Strafprozess:Tierlieber Einbrecher muss drei Jahre in Haft

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Filialen der Kette "Fressnapf" waren das beliebteste Ziel von Marco L. und seinen Komplizen. (Foto: Catherina Hess)

Um seine Kokain- und Spielsucht zu finanzieren, stieg Marco L. mit Komplizen in "Fressnapf"-Filialen in Ismaning und Markt Schwaben ein. Dort stahl er nicht nur Geld - sondern auch Knochen für seinen Hund.

Von Carla Augustin, Ismaning/Markt Schwaben

Seinem Haustier hat er von den Einbrüchen auch etwas mitgebracht. Der Polizist im Zeugenstand nennt es in der Verhandlung am Donnerstag "die Sache mit den Hundeknochen". Neben dem Inhalt des Tresors aus der "Fressnapf"-Filiale, den Marco L. mit Mittätern leer geräumt hatte, packte er auch noch eine ganze Tasche Knochen ein. Für den Hund, den er zu der Zeit hatte.

Insgesamt warf die Staatsanwaltschaft L. vor, als Teil einer Bande an fünf Einbruchsdiebstählen im Herbst 2022 beteiligt gewesen zu sein - drei in Markt Schwaben, zwei in Ismaning. In vier der Fälle stiegen die Täter in Filialen des Tiernahrungshändlers "Fressnapf" ein. Für die Beteiligung an drei der Einbrüche wurde Marco L. nun zu einer Haftstrafe verurteilt. Das Landgericht München I sah es als erwiesen an, dass der 30-jährige Angeklagte an einem Einbruch in Markt Schwaben beteiligt war, ebenso an den beiden Einbrüchen in Ismaning.

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Zwei Mittäter waren bereits im Oktober verurteilt worden. Eine Beteiligung an einem zweiten Einbruch im "Fressnapf" in Markt Schwaben, nur gut zweieinhalb Wochen nach dem ersten Einbruch, sowie ein Einbruch in andere Geschäftsräume in Markt Schwaben konnten L. nicht nachgewiesen werden.

Die Einbrüche liefen immer gleich ab: Nachts hebelten die Täter die Tür auf und öffneten dann den Tresor. Einmal mit einem Winkeltrennschleifer, einmal mit der richtigen Pin. Und einmal nahmen die Täter den Tresor gleich als Ganzes mit. Anschließend versuchten sie jeweils, mit einem Pulverfeuerlöscher die Spuren zu verwischen. Meist brachen sie zweimal kurz hintereinander in dieselbe Filiale ein, die Polizei und das Gericht sprechen von einem "Doppelschlag" als Modus operandi.

Auch die Vergangenheit von Marco L. spielt vor Gericht eine große Rolle im Verfahren. In einem Brief an das Gericht gesteht L. vollumfänglich die drei Einbrüche und klärt über seine von Drogenkonsum, Kriminalität und Gefängnisaufenthalten geprägte Vergangenheit auf. Die psychiatrische Gutachterin attestiert L. eine Kokainsucht und eine Abhängigkeit von Alkohol und Cannabis. Dazu komme eine Glücksspielsucht. Die Drogensucht gehe bis ins zehnte Lebensjahr zurück.

"Wenn Sie so viel Kokain gefressen haben, haben Sie ein Problem", sagt der Richter

Trocken konstatiert der Richter mit Blick auf einen Aufenthalt des Angeklagten in der Dominikanischen Republik, bei dem er zwischen 10 bis 15 Gramm Kokain innerhalb von drei Tagen konsumiert haben soll: "Wenn Sie so viel Kokain gefressen haben, haben Sie ein Problem." Für die Gutachterin erklären sich die Diebstähle so: "Er hat Geld gebraucht." Dieses habe er in Drogen umsetzen und seine Schulden von circa 18 000 Euro tilgen wollen. Eine Besserung durch Behandlung sei aber möglich, und beim Angeklagten ein Wunsch zur Veränderung erkennbar.

Auf L. gekommen ist die Polizei erst spät. Letztlich gaben eine Funkzellenauswertung, die Videoüberwachung der "Fressnapf"-Filiale in Ismaning und L.s ehemaliger Vermieter Aufschluss. Dieser meldete sich bei der Polizei mit dem Hinweis, in L.s Wohnung zwei schwarze Sporttaschen und einen Tresor gefunden zu haben. In den Taschen fand die Polizei Stemmeisen und Baseball-Caps. Der Tresor stellte sich als der gestohlene aus dem "Fressnapf" in Markt Schwaben heraus. Auf der Videoüberwachung in Ismaning konnte der Vermieter L. erkennen, anhand auffälliger Nike-Turnschuhe.

Das Geständnis rechnete der Richter L. positiv an. Er blieb mit seiner Strafe aber nur knapp unter der Forderung der Staatsanwältin und verurteilte L. zu drei Jahren Haft, mit anfänglicher Unterbringung in einer Entziehungsanstalt. L.s Anwalt hatte zuvor die Mindeststrafe, also drei Monate, gefordert. Ein Bandendiebstahl konnte nicht bestätigt werden, da L. meist nur mit einem Mittäter unterwegs war. Bei einem Diebstahl in Ismaning sei der dritte Mann lediglich spontan mitgekommen, urteilte das Gericht. L. wolle sich nun bessern und erstmals eine Therapie anfangen, erklärt sein Anwalt. "Er sagt: Das Leben muss ich ändern." Das Urteil ist rechtskräftig.

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