Verkehr:Neben der Spur

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Bundesverkehrsminister Wissing setzt mit dem geplanten Ausbau der A 8 die falschen Prioritäten. Denn es gibt eine Alternative: die Bahn.

Kommentar von Martin Mühlfenzl

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) setzt unbeirrt eine Tradition fort, für die alle von der CSU gestellten Ressortchefs seit 2009 standen. Der Straße wird deutlich mehr Priorität als der Schiene eingeräumt. Genau genommen: der Autobahn. Wissings Ankündigung, die A 8 vom Kreuz München-Süd bis zum Inntaldreieck auf acht Spuren zu erweitern, illustriert deutlich, dass der Liberale nicht einmal im Ansatz verstanden hat, wie eine in die Zukunft gerichtete, verträgliche und nachhaltige Verkehrspolitik auszusehen hat. Gerade auf der so eminent wichtigen Transitstrecke vom Landkreis München aus in Richtung Brenner und Salzburg müsste die Bahn gestärkt und ausgebaut werden - auch um die Verkehrsbelastung links und rechts der Autobahn langfristig zu reduzieren.

Nun ist es allerdings nicht so, dass in Zukunft - wie es die Grünen am liebsten hätten - überhaupt keine Straßen mehr neu gebaut oder bestehende Trassen erweitert werden sollten. Es gibt Projekte, die durchaus Sinn ergeben, wie etwa die Erweiterung der Ostumfahrung der A 99 von sechs auf acht Spuren. Diese ist zwingend erforderlich, um den Verkehr auf einer der am meisten befahrenen Autobahnen Mitteleuropas einigermaßen fließen zu lassen. Und die Väter der A 99 haben schon vor Jahrzehnten weise vorausgedacht und eine Erweiterung der Autobahn nach innen geplant; dadurch hält sich der Flächenverbrauch durch die zusätzlichen Spuren in erträglichen Grenzen. Ein Ausbau der A 8 vom Kreuz München-Süd bis Rosenheim aber stellt einen unverhältnismäßig großen Eingriff in die Natur dar, der durch nichts zu rechtfertigen ist - eben weil es eine Alternative gibt. Und die besteht darin, die Bahn-Infrastruktur massiv auszubauen, um den Güterverkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern.

Vor allem den CSU-Verkehrsministern Ramsauer, Dobrindt, Schmidt und Scheuer ist es zu verdanken, dass bei diesem Thema jahrelang nichts vorangegangen ist - insbesondere nicht beim Brenner-Nordzulauf. In Tirol ist diese so wichtige Strecke bereits eine ausgebaute Hochleistungstrasse, während die Züge auf fast schon antik anmutenden Gleisen durch das bayerische Inntal zuckeln - und die Lastwagen auf der Inntal-Autobahn im Stau stehen. Dort lässt sich bestaunen, welche Prioritäten der Bundesverkehrsminister setzt.

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