Es sei ja ohnehin schon positiv, wenn der Bahn-Vorstand überhaupt nach München komme, um sich zu dem Thema zu äußern.

Betont hätten alle Gesprächsteilnehmer die große Bedeutung der zweiten Stammstrecke. Die S-Bahn sei beim ÖPNV "das Rückgrat der Region", sie dürfe aber natürlich auch nicht ein Fass ohne Boden werden. Gepocht habe er wie andere Teilnehmer auf die Sanierung des Bestandsnetzes und die digitale Schiene, so der Ebersberger Landrat. Was die 43 Maßnahmen aus dem "Konzept Bahnausbau München" betreffe, dringe man auf eine Beschleunigung. "Wir hatten jetzt Geld für die Flüchtlingskrise, für die Corona-Krise, die Ukraine-Krise, die Bundeswehr. Wir brauchen jetzt auch Geld hierfür", so Niedergesäß.

Sein Münchner Kollege Göbel kritisiert, dass die Bahn noch immer nicht erklären könne, wie die enorme Kostensteigerung zustande kommt. "Ich habe es auch nach dem Termin noch nicht verstanden. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass mit dieser Kostensteigerung ein Nutzen-Kosten-Verhältnis zustande kommen wird, das für die Förderfähigkeit notwendig ist." In der Zusage des Bundes, das Projekt auch dann fortzusetzen und fertigzustellen, wenn das Nutzen-Kosten-Verhältnis nicht erreicht wird, könne für den Landkreis München aber auch ein Funken Hoffnung liegen.

Der Landkreis treibt unvermindert die Verlängerung der U 5 von Neuperlach-Süd aus nach Ottobrunn voran, obwohl auch hier der notwendige Faktor in allen bisherigen Untersuchungen noch nicht erreicht worden ist. Er sei aber zuversichtlich, dass dies gelingen könne, so Göbel; und selbst wenn nicht, könne dieses Vorhaben auch - ähnlich der zweiten Stammstrecke - als Vorhaben von übergeordnetem öffentlichen Interesse eingestuft werden und somit eine reelle Chance erhalten. Dies ist laut Göbel auch den veränderten Kriterien der für solche Großprojekte entscheidenden Bewertung zu verdanken.

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