Wetter-Folgen:"Vielen lieben Dank an alle Schneeräumer"

Lesezeit: 3 min

Die Schneemassen bringen Hallendächer an die Grenze ihrer Belastbarkeit. In Ottobrunn räumt die Feuerwehr das Dach des Phönixbades mit Fräsen. (Foto: Eduard Klas/Freiwillige Feuerwehr Ottobrunn)

Der heftige Wintereinbruch bringt den Verkehr im Münchner Umland zeitweise zum Erliegen, Bäume stürzen um und Hallenbäder bleiben geschlossen, weil die Dächer vom Einsturz bedroht sind. Chronik eines chaotischen Wochenendes.

Von Kathrin Aldenhoff und Martin Mühlfenzl, Landkreis München

Der Wintereinbruch hat das Münchner Umland am Wochenende mit voller Härte erwischt. Vor allem am Samstag ging von Unterschleißheim über Ottobrunn bis ins Isar- und Würmtal auf Straßen und Schienen so gut wie nichts mehr; auch am Sonntag waren das öffentliche Leben und der Personennahverkehr noch massiv eingeschränkt. Hallenbäder blieben geschlossen, weil die Schneemassen die Statik der Dächer an ihre Grenzen brachten, Sportveranstaltungen wurden abgesagt. Einsatzkräfte sprachen von teils chaotischen Zuständen.

In Unterföhring stürzte in der Nacht auf Samstag das Zelt des Kindercircus Roberto unter den Schneemassen ein. Die Betreiber-Familie war gerade dabei, das Dach mit einem Durchmesser von 20 Metern vom Schnee zu befreien. Am 22. Dezember, so berichtet Jessica Frank vom Circus, hätten die Shows beginnen sollen, daraus aber werde nun nichts; sie sorge sich um die eigene Existenz.

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Am Samstagmittag wurde die Freiwillige Feuerwehr Kirchheim von der Feuerwehreinsatzzentrale an die Florianstraße gerufen. Dort hatte eine Traglufthalle, in der Tennis gespielt wird, der massiven Schneelast nicht mehr standgehalten und war eingedrückt worden. Im Bericht der Feuerwehr heißt es, dass aber keine Gefahr bestanden habe, die Halle wurde ausgeräumt, abgelassen und vom Schnee befreit. Nach einer Stunde war der Einsatz der Rettungskräfte, die mit ihrer Drehleiter angerückt waren, beendet.

Schon am Freitagabend hatte für die Feuerwehren im gesamten Landkreis München eine bis Sonntag anhaltende Ausnahmesituation begonnen. Hunderte Ehrenamtliche waren in allen 29 Städten und Gemeinden des Landkreises im Dauereinsatz. "Zwischen 23 und 7 Uhr" in der Nacht auf Freitag waren etwa in Grasbrunn nahezu 30 Feuerwehrler permanent unterwegs, teilte die Freiwillige Feuerwehr mit, um Straßen zu kontrollieren und umgestürzte Bäume zu beseitigen, die der Schneelast nicht mehr standgehalten hatten.

In Ottobrunn sind auch einige Bäume unter der Last des Schnees zusammengebrochen. (Foto: Eduard Klas/Freiwillige Feuerwehr Ottobrunn)

Am Samstagvormittag warnte die Gemeinde Pullach ihre Bürgerinnen und Bürger vor einer "winterlichen Ausnahmesituation", wie viele andere Kommunen im Landkreis auch. Der Friedhof in der Gemeinde wurde wegen teils spiegelglatter Wege gesperrt, auch das Freizeitbad konnte nicht öffnen, da die Schneelast auf dem Flachdach zu bedenklich war.

In Ottobrunn waren nahezu 50 Ehrenamtliche der Freiwilligen Feuerwehr seit 7 Uhr morgens am Samstag im Einsatz, sie mussten unter anderem das Dach des Phönixbads freischaufeln. Es blieb auch am Sonntag geschlossen. Der Betrieb im Eisstadion in Ottobrunn musste ebenfalls unterbrochen werden. Feuerwehrkommandant Eduard Klas, der selbst im Dauereinsatz war, berichtete von erheblichen Einschränkungen des Verkehrs in der Gemeinde. "Alle Straßen, auch die Hauptstraßen sind schneebedeckt. Auf Seitenstraßen bleiben immer wieder Fahrzeuge liegen", sagte der oberste Katastrophenschützer des Landkreises München.

Die Feuerwehrleute werden mit einer Hebebühne auf das Dach des Ottobrunner Hallenbades gehoben. (Foto: Eduard Klas/Freiwillige Feuerwehr Ottobrunn)

Ähnliches berichtete die Polizeiinspektion Haar: In ihrem Bereich kam es zu mehreren leichteren Verkehrsunfällen, zudem blieben mehrere Fahrzeuge im Schnee stecken. In Gräfelfing verursachte ein Fahrer am Freitag auf der mit Schnee bedeckten Großhaderner Straße einen Frontalzusammenstoß mit einem anderen Fahrzeug; verletzt wurde dabei niemand. Der Mann war mit Sommerreifen unterwegs.

Am Samstagvormittag stellte die Münchner S-Bahn den Betrieb auf allen Außenästen zeitweise komplett ein. Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Landeshauptstadt wollte oder aus der Stadt München in den Landkreis, musste gezwungenermaßen auf Busse ausweichen, die allerdings nur sporadisch unterwegs und teils komplett überfüllt waren. Die U 6 war bereits am Samstagvormittag zwischen Alte Heide und Garching unterbrochen, auch die Tram nach Grünwald fuhr nicht. Die Einschränkungen auf den Außenästen der S-Bahn, der Tram und der U-Bahn dauerten auch am Sonntag an.

In Unterschleißheim waren die Mitarbeiter des Servicebetriebs am Samstag von 4 Uhr morgens an im Dauereinsatz, um zunächst die Hauptverkehrsachsen durch die Stadt vom Schnee zu räumen; erst danach wurden Gehwege und Nebenstraße freigemacht. Für die Arbeit des Servicebetriebs gab es in sozialen Netzwerken viel Lob und Anerkennung. "Vielen lieben Dank an alle Schneeräumer, die beruflich seit gestern Nachmittag versuchen, die nicht enden wollenden Schneemassen zu bezwingen", schrieb eine Unterschleißheimerin auf Facebook.

Zahlreiche Fußballspiele sind abgesagt worden

Das Schicksal des FC Bayern, der sein Bundesligaspiel gegen Union Berlin in der Fröttmaninger Arena absagen musste, teilten auch alle Fußballerinnen und Fußballer aus dem Landkreis München. Es hagelte bereits am Freitagabend Spielabsagen, so blieben die Kicker des TSV Grünwald an diesem Samstag gleich zu Hause, sie hätten in der Landesliga eigentlich beim TSV Kastl antreten sollen.

Dieser Bericht ist am Sonntag aktualisiert worden.

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