Die Parteien im Landkreis München rüsten sich personell für die bayerische Landtagswahl im Herbst 2023. Zwar können die Direktkandidaten erst von diesem Oktober an aufgestellt werden, aber das Bewerberfeld nimmt immer mehr Konturen an - bei den Freien Wähler allerdings nur zum Teil. Einstimmig hat sich der Kreisvorstand um den Vorsitzenden Otto Bußjäger zwar erneut für den amtierenden Landtagsabgeordneten Nikolaus Kraus aus Ismaning als Direktkandidaten für den Stimmkreis München-Land Nord ausgesprochen, wer für die Partei im südlichen Stimmkreis antreten soll, steht aber noch in den Sternen. Nur in eigener Sache kann der Höhenkirchen-Siegertsbrunner Kreisrat Bußjäger für Klarheit sorgen: "Ich trete nicht an."
Die Unterstützung des gesamten Kreisvorstandes für den Ismaninger Kraus ist keine Selbstverständlichkeit, war es doch vor einem Jahr zur offenen Auseinandersetzung zwischen Bußjäger und dem Landtagsabgeordneten gekommen. Bei der Jahreshauptversammlung stürzte Bußjäger den seit zwölf Jahren amtierenden Kreisvorsitzenden in einer Kampfabstimmung. Seitdem wurde intern immer wieder darüber spekuliert, ob Bußjäger nach der Direktkandidatur im Stimmkreis München-Land Süd greifen würde; Bußjäger bestätigt auch, dass sein Name in Gesprächen immer wieder gefallen sei - aber nicht von ihm selbst. "Ich lebe für die Kommunalpolitik und sehe mich auch dort", begründet er nun auf Nachfrage seine Absage. Im nördlichen Stimmkreis gelte seine Unterstützung nun aber klar Nikolaus Kraus, das Votum pro Kraus sei einstimmig ausgefallen im Kreisvorstand, sagte Bußjäger, "und dem gehöre ich an".
Wer im Süden antritt, ist offen
Bleibt die Frage, wer der Direktkandidat oder die -kandidatin im Süden werden könnte. Es liefen viele Gespräche, sagt Bußjäger. "Und wir haben eine Reihe guter Kandidaten, männlich wie weiblich, älter und jünger." Es sei jetzt aber unseriös, Namen zu nennen. "Am Tag der Nominierung wissen wir, wer vorgeschlagen ist. Und die Freien Wähler nominieren ohnehin immer etwas später - im Februar oder März".
Bei der Landtagswahl im Jahr 2018 trat im Süden die im Landkreis Freising beheimatete Tierärztin Ilse Ertl als Direktkandidatin der Freien Wähler an und holte dort etwas mehr als acht Prozent der Erststimmen - ein etwas schlechteres Ergebnis als Kraus im Norden, der mit Amtsbonus auf etwas mehr als zehn Prozent kam. Dass Ertl noch einmal antreten könnte, hält Bußjäger - wenn auch hinter vorgehaltener Hand - für ausgeschlossen; ohnehin wird dem Kreisvorsitzenden ein zerrüttetes Verhältnis zu Ertl nachgesagt. Bußjäger sagt vielmehr, ein Direktkandidat müsse auch kommunal und lokal verwurzelt sein, als Bürgermeister, ehemaliger Bürgermeister, Kreisrat, Stadtrat oder Gemeinderat. "Und davon haben wir genügend Leute." Und so wird er nicht müde, die gute Zusammenarbeit etwa mit der Hohenbrunner Gemeinderätin Pauline Miller im Kreisvorstand zu loben - oder auch dem Putzbrunner Gemeinderat Thomas Jungwirth. Beide hatten unter der Führung von Nikolaus Kraus kaum eine Rolle gespielt.